Es gibt viele Wege aus der Sackgasse Sucht
Fachtag im Landratsamt gibt Impulse für eine gesunde Unternehmenskultur
AALEN - „Bei der betrieblichen Suchtprävention geht es um humanitäre, aber auch um materielle Gründe.“Dies sagte Landrat Klaus Pavel beim gut besuchten Fachtag im Landratsamt als Schirmherr. Dort zeigte sich auch: Es gibt im Ostalbkreis ein starkes Netzwerk gegen den Teufelskreis Sucht, dem möglichst früh vorgebeugt werden kann und muss.
Im Fokus stand die Alkoholsucht, aber auch andere Süchte prägen die Lebensbereiche eines Betroffenen, sein soziales Umfeld und auch den Arbeitsplatz, das Betriebsklima und die Kollegen im Betrieb. Ein Fazit der Tagung: Es gibt viele Wege aus der Sucht. Wichtig ist, dass sie früh erkannt, anerkannt und behandelt wird.
„Jeden kann es treffen. Sucht ist eine lebenslange Krankheit“stand auf einem der Plakate, es gab Thementische der Beratungsstellen, zwei Vorträge und es wurde ein Modulsystem zur Suchtprävention vorgestellt.
Pavel nannte Zahlen: Etwa fünf Prozent aller Beschäftigten werden als suchtkrank eingestuft, weitere zehn Prozent als suchtgefährdet. Er rechnete aus, was das für den Ostalbkreis mit seinen rund 121 000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bedeutet und auch für die 1923 beim Landkreis Beschäftigten.
Mit dem Thema habe man sich schon früh beschäftigt. 1998 wurde unter der Mitarbeit von Sozialdezernent Josef Rettenmaier eine Arbeitsgruppe gegründet, mit im Boot sind Krankenkassen, der Kreisdiakonieverband und die Caritas Ost-Württemberg. Suchtkranke sind 16 mal häufiger krank, haben dreieinhalb mal so viele Arbeitsunfälle und ein problematisches Suchtverhalten führt im Schnitt zu 25 Prozent weniger Arbeitsleistung. Deshalb sprach Pavel auch von den „humanitären und materiellen Gründen“, warum sich dieses Bündnis hier so stark engagiere.
Sucht führt zur sozialer Isolation
In die Sucht, erklärte Harald Faber (Regionalleitung Caritas Ost-Württemberg) führen viele Wege. Wichtig sei es aber zu wissen, dass es auch viele Auswege gebe. Sylvia Caspari (Geschäftsführerin Kreisdiakonieverband) zitierte, dass wenn Sucht „in den besten Familien vorkommt,“sie eben auch in den besten Betrieben vorkommt“. Sie erweiterte den Suchtbegriff über den der Alkoholsucht hinaus – Mediensucht, Spielsucht, Essstörungen und andere. Immer dehnt sich Sucht auf alle Lebensbereiche aus. Die Folgen seien soziale Isolation, Schulden, Eheprobleme oder Streit.
In den Fachvorträgen ging es bei Klaus Riede (Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapie, Suchttherapie und Akkupunktur) um „Willensschwäche oder neurologische Erkrankung“, bei dem Philologen und Theologen Matthias Wilke unter dem Titel „Darauf sollten wir anstoßen!“um Mythen und Realitäten zu Alkohol am Arbeitsplatz.