Götterdämmerung der etwas anderen Art
Die Badische Landesbühne inszenierte beim Gastspiel im Wi.Z energiegeladen Goethes Urfaust
AALEN - Der Teufelspaktierer als eine Art sinistrer Rock-Star. Die „gehörnte Hand“aus der Heavy-MetalSzene auf dem Cover des Begleitbuches und überhaupt unkonventionell und energiegeladen hat die Badische Landesbühne in einem Gastspiel beim Theater der Stadt Aalen den Urfaust gegeben.
Das Ensemble hat Goethes Lehrstück um die rastlose Suche nach dem Sinn des Lebens und nach dem absoluten Wissen in die Jetzt-Zeit adaptiert und für die Zielgruppe inszeniert. Das Werk des jungen Stürmers und Drängers ist in BadenWürttemberg Sternchenthema im Deutsch-Abi 2019. Bei den Schülern scheint diese Fassung ziemlich gut angekommen zu sein.
Denn vor allem Gymnasiasten aus Aalen und dem Ostalbkreis sitzen im voll besetzten Saal im vierten Stock des Wi.Z. Schon die Eingangsszene zeigt, wie das Ensemble (Inszenierung Joerg Bitterich) Goethes Stück, entstanden zwischen 1772 und 1775 in Frankfurt am Main, anpackt. Stockdunkel ist es, aus dem Off kommen Funksprüche wie aus einem Flugzeug, untermalt von tiefen, düsteren Klängen. Nur ein fahler Scheinwerferstrahl macht die halbdunkle Szene sichtbar. Eine schwarze Gestalt huscht herum, in einem Kleiderhaufen liegen zwei Menschen. Das Ganze erinnert an eine schreckliche Flugzeugkatastrophe. Faust (Frederik Kienle) pellt sich aus einer Schicht Klamotten, umgeben von zunächst zombiehaften Wesen – Dämonen oder die Götter? Götterdämmerung der etwas anderen Art?
In die Rolle des Mephisto schlüpft Franziska Plüschke, in die der Kindsmörderin Margaretha Yasmin Vanessa Münter. Der Inhalt muss nicht näher erklärt werden. Auch das Ensemble setzt Grundlagen voraus, um sich ganz auf eine eindringliche Inszenierung zu konzentrieren. Dieser Urfaust spielt mit Mythen und modernen Heldenfiguren in Blau-Rot, mit Streben nach Ruhm, mit Verführung, Unschuld und dem Untergang. Teils wird das als Art Rock-Oper inszeniert, stellenweise in Englisch: Gar nicht schlecht also, wer nächstes Jahr auch darin im Abitur geprüft wird.