Neues Bauland soll her
200 Neresheimer kommen zur Bürgerversammlung in der Härtsfeldhalle
NERESHEIM - Die dezentrale Ausweisung von Baugebieten ist eine der Herausforderungen der kommenden Jahre für die Gesamtstadt. Dies hat der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele bei einer Bürgerversammlung in der Härtsfeldhalle unterstrichen. Dafür wolle die Stadt in den kommenden drei Jahren rund 1,8 Millionen Euro in die Hand nehmen. Vorrangig seien außerdem die Erweiterung des Gewerbegebiets „Im Riegel“und der Breitbandausbau sowie die Belebung der Innenstadt. Man wolle gegen Leerstände angehen und ein Gesamtkonzept erarbeiten.
Es war die erste Bürgerversammlung in Häfeles noch junger Amtszeit. Rund 200 Bürger waren seiner Einladung gefolgt und meldeten sich in der Diskussion auch rege zu Wort.
Man wolle dezentral über das Stadtgebiet verteilt Baugebiete ausweisen, sagte der Bürgermeister, damit junge Familien am Ort blieben und neue Bürger zuzögen und die Ortsteile nicht ausbluteten. Dies sei auch für die Verbesserung der finanziellen Lage der Stadt wichtig. Neresheim erfreue sich eines Bevölkerungszuwachses, die Einwohnerzahl sei wieder über die 8000er-Grenze gestiegen. Diesen Trend wolle man weiter verstärken.
In der Kernstadt und in den meisten Stadtbezirken, teilte Häfele mit, sind noch Bauplätze verfügbar oder weitere Baugebiete möglich und in der Planung. Schwierig ist die Lage jedoch in Schweindorf. Dort sind alle Bauplätze verkauft und kein einziger verfügbar. Vielleicht kann und muss dort die Stiftung der Stadt Nördlingen jenseits der Landesgrenze der Kommune im württembergischen Landesteil aus der Patsche helfen. 13 Varianten für die Ausweisung eines neuen Baugebiets seien geprüft worden – jeweils ohne Erfolg, sagte der Bürgermeister. Man sei mit den Grundstückseigentümern nicht klargekommen.
Junge Familien ziehen aus Schweindorf weg
Jetzt setzt Häfele seine Hoffnung auf ein Grundstück im Besitz der Stiftung der Stadt Nördlingen. „Wir hoffen, dass wir bald Positives vermelden und neues Bauland schaffen können.“Das Schweindorfer Problem brennt der Stadt deswegen so auf den Nägeln, weil nach Mitteilung des Stadtoberhaupts wegen der fehlenden Bauplätze bereits junge Familien weggezogen sind.
Auf Nachfrage bestätigte Häfele, dass in Neresheim auch Mietwohnungen schwer zu bekommen seien. Deswegen liefen auch hier einige Projekte an. Die Stadt suche Investoren, um den Bedarf decken zu können. Das Stadtoberhaupt bestätigte, dass, wie berichtet, auf dem Areal des früheren Pflegeheims der Samariterstiftung zwei Zehn-Familienhäuser geplant sind. Mit dem Vorhaben werde sich demnächst der Gemeinderat beschäftigen.
Im 32 Hektar großen Gewerbegebiet „Im Riegel“sind alle Plätze verkauft oder Interessenten fest zugesagt, berichtete Häfele weiter. Man habe verschiedene mögliche Gewerbestandorte untersucht mit dem Ergebnis, dass aus Kostengründen nur eine Erweiterung des Gewerbegebiets „Im Riegel-Nord“an der Landesstraße 1084 in der Nachbarschaft des bestehenden infrage kommt. Dort sollen zwölf Hektar in drei Bauabschnitten erschlossen werden, wobei der erste Abschnitt fünf Hektar umfasst. Deswegen sei man momentan im Gespräch mit den Grundstückseigentümern. Danach müsse ein langwieriges Verfahren durchlaufen werden, das sich wegen den Kommunalwahlen im kommenden Mai noch verzögern werde.
Ihm sei bewusst, dass hier landwirtschaftliche Flächen zur Disposition stünden, räumte der Bürgermeister ein. Andererseits müsse die Stadt Firmen eine Perspektive bieten, denn diese wolle sie nicht verlieren, auch nicht die auswärtigen, die Interesse zeigten. Für sie sei Neresheim zentral und damit ein hervorragender Standort.
Auf Wortmeldungen aus dem Publikum versicherte Häfele, man habe die wegen des steigenden Verkehrsaufkommens durch die Erweiterung anvisierte Umgehung Elchingen im Blick. Trotzdem müsse man jetzt weitere Gewerbeflächen ausweisen. Beim ersten Bauabschnitt sei der Verkehr für Elchingen nach seiner Überzeugung noch verkraftbar.
Breitbandversorgung war an dem Abend auch ein heißes Thema
Über die Breitbandversorgung im gesamten Stadtgebiet referierten Stadtkämmerer Martin Wenzel und Michael Preiß von der NetCom BW. Während sie die Stadt insgesamt gut versorgt sahen, klagten Debattenredner über ihrer Ansicht nach mangelnde Versorgung. Der Kämmerer hielt ihnen entgegen: „Sagen Sie uns, wie weit wir uns verschulden sollen!“Bürgermeister Häfele sagte: „Wir können nicht flächendeckend sofort alles machen. Mit 118 Quadratkilometern sind wir schließlich die drittgrößte Flächengemeinde im Ostalbkreis.“Da könne man nicht im Handstreich überall schnelles Internet anbieten.
Aber selbst wenn die Stadt das Geld hätte, immerhin habe sie bereits drei Millionen ins Breitbandnetz investiert: Die Firmen seien total überlastet. Sie könnten zurzeit verlangen, was sie wollten, ergänzte der Kämmerer. Häfele: „Ich kann verstehen, dass die Situation für viele unbefriedigend ist. Für uns als Kommune auch.“