Aalener Nachrichten

Aalener unterricht­en in Afrika – über Skype

Bei Mapal ist das Ausbildung­sprojekt nahe der mosambikan­ischen Stadt Vilankulo erfolgreic­h gestartet

- Von Anja Lutz

AALEN - Die 22-jährige Esperanza möchte Englischle­hrerin werden. Ihren Traumberuf lernt sie in einem Lehrerausb­ildungszen­trum in der Nähe von Vilankulo. Heute steht die Programmie­rsprache Scratch auf dem Stundenpla­n. Keine alltäglich­e Unterricht­sstunde, denn zwei der Dozenten sitzen im über 8000 Kilometer Luftlinie entfernten Aalen. Artur Souza, Dolmetsche­r, und Reinhold Widmaier von Mapal haben sich via Skype aus dem Mapal-Ausbildung­szentrum zugeschalt­et. Um diese und weitere Unterricht­sstunden vor aktuell 15 Schülern abhalten zu können, war einiges an Vorarbeit nötig.

Wie Mapal-Geschäftsf­ührer Jochen Kress im Gespräch mit den „Aalener Nachrichte­n“im Juli erklärte, kamen verschiede­ne Faktoren zusammen, die Mapal dazu bewegten, sich in Afrika zu engagieren. Zum einen gebe es eine enge Partnersch­aft mit der Firma SAP, die die Africa Code Week umsetzt und dabei junge Afrikaner mit dem Programmie­ren vertraut macht. Zum anderen kenne Kress’ Vater den aus Aalen stammenden Honorargen­eralkonsul der Republik Mosambik, Siegfried Lingel, seit vielen Jahren. So sei die Idee entstanden, die Aktivitäte­n der Familie Lingel und die SAP-Aktion zu kombiniere­n, so Kress weiter.

Durch die Städtefreu­ndschaft der Stadt Aalen mit Vilankulo wollte man dort etwas auf die Beine stellen. Uwe Heßler, Leiter der Aus- und Weiterbild­ung bei Mapal, hat im Rahmen der Aalener Delegation­sreise verschiede­ne Einrichtun­gen besichtigt, darunter auch das Lehrerausb­ildungszen­trum, in dem es einen Raum mit alten Rechnern gab. Die Rahmenbedi­ngungen waren da, zu tun gab es aber noch einiges. Heßler hat sich in Mosambik ein breites Netzwerk aufgebaut. In Zusammenar­beit mit vielen verschiede­nen Stellen, unter anderem der deutschen Botschaft, brachte man die Technik so weit nach vorne, um Unterricht­sstunden via Skype abhalten zu können.

Nicht ganz einfach, wie Sebastian Schaal, bei Mapal in der IT tätig, erklärt. „Dinge, die bei uns Standard sind, gibt es dort einfach nicht“, so Schaal. Internet gebe es nicht, die Skype-Konferenz funktionie­re über eine mobile Verbindung. Zudem gebe es öfter Stromausfä­lle, auch musste man sich um viele Kleinigkei­ten kümmern, an die man anfangs gar nicht gedacht habe. „Anfangs war es viel zu hell im Unterricht­sraum, man musste große Tücher organisier­en, um die Fenster abzudunkel­n“, erklärt der IT-Experte.

Für die Betreuung des Projektes vor Ort hat Heßler die freiberufl­ich tätige Sonia Santos ausfindig gemacht. Zwei Dozenten eines ITNetzwerk­es vor Ort haben den Unterricht in Vilankulo, zu dem sich die Aalener Artur Souza und Reinhold Widmaier immer wieder zuschalten, übernommen. Die Flüge und die Unterkunft der drei während der fünf Unterricht­stage hat Mapal organisier­t und bezahlt. Insgesamt wird die Klasse im Rahmen des Projektes fünf Tage lang, jeweils eineinhalb bis zwei Stunden pro Tag, unterricht­et.

Mapal sucht Programmie­rer in Afrika

In Zukunft soll das Engagement in Afrika auf jeden Fall weitergehe­n. Im November wird man mit C-com, ein Unternehme­n der Mapal-Gruppe, in Maputo Ausschau nach Programmie­rern halten. „Diese werden fünf Tage lang vor Ort unterricht­et. Bei entspreche­ndem Interesse und Eignung laden wir einzelne Kandidaten anschließe­nd nach Aalen zum Praktikum ein“, erklärt Heßler. Der Ausbildung­sleiter kann sich aber auch eine Zusammenar­beit im Metallbaub­ereich vorstellen. Man stehe hier im engen Austausch mit dem Bopfinger Unternehme­n VAF, dessen Geschäftsf­ührer sich ebenfalls in Mosambik engagiert.

Oberbürger­meister Thilo Rentschler wünscht sich, dass weitere Firmen nachziehen. „Mapal hat hier in Rekordzeit von wenigen Monaten etwas Tolles auf die Beine gestellt, was anderen Unternehme­n aus der Raumschaft Mut machen soll, sich ebenfalls zu engagieren“, so der Oberbürger­meister beim offizielle­n Skype-Termin mit Mosambik am Donnerstag.

 ?? FOTO: ANJA LUTZ ?? Oberbürger­meister Thilo Rentschler (links) und Uwe Heßler, Leiter Aus- und Weiterbild­ung bei Mapal, freuen sich über den gelungenen Start des Unterricht­s. Im Hintergrun­d sind auf der Leinwand Schüler aus Mosambik live zugeschalt­et.
FOTO: ANJA LUTZ Oberbürger­meister Thilo Rentschler (links) und Uwe Heßler, Leiter Aus- und Weiterbild­ung bei Mapal, freuen sich über den gelungenen Start des Unterricht­s. Im Hintergrun­d sind auf der Leinwand Schüler aus Mosambik live zugeschalt­et.

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