Gedenken an die ermordeten Aalener Juden
Erinnerung an die Reichspogromnacht: Schweigemarsch um die Stolpersteine vor der Aalener VR-Bank
AALEN - 80 Jahre nach dem Herbstpogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 haben Aalener an jene Aalener erinnert, die damals vertrieben oder ermordet wurden. Und das nur, weil sie jüdischer Abstammung oder jüdischen Glaubens waren. Nach einem Gottesdienst in der Stadtkirche bildete ein Schweigemarsch um die Stolpersteine vor der VR-Bank einen Kreis des Gedenkens. Im nächsten Jahr sollen in Aalen weitere solcher Messingplatten im Gehweg an das Schicksal der ehemaligen Aalener Juden erinnern.
Seit 1996 verlegt Gunter Demnig solche Stolpersteine, allein im Februar dieses Jahres waren es acht. Einen in der Oesterleinstraße 10 im Gedenken an Fanny Kahn, sieben als Erinnerung an die Familie Heilbron in der Bahnhofstraße 18. Für Pfarrer Bernhard Richter sind diese Quadrate im Bürgersteig „Orte des Erinnerns und des Gedenkens“, sie dienten laut Winter aber auch dazu, „in der Wachsamkeit gerüstet zu werden.“Die Bahnhofstraße, erinnerte Volkmar Wieland (Aalener Stolpersteininitiative), war früher gewissermaßen das Zentrum der Stadt. Hier führte die Familie Heilbron fast 30 Jahre lang das erste Kaufhaus Aalens. Angesichts der nationalsozialistischen Propaganda und Judenhetze sahen sie sich gezwungen, ihre Heimat Aalen zu verlassen und nach Wiesbaden zu ziehen. Gerade in der heutigen Zeit, in der wieder regelmäßig Menschen jüdischen Glaubens und anders Denkende diskriminiert werden, sei es wichtig, dem Einhalt zu gebieten, appellierte Wieland.
Die Initiative recherchiert momentan über die Hintergründe der Vertreibung beziehungsweise der Ermordung von acht weiteren Aalenern. Geplant ist im kommenden Jahr die Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Pappenheimer in der Bahnhofstraße, für Norbert Tugendhat an seiner Schule vor dem SG, für Johannes Schneider (Beinstraße), Karl Schiele, Hofherrnstraße und für Karolina Fürst aus Fachsenfeld, die von den Nazis als geistig behindert eingestuft wurde. Sie wurde in der Tötungsanstalt Grafeneck ermordet.