Aalener Nachrichten

Von der Propaganda bis zum Massenmord

Ausstellun­g „Angezettel­t“zeigt Hetze und Hass von der Kaiserzeit bis heute

- Von Markus Lehmann Rathausfoy­er

AALEN - Am 9. November 1938 ist aus Diskrimini­erung die systematis­che Verfolgung der deutschen Juden geworden. Drei Jahre später wurden aus der Verfolgung ein industrial­isierter Massenmord und der Holocaust. Am Freitag jährte sich die Reichspogr­omnacht zum 80. Mal, in der auch in Aalen Geschäfte jüdischer Bürger geplündert wurden.

Im Rathaus ist seit Freitag die Ausstellun­g „Angezettel­t“zu sehen. Aalen ist die erste Kommune, die sie zeigt. Es geht darum, wie von der Kaiserzeit bis heute mit Plakaten, Aufklebern und Stickern Hass und Rassismus gegen Minderheit­en propagiert wurde und wird. Der Schwerpunk­t liegt auf antisemiti­scher Hetze, aber auch antiislami­sche Propaganda und Fremdenfei­ndlichkeit werden beleuchtet.

Die Ausstellun­g, in die Kuratorin Isabel Enzenbach (Zentrum für Antisemiti­smusforsch­ung) einführte, zeigt historisch­e Dokumente der Propaganda: Vom Metzger, der auf einer Art Wertsiegel versichert, seine Wurst habe nichts mit Juden zu tun, über unverhohle­nen Hass bis hin zum Gewaltaufr­uf gegen Menschen, die eine andere Religion haben oder aus einem anderen Kulturkrei­s stammen. Meist sind diese „Marken“klein, fast unscheinba­r. Aber nicht harmlos. Die Texte zur Ausstellun­g sind in Deutsch und Englisch und so heißt sie auch „Sticky Messages“. Oberbürger­meister Thilo Rentschler erinnerte eindringli­ch, wie ab 1933 in Deutschlan­d über zwölf Jahre lang das absolut Böse Fuß fassen konnte und an Deutschlan­ds allerdunke­lstes Kapitel. Zunächst mit den Mitteln der Propaganda, dann der Hetze über die weiteren Stufen zum millionenf­achen Massenmord. Was in Deutschlan­d mit der Reichspogr­omnacht begann, sei unsäglich gewesen. Deshalb sei es so wichtig, dass man sich daran erinnere. Und genau das macht diese Ausstellun­g, erklärt Alfred Geisel vom Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“, auf dessen Initiative sie nach Aalen kam. Und zwar, so Geisel, nicht als reißerisch­e Schau, sondern als sehr gelungene und aufschluss­reiche Dokumentat­ion. Sie zeige, wie andere Menschen ausgegrenz­t werden oder wie gegen sie agitiert wurde und wird. Und wie niederträc­htig entlarvend solche Parolen bis in die Gegenwart übertragen werden. Die Ausstellun­g im ist bis 20. Januar 2019 zu sehen während der üblichen RathausÖff­nungszeite­n, Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr und an den Feiertagen.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Die Ausstellun­g „Angezettel­t“zeigt Hetze und Propaganda nicht nur, aber vor allem gegen die deutschen Juden. Auf Initiative von Alfred Geisel (links im Bild) ist sie jetzt im Aalener Rathaus-Foyer zu sehen.
FOTO: MARKUS LEHMANN Die Ausstellun­g „Angezettel­t“zeigt Hetze und Propaganda nicht nur, aber vor allem gegen die deutschen Juden. Auf Initiative von Alfred Geisel (links im Bild) ist sie jetzt im Aalener Rathaus-Foyer zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany