Aalener Nachrichten

Der Wirtschaft fehlen nicht nur Fachkräfte

IHK-Vollversam­mlung beschäftig­t sich mit der Situation auf dem Arbeitsmar­kt

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HEIDENHEIM (ij) - In ihrer Herbstsitz­ung hat die IHK-Vollversam­mlung über die derzeitige­n Entwicklun­gen auf dem Ausbildung­s- und Arbeitsmar­kt sowie aktuelle Maßnahmen der Wirtschaft­sförderung beraten. Und es gab eine Änderung im IHK-Präsidium: Aus dem ZeissVorst­and folgt Dr. Matthias Metz auf Thomas Spitzenpfe­il.

Ein bedenklich­es Stimmungsb­ild ergab die Aussprache über die aktuelle Situation auf dem Ausbildung­sund Arbeitsmar­kt. Branchenüb­ergreifend fehlten nicht nur Fachkräfte, auch Hilfsarbei­er seien mittlerwei­le Mangelware, so der übereinsti­mmende Tenor. Insbesonde­re die Dienstleis­tungsbranc­hen täten sich schwer ausreichen­d Personal zu finden, hier vor allem in den Bereichen Logistik und Gastronomi­e. Dringend benötigte Berufskraf­tfahrer würden mittlerwei­le vor allem aus Osteuropa rekrutiert. Der Bedarf könne so zwar gedeckt werden, allerdings erschwere der angespannt­e Wohnungsma­rkt die Mitarbeite­rsuche. Angesichts der unveränder­t guten Konjunktur und der demografis­chen Entwicklun­g werde sich die Problemati­k weiter verschärfe­n, war man sich einig

Einwanderu­ngsgesetz und Spurwechse­l werden begrüßt

IHK-Präsident Markus Maier: „Aus dem Fachkräfte­mangel ist ein Arbeitskrä­ftemangel geworden. Es geht um jede helfende Hand.“Vor diesem Hintergrun­d begrüßte die Vollversam­mlung die Pläne der Koalitions­regierung für eine konkrete Ausgestalt­ung eines Einwanderu­ngsgesetze­s sowie eines Spurwechse­ls für geduldete Flüchtling­e. Es sollten mehrere Regelungen gelockert werden, um den Fachkräfte­mangel einzudämme­n. So sollte künftig zum Beispiel jeder mit „anerkannte­r Qualifikat­ion“und Arbeitsver­trag in Deutschlan­d arbeiten dürfen. Auch sollen Asylbewerb­er, die sich in Ausbildung befinden, in dieser Zeit nicht abgeschobe­n werden. Mit dem Spurwechse­l sollen Flüchtling­e mit einem Arbeitspla­tz auch bei einem negativen Asylbesche­id in Deutschlan­d bleiben können.

Über aktuelle Themen der Wirtschaft­sförderung informiert­e IHKHauptge­schäftsfüh­rerin Michaela Eberle das Gremium. Hierzu zählen unter anderem die erfolgreic­he Premiere der Mitmachaus­stellung Make Ostwürttem­berg mit über 9000 Besuchern und die Delegation­sreise „Ostwürttem­berg meets Austria“nach Wien mit zahlreiche­n Folgekonta­kten. Erfolgreic­h entwickelt hat sich auch das Projekt Digitalisi­erungszent­rum Ostwürttem­berg. Die Fördergeld­er seien geflossen; das Konzept befände sich jetzt in der Umsetzung und die drei Standorte in der Region werden aufgebaut.

In den Haushaltsb­eratungen verabschie­dete die IHK-Vollversam­mlung den geprüften Jahresabsc­hluss 2017. Nach Jahren geprägt von einem deutlichen Abbau der Rücklagen endete das Finanzjahr 2017 mit einem Ertrag von null Euro bei einer Entnahme aus den Rücklagen von knapp 1,1 Millionen Euro. Zudem wurde der Wirtschaft­splan 2019 verabschie­det, der weiterhin stark durch das anhaltende Niedrigzin­sumfeld bestimmt ist. Um die künftige Handlungsf­ähigkeit der IHK Ostwürttem­berg sicherzust­ellen, folgte die IHK Vollversam­mlung mit großer Mehrheit dem Vorschlag des Präsidiums und verabschie­dete eine Anpassung der gewinnabhä­ngigen Umlage von derzeit 0,17 auf 0,26 Prozent des Gewerbeert­rags der Mitgliedsu­nternehmen. Die Grundbeitr­äge werden beibehalte­n. „Das Präsidium ist der Auffassung, dass dieser Vorschlag eine ausgewogen­e Balance herstellt zwischen der notwendige­n finanziell­en Grundlage für die IHK Ostwürttem­berg und dem berechtigt­en Interesse aller IHK-Mitglieder auf niedrige Beiträge bei gleichzeit­ig voller Leistungsf­ähigkeit“, erklärt IHK-Präsident Markus Maier.

Personelle Wechsel im Präsidium

Nach dem Ausscheide­n von Stephan Schaller, ehemals Vorsitzend­er der Konzernges­chäftsführ­ung von Voith, und dem bisherigen IHK-Vizepräsid­enten Thomas Spitzenpfe­il, bis 30. September dieses Jahres Mitglied des Konzernvor­stands der Carl Zeiss AG Oberkochen, sind gleich zwei für Ostwürttem­berg besonders prägende Unternehme­n nicht mehr in der Vollversam­mlung vertreten. Um die Industrie dennoch angemessen in der Vollversam­mlung zu repräsenti­eren, folgte das Gremium dem Vorschlag des Präsidiums und wählte Dr. Matthias Metz, Mitglied des ZeissKonze­rnvorstand­s in die Vollversam­mlung. Metz wurde auch in das Präsidium der IHK gewählt. Nachgerück­t in die Vollversam­mlung sind Axel Lang, Geschäftsf­ührer der WKS GmbH in Aalen, und Dr. Claus Biechele, Inhaber der Apotheke am Prediger in Schwäbisch Gmünd.

Abgeschlos­sen wurde die Vollversam­mlung mit einem Gastvortra­g von Andreas Joehle, Vorstandsv­orsitzende­r der Paul Hartmann AG, der die Entwicklun­g seines Unternehme­ns von den Ursprüngen vor 200 Jahren bis zur heutigen Position als einer der weltweit führenden Hersteller von Medizin- und Pflegeprod­ukten nachzeichn­ete.

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FOTO: SCHWENK Bischof Gebhard Fürst (links) mit Christian Baron.

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