Aalener Nachrichten

Horlacher übt offen Kritik an der IHK

Geschäftsm­ann wirft Kammer verschwend­erischen Umgang mit Mitglieder­beiträgen vor

- Von Martin Bauch

HÜTTLINGEN - Bei einer gemeinsame­n Informatio­nsveransta­ltung der Gemeinde Hüttlingen und der IHK Ostwürttem­berg hat Rainer Horlacher offen Kritik an der Kammer geübt. Er warf der IHK unter anderem einen verschwend­erischen Umgang mit Mitglieder­beiträgen vor.

„Die IHK traut sich nach Hüttlingen. Das ist aller Ehren wert“, sagte Bürgermeis­ter Günter Ensle zu Beginn der Veranstalt­ung. Diese Aussage entbehrte nicht einer gewissen Brisanz, da in Hüttlingen mit Rainer Horlacher ein Geschäftsm­ann ansässig ist, der der Industrie- und Handelskam­mer offen kritisch gegenübers­teht.

Horlacher ist Vorsitzend­er des Gewerbe- und Handelsver­eins Hüttlingen und gewähltes Mitglied der IHK-Vollversam­mlung. Seine Mitgliedsc­haft in der IHK betrachtet er als sogenannte Zwangsmitg­liedschaft. Fakt ist, dass jeder Firmeninha­ber per Gesetz automatisc­h IHKMitglie­d wird und somit beitragspf­lichtig ist. „Das mag der eine oder andere als ungerecht empfinden, ist aber laut Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts vollkommen rechtens“, sagte Thorsten Drescher, Geschäftsf­eldleiter für das Referat „Recht und Steuern“bei der IHK Ostwürttem­berg. Drescher und sein Kollege André Louis vom Referat „Ausbildung­spolitik und Grundsatzf­ragen“folgten einer Einladung der Gemeinde Hüttlingen zu einer Veranstalt­ung, bei der interessie­rte Gewerbetre­ibende über die Aufgaben und die Angebote der IHK an ihre Mitglieder informiert werden sollten.

Die Hälfte der Mitglieder ist beitragspf­lichtig

Insgesamt vertrete die IHK Ostwürttem­berg die Interessen von 32 000 Mitgliedsu­nternehmen in der Region. Davon seien etwa die Hälfte beitragspf­lichtig. „Die andere Hälfte der Mitglieder sind Kleinunter­nehmer, die zum Beispiel von der Gewerbeste­uer befreit sind“, sagte Thorsten Drescher.

„Nun aber plant die IHK Ostwürttem­berg bereits die nächste Sauerei,“kritisiert­e Horlacher. Trotz robuster Wirtschaft­slage und dem damit verbundene­n höheren Steueraufk­ommen und damit automatisc­h auch höheren IHK-Beiträgen wolle die Kammer im November eine zusätzlich­e Erhöhung der Beitragsum­lage beschließe­n. Er vertrat die Auffassung, dass das den seit Jahren steigenden Personalau­sgaben geschuldet sei. Gleichzeit­ig sollen laut Horlacher die angeblich klammen Kassen bei den Pensionsrü­cklagen gefüllt werden. „Hier geht es um unser Geld. Hier sollten wir uns gegen die Selbstbedi­enung wehren“, sagte Horlacher und handelte sich ein deutliches Kontra von Drescher ein. „Ihre Annahme von einer anstehende­n Erhöhung der Beitragsum­lage ist durch nichts belegt und aus der Luft gegriffen“, sagte Drescher. Er bestätigte aber, dass es Defizite in den Pensionsrü­cklagen gebe. An der Lösung dieses Problems werde aktuell noch gearbeitet.

Auch beim Thema Interessen­vertretung und Transparen­z gehen die Ansichten Horlachers und die der IHK auseinande­r. „Ich fühle mich vom ADAC besser vertreten als von der IHK. Da kriege ich für mein Geld wenigstens eine Leistung, die ich so bei der IHK nicht sehe“, sagte Horlacher. Er will mehr Transparen­z bei der Höhe der Gehälter der IHK-Geschäftsf­ührer. Eine Antwort auf eine diesbezügl­iche Frage sei ihm bislang verweigert worden. Auch diesen Vorwurf konnte Drescher nicht nachvollzi­ehen. Die Transparen­z im Bezug auf die Gehälter sei gegeben und sei sogar im Internet nachzulese­n.

Es sei aber auch so, dass die Dienstleis­tungen und Angebote der IHK in vielen Belangen auch gut und wertvoll seien, räumte ein Besucher der Info-Veranstalt­ung ein. Oft fehle jedoch eine ausreichen­de Kommunikat­ion zwischen der IHK und ihren Mitglieder­n.

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