Jazzfest goes back to the roots
Ola Onabulé, Magnus Lindgren und die SWR Big Band rocken am Freitagabend die Stadthalle
AALEN - Nach der gewagten Kombination von Jazz und Musik aus der italienischen Renaissance am Mittwoch in der Villa Stützel und dem nicht minder experimentierfreudigem Programm mit Michael Wollny und Keraamika am Donnerstag hieß es am Jazzfest-Freitag in der Stadthalle: „Back to the roots.“Matthew Whitaker Trio, das Al-Jarreau-Tribute der SWR Big Band, Hailey Tuck im großen Saal, Pamela Méndez und Tortured Soul und Dimitri From Paris im Restaurant.
Das Matthew Whitaker Trio übernahm auf der Bühne in der fast magisch illuminierten Stadthalle das Opening mit Mainstreamjazz im Stile von Larry Young und Oscar Peterson und die SWR Big Band mit Ola Onabulé rockte mit einem rasanten Auftritt die Halle.
Dazwischen bot die folkloristisch angehauchte Musik von Hailey Tuck Gelegenheit zum Verschnaufen, ehe es mit Pamela Méndez, Tortured Soul und DJ Dimitri in eine lange Partynacht ging.
Matthew Whitaker: ein wahrer Wirbelwind an den Tasten
Der 17-jährige, von Geburt an blinde Matthew Whitaker verblüffte die Zuhörer nicht nur damit, wie er gleichzeitig mit einer Hand am Flügel und mit der anderen auf einer Hammondorgel spielte. Er entpuppte sich auch als wahrer Wirbelwind, oder besser gesagt als Hurrikan – natürlich im positiven Sinn – auf dem Klavier.
Die SWR Big Band unter der Leitung ihres „Artist in resident“, dem schwedischen Saxofonisten Magnus Lindgren, sollte mit ihrem aktuellen Programm „A tribute to Al Jarreau“eigentlich nur bis 22 Uhr spielen. Daraus wurde nichts. Ola Onabulé musste nämlich die Zuhörer nicht lange bitten aufzustehen, mitzutanzen und zu klatschen. Das Resultat war, dass das restlos begeisterte Publikum die Band erst kurz vor 23 Uhr von der Bühne ließ.
Präzise Satzarbeit und spektakuläre Soli von Marc Godfroid (Posaune), Karl Farrent (Trompete) und Matthias Erlewein (Saxofon) rissen die Besucher von den Sitzen. Und beim ebenso legendären wie unverwüstlichen „Spain“von Chick Corea durfte auch Matthew Whitaker am Flügel mitmachen. Aus diesem perfekten, ambitionierten und groovende Sound der Band entstand mit der emotionalen, souligen Stimme von Ola Onabule eine brandheiße musikalische Mischung.
Lauwarmer Auftritt von Hailey Tuck aus Texas
Eher lauwarm fühlte sich dagegen zuvor der Auftritt der Texanerin Hailey Tuck und ihrer Band an. Im grünen Hängerkleidchen mit schwarzer Bubikopffrisur und ihrer Kleinmädchenstimme verkörperte sie das nette Girl von nebenan – manchmal ein bisschen kess, aber ansonsten sehr brav. Songs von den legendären Kinks oder auch „Don’t Think Twice“von Bob Dylan gehörten neben Folksongs zu ihrem Repertoire, wobei man irgendwie immer darauf wartete, dass sie gleich ein Seil auspacken und auf der Bühne ein wenig Seilhüpfen würde.
Auf der Bühne im ehemaligen Stadthallenrestaurant ging es später zunächst etwas zäh mit der Sängerin und Gitarristin Pamela Méndez weiter. Das Trio mit dem schönen Namen Tortured Soul brachte dann gegen Mitternacht die Party der rund hundert Unermüdlichen besser in Schwung, und als später DJ Dimitri auflegte, war um halb zwei noch lange nicht Schluss...