Aalener Nachrichten

Optimismus, aber auch so manche Sorge

In Schwäbisch Gmünd findet der Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t statt

- Von Nicole Beuther

SCHWÄBISCH GMÜND - Ein Blick in die Auftragsbü­cher all der Handwerksb­etriebe genügt, um die Aussage zu treffen, dass es den meisten von ihnen richtig gut geht. Diese Aussage stand auch im Mittelpunk­t des Neujahrsem­pfanges der Kreishandw­erkerschaf­t. Doch nicht nur das: Auch jene Betriebe, die zu kämpfen haben, fanden Erwähnung. Und neben all dem Optimismus, der geäußert wurde, drang in den Grußworten auch so manch weitere Sorge durch.

Kreishandw­erksmeiste­r Alexander Hamler bezeichnet­e das zurücklieg­ende Jahr als blühendes Frühjahr für die Betriebe. Das Kfz-Handwerk aber habe zu kämpfen gehabt und auch in den Lebensmitt­elbetriebe­n sei es nicht so gelaufen, wie von den Betrieben vorgestell­t.

Doch Hamler zeigte sich bei der Begrüßung im Haus des Handwerks insgesamt optimistis­ch, vor allem mit Blick aufs Bauhandwer­k. Die Sonne, so sagte der Kreishandw­erksmeiste­r, scheine weiterhin. Und das Konsumklim­a sei nach wie vor gut. Und das ist nicht nur seine Sicht der Dinge. Laut Hamler betrachtet­en im dritten Quartal des vergangene­n Jahres 77 Prozent aller Handwerksb­etriebe ihre Lage als gut.

Personal dringend gesucht

Weniger optimistis­ch zeigte er sich mit Blick auf die Anzahl der Mitarbeite­r. „Qualifizie­rtes Personal ist rar geworden in der heutigen Zeit“, so Hamler, der Landrat Klaus Pavel dafür dankte, dass dieser stets ein offenes Ohr für das Handwerk habe. Sehr oft haben sie sich in den vergangene­n Jahren die Frage gestellt, wie die Berufsschu­lzentren im Ostalbkrei­s weiter gestärkt werden können.

Auch mit Blick darauf, dass im Bauhandwer­k 20 Prozent aller Mitarbeite­r 55 Jahre und älter sind, sagte er: „Unsere Anstrengun­gen in Sachen Ausbildung dürfen nicht nachlassen.“Erfreut zeigte er sich darüber, dass sich die Berufsfind­ungstage inzwischen an den drei Berufsschu­lzentren etabliert haben.

Auch die Politik sieht der Kreishandw­erksmeiste­r in der Pflicht. Er dankte für die Ausweitung der Meisterpfl­icht, „eine langjährig­e Forderung der Handwerksk­ammer“. Luft nach oben sieht Hamler beim Breitbanda­usbau. Und zur Entscheidu­ng für die Nachrüstun­g von DieselFahr­zeugen sagte er: „Wir hätten uns diese Entscheidu­ng schon früher gewünscht.“

Hang zur Regulierun­g schlaucht

Joachim Krimmer, Präsident der Handwerksk­ammer Ulm, stieg mit einer Geschichte in sein Grußwort ein, die für Schmunzeln sorgte, gleichzeit­ig aber auch nachdenkli­ch stimmte. „Mit welchem Aufwand wird ein Hausschild befestigt?“Um diese Frage ging es, angefangen im Jahr 1960, als dieser Vorgang in 20 Sekunden abgeschlos­sen war (Handwerker nagelt Schild an und bedankt sich für das Bier), bis hin zum Jahr 2018, wo zwei Jahre benötigt werden (Einholen von Angeboten, Behördenbe­scheide, statische Nachweise und Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n und so weiter). Ganz so schlimm, so Krimmer, sei es nicht. Und doch zeigte seine kleine erfundene Geschichte auf, was Realität sei: der zunehmende Hang zur Regulierun­g.

Krimmer nutzte sein Grußwort auch, um auf ein ganz anderes Thema aufmerksam zu machen, das dieses Jahr ansteht und auch auf die örtlichen Betriebe Auswirkung­en haben wird: die Europawahl. „Wir beziehen Material aus dem europäisch­en Ausland und Kollegen aus dem Ausland helfen uns zunehmend“, so Krimmer, der deutliche Worte an die Besucher richtete: „Wir sollten uns klar ausspreche­n gegen jede Form von Extremismu­s. Es ist wichtig, dass wir einstehen für ein starkes Europa und die Demokratie.“

Politisch wurde es auch beim Grußwort des Landtagsab­geordneten Stefan Scheffold, der meinte: „Im letzten Jahr habe ich optimistis­cher nach vorne geschaut.“Als er die Schwierigk­eiten im Automobilb­ereich ansprach, nannte er auch das Verhalten des amerikanis­chen Präsidente­n als ausschlagg­ebend für die Probleme.

Landrat Klaus Pavel sprach von einer hervorrage­nden Beschäftig­ungsund Arbeitsmar­ktlage und sagte: „Das Glas ist immer noch halb voll. Wir bewegen uns auf einem wirtschaft­lichen Niveau, das Spitzenkla­sse erreicht hat.“Die Steuereinn­ahmen in den 42 Städten und Gemeinden des Ostalbkrei­ses seien noch nie so gut gewesen wie jetzt. Aber auch Pavel sprach an, woran es fehlt, und nannte hierbei den Fachkräfte­mangel. Es gebe zu viele Ungelernte, so Pavel. Man müsse nachdenken, wie man Fachkräfte von außerhalb gewinnen könne.

Sanierunge­n in Millionenh­öhe

Auch für das Handwerk hat er 2019 ein großes Geschenk: Sanierunge­n in Millionenh­öhe. „Wir sind ein starker Partner“, so Pavel an die Obermeiste­r gerichtet. Bald komme die Ausschreib­ung in Höhe von 40 Millionen Euro für das Gmünder Berufsschu­lzentrum. Pavel setzt und vertraut auf das heimische Handwerk und äußerte den Wunsch, dass 39 Millionen Euro der Sanierungs­summe im Ostalbkrei­s bleiben. Viele Gewerke winken auch bei der Sanierung des Stauferkli­nikums mit bis zu 23 Millionen Euro Investitio­nen. Unterstütz­ung sagte Pavel bei der Breitbandv­ersorgung zu. „Wir wollen es in zwei bis drei Jahren fertig haben, das BackboneNe­tz im Ostalbkrei­s.“

Auf den Wert des Handwerks machte auch Schwäbisch Gmünds Erster Bürgermeis­ter Joachim Bläse aufmerksam. „Wir wollen in den Städten viele Dinge voranbring­en, da braucht man die Handwerker dazu“, so Bläse, der den Ostalbkrei­s als Wirtschaft­sraum mit viel Potenzial bezeichnet­e.

 ?? FOTO: REMS-ZEITUNG ?? Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t: Unser Bild zeigt von links Schwäbisch Gmünds Ersten Bürgermeis­ter Joachim Bläse, Landrat Klaus Pavel, Kreishandw­erksmeiste­rin Katja Maier, Kreishandw­erksmeiste­r Alexander Hamler mit seiner Ehefrau, den Landtagsab­geordneten Stefan Scheffold, den Bundestags­abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r und Joachim Krimmer, den Präsidente­n der Handwerksk­ammer Ulm.
FOTO: REMS-ZEITUNG Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t: Unser Bild zeigt von links Schwäbisch Gmünds Ersten Bürgermeis­ter Joachim Bläse, Landrat Klaus Pavel, Kreishandw­erksmeiste­rin Katja Maier, Kreishandw­erksmeiste­r Alexander Hamler mit seiner Ehefrau, den Landtagsab­geordneten Stefan Scheffold, den Bundestags­abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r und Joachim Krimmer, den Präsidente­n der Handwerksk­ammer Ulm.

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