Horlacher übt offen Kritik an der IHK
Geschäftsmann wirft Kammer verschwenderischen Umgang mit Mitgliederbeiträgen vor
HÜTTLINGEN - Bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Gemeinde Hüttlingen und der IHK Ostwürttemberg hat Rainer Horlacher offen Kritik an der Kammer geübt. Er warf der IHK unter anderem einen verschwenderischen Umgang mit Mitgliederbeiträgen vor.
„Die IHK traut sich nach Hüttlingen. Das ist aller Ehren wert“, sagte Bürgermeister Günter Ensle zu Beginn der Veranstaltung. Diese Aussage entbehrte nicht einer gewissen Brisanz, da in Hüttlingen mit Rainer Horlacher ein Geschäftsmann ansässig ist, der der Industrie- und Handelskammer offen kritisch gegenübersteht.
Horlacher ist Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins Hüttlingen und gewähltes Mitglied der IHK-Vollversammlung. Seine Mitgliedschaft in der IHK betrachtet er als sogenannte Zwangsmitgliedschaft. Fakt ist, dass jeder Firmeninhaber per Gesetz automatisch IHKMitglied wird und somit beitragspflichtig ist. „Das mag der eine oder andere als ungerecht empfinden, ist aber laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts vollkommen rechtens“, sagte Thorsten Drescher, Geschäftsfeldleiter für das Referat „Recht und Steuern“bei der IHK Ostwürttemberg. Drescher und sein Kollege André Louis vom Referat „Ausbildungspolitik und Grundsatzfragen“folgten einer Einladung der Gemeinde Hüttlingen zu einer Veranstaltung, bei der interessierte Gewerbetreibende über die Aufgaben und die Angebote der IHK an ihre Mitglieder informiert werden sollten.
Die Hälfte der Mitglieder ist beitragspflichtig
Insgesamt vertrete die IHK Ostwürttemberg die Interessen von 32 000 Mitgliedsunternehmen in der Region. Davon seien etwa die Hälfte beitragspflichtig. „Die andere Hälfte der Mitglieder sind Kleinunternehmer, die zum Beispiel von der Gewerbesteuer befreit sind“, sagte Thorsten Drescher.
„Nun aber plant die IHK Ostwürttemberg bereits die nächste Sauerei,“kritisierte Horlacher. Trotz robuster Wirtschaftslage und dem damit verbundenen höheren Steueraufkommen und damit automatisch auch höheren IHK-Beiträgen wolle die Kammer im November eine zusätzliche Erhöhung der Beitragsumlage beschließen. Er vertrat die Auffassung, dass das den seit Jahren steigenden Personalausgaben geschuldet sei. Gleichzeitig sollen laut Horlacher die angeblich klammen Kassen bei den Pensionsrücklagen gefüllt werden. „Hier geht es um unser Geld. Hier sollten wir uns gegen die Selbstbedienung wehren“, sagte Horlacher und handelte sich ein deutliches Kontra von Drescher ein. „Ihre Annahme von einer anstehenden Erhöhung der Beitragsumlage ist durch nichts belegt und aus der Luft gegriffen“, sagte Drescher. Er bestätigte aber, dass es Defizite in den Pensionsrücklagen gebe. An der Lösung dieses Problems werde aktuell noch gearbeitet.
Auch beim Thema Interessenvertretung und Transparenz gehen die Ansichten Horlachers und die der IHK auseinander. „Ich fühle mich vom ADAC besser vertreten als von der IHK. Da kriege ich für mein Geld wenigstens eine Leistung, die ich so bei der IHK nicht sehe“, sagte Horlacher. Er will mehr Transparenz bei der Höhe der Gehälter der IHK-Geschäftsführer. Eine Antwort auf eine diesbezügliche Frage sei ihm bislang verweigert worden. Auch diesen Vorwurf konnte Drescher nicht nachvollziehen. Die Transparenz im Bezug auf die Gehälter sei gegeben und sei sogar im Internet nachzulesen.
Es sei aber auch so, dass die Dienstleistungen und Angebote der IHK in vielen Belangen auch gut und wertvoll seien, räumte ein Besucher der Info-Veranstaltung ein. Oft fehle jedoch eine ausreichende Kommunikation zwischen der IHK und ihren Mitgliedern.