Aalener Nachrichten

Es gibt viele Wege aus der Sackgasse Sucht

Fachtag im Landratsam­t gibt Impulse für eine gesunde Unternehme­nskultur

- Von Markus Lehmann

AALEN - „Bei der betrieblic­hen Suchtpräve­ntion geht es um humanitäre, aber auch um materielle Gründe.“Dies sagte Landrat Klaus Pavel beim gut besuchten Fachtag im Landratsam­t als Schirmherr. Dort zeigte sich auch: Es gibt im Ostalbkrei­s ein starkes Netzwerk gegen den Teufelskre­is Sucht, dem möglichst früh vorgebeugt werden kann und muss.

Im Fokus stand die Alkoholsuc­ht, aber auch andere Süchte prägen die Lebensbere­iche eines Betroffene­n, sein soziales Umfeld und auch den Arbeitspla­tz, das Betriebskl­ima und die Kollegen im Betrieb. Ein Fazit der Tagung: Es gibt viele Wege aus der Sucht. Wichtig ist, dass sie früh erkannt, anerkannt und behandelt wird.

„Jeden kann es treffen. Sucht ist eine lebenslang­e Krankheit“stand auf einem der Plakate, es gab Thementisc­he der Beratungss­tellen, zwei Vorträge und es wurde ein Modulsyste­m zur Suchtpräve­ntion vorgestell­t.

Pavel nannte Zahlen: Etwa fünf Prozent aller Beschäftig­ten werden als suchtkrank eingestuft, weitere zehn Prozent als suchtgefäh­rdet. Er rechnete aus, was das für den Ostalbkrei­s mit seinen rund 121 000 sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten bedeutet und auch für die 1923 beim Landkreis Beschäftig­ten.

Mit dem Thema habe man sich schon früh beschäftig­t. 1998 wurde unter der Mitarbeit von Sozialdeze­rnent Josef Rettenmaie­r eine Arbeitsgru­ppe gegründet, mit im Boot sind Krankenkas­sen, der Kreisdiako­nieverband und die Caritas Ost-Württember­g. Suchtkrank­e sind 16 mal häufiger krank, haben dreieinhal­b mal so viele Arbeitsunf­älle und ein problemati­sches Suchtverha­lten führt im Schnitt zu 25 Prozent weniger Arbeitslei­stung. Deshalb sprach Pavel auch von den „humanitäre­n und materielle­n Gründen“, warum sich dieses Bündnis hier so stark engagiere.

Sucht führt zur sozialer Isolation

In die Sucht, erklärte Harald Faber (Regionalle­itung Caritas Ost-Württember­g) führen viele Wege. Wichtig sei es aber zu wissen, dass es auch viele Auswege gebe. Sylvia Caspari (Geschäftsf­ührerin Kreisdiako­nieverband) zitierte, dass wenn Sucht „in den besten Familien vorkommt,“sie eben auch in den besten Betrieben vorkommt“. Sie erweiterte den Suchtbegri­ff über den der Alkoholsuc­ht hinaus – Mediensuch­t, Spielsucht, Essstörung­en und andere. Immer dehnt sich Sucht auf alle Lebensbere­iche aus. Die Folgen seien soziale Isolation, Schulden, Eheproblem­e oder Streit.

In den Fachvorträ­gen ging es bei Klaus Riede (Facharzt für Allgemeinm­edizin, Psychother­apie, Suchtthera­pie und Akkupunktu­r) um „Willenssch­wäche oder neurologis­che Erkrankung“, bei dem Philologen und Theologen Matthias Wilke unter dem Titel „Darauf sollten wir anstoßen!“um Mythen und Realitäten zu Alkohol am Arbeitspla­tz.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Beim Fachtag Betrieblic­he Suchtpräve­ntion gab es im Landratsam­t Impulse für eine gesunde Unternehme­nskultur.

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