Digitale Probleme
Lebensmittelhändler Feneberg gibt Online-Shop auf
RAVENSBURG - Der Lebensmittelhändler Feneberg stellt die Auslieferungen in seinem Münchner OnlineShop Freshfoods ein. „Trotz hoher Anstrengungen und viel Herzblut müssen wir die eigene Auslieferung aufgrund der hohen Investitionen leider kommende Woche einstellen“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens, das der Allgäuer Familienkonzern erst im Jahr 2015 zu einhundert Prozent übernommen hatte. Freshfoods wollte am Mittwoch das letzte Mal liefern. Feneberg kündigte den Kunden einen „einfachen Übergang zu Bringmeister“, dem OnlineSupermarkt des Rivalen Edeka, an.
Zu den Hintergründen für die Einstellung von Freshfoods wollte sich Feneberg am Mittwoch auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“nicht äußern. Auch die Frage, ob Feneberg mit Freshfoods jemals Geld verdient hat, beantwortete das Unternehmen mit Hauptsitz in Kempten nicht. Die parallel zu Freshfoods laufende Kooperation von Feneberg mit Amazon, dem weltgrößten Online-Händler, geht dagegen offenbar weiter. Am Mittwochnachmittag waren jedenfalls Produkte des Allgäuer Lebensmittelhändlers, das von den Brüdern Hannes und Christoph Feneberg geführt wird, im Prime-Now-Shop von Amazon im Postleitzahlenbereich München zu finden. Die Kooperation zwischen Amazon und Feneberg läuft seit Juni 2017 – der Allgäuer Lebensmittelhändler hat die Zusammenarbeit vor allem als Möglichkeit gesehen, Erfahrungen im digitalen Bereich zu sammeln. „Neugier“, hatte Hannes Feneberg im Januar im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“auf die Frage geantwortet, warum er die Kooperation mit dem US-Unternehmen eingegangen sei. „Momentan verdienen wir kein Geld“, erklärte Feneberg weiter. „Wir investieren in ein Zukunftsprojekt.“Wie das Unternehmen die Zusammenarbeit 16 Monate nach dem Start sieht, ist unklar. Klar ist, dass die Mindestlaufzeit des Kooperationsvertrags mit Amazon wohl Ende des Jahres ausläuft.
Sein Hauptgeschäft macht Feneberg mit Lebensmitteln im stationären Einzelhandel. Einen bedeutenden Teil der Lebensmittel stellt das Unternehmen beispielsweise in seiner Großmetzgerei entweder selbst her oder lässt es von Beteiligungs- oder Schwestergesellschaften produzieren. Dazu kommt das einzigartige Lieferkonzept „Von hier“, bei dem Feneberg mit Bauern, vor allem aus dem Allgäu, feste Lieferverträge schließt, um regionale Produkte herstellen zu lassen. Die aktuellesten Zahlen, die Feneberg veröffentlicht hat, stammen aus dem Geschäftsjahr 2015/16: In der Zeit erwirtschaftete Feneberg mit etwa 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von 365,1 Millionen Euro und schrieb einen Verlust von 8,5 Millionen Euro, der laut Finanzbericht vor allem auf den Umbau der Metzgerei und Altersrückstellungen zurückzuführen war.