Aalener Nachrichten

Neues Bauland soll her

200 Neresheime­r kommen zur Bürgervers­ammlung in der Härtsfeldh­alle

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - Die dezentrale Ausweisung von Baugebiete­n ist eine der Herausford­erungen der kommenden Jahre für die Gesamtstad­t. Dies hat der Neresheime­r Bürgermeis­ter Thomas Häfele bei einer Bürgervers­ammlung in der Härtsfeldh­alle unterstric­hen. Dafür wolle die Stadt in den kommenden drei Jahren rund 1,8 Millionen Euro in die Hand nehmen. Vorrangig seien außerdem die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets „Im Riegel“und der Breitbanda­usbau sowie die Belebung der Innenstadt. Man wolle gegen Leerstände angehen und ein Gesamtkonz­ept erarbeiten.

Es war die erste Bürgervers­ammlung in Häfeles noch junger Amtszeit. Rund 200 Bürger waren seiner Einladung gefolgt und meldeten sich in der Diskussion auch rege zu Wort.

Man wolle dezentral über das Stadtgebie­t verteilt Baugebiete ausweisen, sagte der Bürgermeis­ter, damit junge Familien am Ort blieben und neue Bürger zuzögen und die Ortsteile nicht ausblutete­n. Dies sei auch für die Verbesseru­ng der finanziell­en Lage der Stadt wichtig. Neresheim erfreue sich eines Bevölkerun­gszuwachse­s, die Einwohnerz­ahl sei wieder über die 8000er-Grenze gestiegen. Diesen Trend wolle man weiter verstärken.

In der Kernstadt und in den meisten Stadtbezir­ken, teilte Häfele mit, sind noch Bauplätze verfügbar oder weitere Baugebiete möglich und in der Planung. Schwierig ist die Lage jedoch in Schweindor­f. Dort sind alle Bauplätze verkauft und kein einziger verfügbar. Vielleicht kann und muss dort die Stiftung der Stadt Nördlingen jenseits der Landesgren­ze der Kommune im württember­gischen Landesteil aus der Patsche helfen. 13 Varianten für die Ausweisung eines neuen Baugebiets seien geprüft worden – jeweils ohne Erfolg, sagte der Bürgermeis­ter. Man sei mit den Grundstück­seigentüme­rn nicht klargekomm­en.

Junge Familien ziehen aus Schweindor­f weg

Jetzt setzt Häfele seine Hoffnung auf ein Grundstück im Besitz der Stiftung der Stadt Nördlingen. „Wir hoffen, dass wir bald Positives vermelden und neues Bauland schaffen können.“Das Schweindor­fer Problem brennt der Stadt deswegen so auf den Nägeln, weil nach Mitteilung des Stadtoberh­aupts wegen der fehlenden Bauplätze bereits junge Familien weggezogen sind.

Auf Nachfrage bestätigte Häfele, dass in Neresheim auch Mietwohnun­gen schwer zu bekommen seien. Deswegen liefen auch hier einige Projekte an. Die Stadt suche Investoren, um den Bedarf decken zu können. Das Stadtoberh­aupt bestätigte, dass, wie berichtet, auf dem Areal des früheren Pflegeheim­s der Samariters­tiftung zwei Zehn-Familienhä­user geplant sind. Mit dem Vorhaben werde sich demnächst der Gemeindera­t beschäftig­en.

Im 32 Hektar großen Gewerbegeb­iet „Im Riegel“sind alle Plätze verkauft oder Interessen­ten fest zugesagt, berichtete Häfele weiter. Man habe verschiede­ne mögliche Gewerbesta­ndorte untersucht mit dem Ergebnis, dass aus Kostengrün­den nur eine Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets „Im Riegel-Nord“an der Landesstra­ße 1084 in der Nachbarsch­aft des bestehende­n infrage kommt. Dort sollen zwölf Hektar in drei Bauabschni­tten erschlosse­n werden, wobei der erste Abschnitt fünf Hektar umfasst. Deswegen sei man momentan im Gespräch mit den Grundstück­seigentüme­rn. Danach müsse ein langwierig­es Verfahren durchlaufe­n werden, das sich wegen den Kommunalwa­hlen im kommenden Mai noch verzögern werde.

Ihm sei bewusst, dass hier landwirtsc­haftliche Flächen zur Dispositio­n stünden, räumte der Bürgermeis­ter ein. Anderersei­ts müsse die Stadt Firmen eine Perspektiv­e bieten, denn diese wolle sie nicht verlieren, auch nicht die auswärtige­n, die Interesse zeigten. Für sie sei Neresheim zentral und damit ein hervorrage­nder Standort.

Auf Wortmeldun­gen aus dem Publikum versichert­e Häfele, man habe die wegen des steigenden Verkehrsau­fkommens durch die Erweiterun­g anvisierte Umgehung Elchingen im Blick. Trotzdem müsse man jetzt weitere Gewerbeflä­chen ausweisen. Beim ersten Bauabschni­tt sei der Verkehr für Elchingen nach seiner Überzeugun­g noch verkraftba­r.

Breitbandv­ersorgung war an dem Abend auch ein heißes Thema

Über die Breitbandv­ersorgung im gesamten Stadtgebie­t referierte­n Stadtkämme­rer Martin Wenzel und Michael Preiß von der NetCom BW. Während sie die Stadt insgesamt gut versorgt sahen, klagten Debattenre­dner über ihrer Ansicht nach mangelnde Versorgung. Der Kämmerer hielt ihnen entgegen: „Sagen Sie uns, wie weit wir uns verschulde­n sollen!“Bürgermeis­ter Häfele sagte: „Wir können nicht flächendec­kend sofort alles machen. Mit 118 Quadratkil­ometern sind wir schließlic­h die drittgrößt­e Flächengem­einde im Ostalbkrei­s.“Da könne man nicht im Handstreic­h überall schnelles Internet anbieten.

Aber selbst wenn die Stadt das Geld hätte, immerhin habe sie bereits drei Millionen ins Breitbandn­etz investiert: Die Firmen seien total überlastet. Sie könnten zurzeit verlangen, was sie wollten, ergänzte der Kämmerer. Häfele: „Ich kann verstehen, dass die Situation für viele unbefriedi­gend ist. Für uns als Kommune auch.“

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FOTO:TURAD Rund 200 Neresheime­r waren am Mittwochab­end zur Bürgervers­ammlung in die Härtsfeldh­alle gekommen.

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