Evangelische Hüttenknechte im katholischen Unterkochen
Stadthistoriker Georg Wendt hält beim Geschichtsverein einen Vortrag zur Eisengewinnung
AALEN-UNTERKOCHEN - Über den Erzabbau und die Eisenverhüttung in der Aalener Bucht und speziell im Raum Unterkochen hat Stadtarchivar Georg Wendt berichtet. Der Aalener Geschichtsverein hatte am Mittwoch zu dem Vortrag „Eisen Schmiede Stahl“ins Unterkochener Rathaus eingeladen.
Das Interesse der Unterkochener Bürger war groß. Konrad Theiss, der Vorsitzende des Geschichtsvereins begrüßte rund 100 Besucher. Die erdgeschichtlichen Grundvoraussetzungen für den Erzabbau und die damit verbundene Eisenverhüttung in der Region wurden bereits vor rund 200 Millionen Jahren geschaffen, erläuterte Georg Wendt.
Damals bedeckte ein tropisches Meer unsere Breiten und die darin mündenden Flüsse spülten eisenhaltige Sedimente ein. „Etwas“später, vor rund 50 Millionen Jahren, falteten sich die Alpen und die Mittelgebirge auf und mithilfe der Urbrenz, die unsere Gegend nach Süden entwässerte, wurde die Aalener Bucht mit ihrem eisenhaltigen braunen Jura geformt.
Der erste Erzabbau
Der erste Erzabbau in Aalen im Bereich Burgstall und im Gebiet rechts und links der heutigen Ziegelstraße erfolgte Ende des 15. Jahrhunderts. Apollonia von Woellwarth initiierte die ersten Verhüttungen in Aalen und der Stuttgarter Unternehmer Jakob Fürderer betrieb einen ersten Erzabbau bei Unterkochen im Gewann Bohlrain ungefähr zwischen der Ziegelhütte und dem Pflaumbach. Die erste Eisenschmelze in Unterkochen wurde schließlich im Jahr 1518 am Weißen Kocher am heutigen östlichen Ortsrand errichtet.
Daher könne man, so Georg Wendt, in diesem Jahr das 500. Jubiläum der Eisengewinnung in unserer Region feiern. Anhand von Originaldokumenten aus dem Staatsarchiv in Ludwigsburg schilderte Georg Wendt die mit der Ansiedlung der Eisenschmelze verbundenen Umstände und Probleme mit der alteingesessenen Bevölkerung im Dorf Unterkochen. Die sogenannten Hüttenknechte waren nämlich Spezialisten, die vor allem aus dem württembergischen „Ausland“ins katholische Unterkochen kamen, und – schlimmer noch – sie waren überwiegend evangelisch.
Sorge um die Töchter
Die Unterkochener Bürger sorgten sich also um die „Jungfräulichkeit“ihrer Töchter. Auch der Streit ums Wasser war vor 500 Jahren immer wieder Thema. Die Eisenschmelze nutzte die Wasserkraft zum Betrieb der Blasebälge für den Brennofen, die Landwirte brauchten das Wasser jedoch, um ihre Felder und Wiesen zu bewässern. Trotz allem wurde die Eisengewinnung in unserer Region bekanntlich eine Erfolgsgeschichte und legte den Grundstein für die industrielle Entwicklung an Kocher und Brenz.