Optimismus, aber auch so manche Sorge
In Schwäbisch Gmünd findet der Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft statt
SCHWÄBISCH GMÜND - Ein Blick in die Auftragsbücher all der Handwerksbetriebe genügt, um die Aussage zu treffen, dass es den meisten von ihnen richtig gut geht. Diese Aussage stand auch im Mittelpunkt des Neujahrsempfanges der Kreishandwerkerschaft. Doch nicht nur das: Auch jene Betriebe, die zu kämpfen haben, fanden Erwähnung. Und neben all dem Optimismus, der geäußert wurde, drang in den Grußworten auch so manch weitere Sorge durch.
Kreishandwerksmeister Alexander Hamler bezeichnete das zurückliegende Jahr als blühendes Frühjahr für die Betriebe. Das Kfz-Handwerk aber habe zu kämpfen gehabt und auch in den Lebensmittelbetrieben sei es nicht so gelaufen, wie von den Betrieben vorgestellt.
Doch Hamler zeigte sich bei der Begrüßung im Haus des Handwerks insgesamt optimistisch, vor allem mit Blick aufs Bauhandwerk. Die Sonne, so sagte der Kreishandwerksmeister, scheine weiterhin. Und das Konsumklima sei nach wie vor gut. Und das ist nicht nur seine Sicht der Dinge. Laut Hamler betrachteten im dritten Quartal des vergangenen Jahres 77 Prozent aller Handwerksbetriebe ihre Lage als gut.
Personal dringend gesucht
Weniger optimistisch zeigte er sich mit Blick auf die Anzahl der Mitarbeiter. „Qualifiziertes Personal ist rar geworden in der heutigen Zeit“, so Hamler, der Landrat Klaus Pavel dafür dankte, dass dieser stets ein offenes Ohr für das Handwerk habe. Sehr oft haben sie sich in den vergangenen Jahren die Frage gestellt, wie die Berufsschulzentren im Ostalbkreis weiter gestärkt werden können.
Auch mit Blick darauf, dass im Bauhandwerk 20 Prozent aller Mitarbeiter 55 Jahre und älter sind, sagte er: „Unsere Anstrengungen in Sachen Ausbildung dürfen nicht nachlassen.“Erfreut zeigte er sich darüber, dass sich die Berufsfindungstage inzwischen an den drei Berufsschulzentren etabliert haben.
Auch die Politik sieht der Kreishandwerksmeister in der Pflicht. Er dankte für die Ausweitung der Meisterpflicht, „eine langjährige Forderung der Handwerkskammer“. Luft nach oben sieht Hamler beim Breitbandausbau. Und zur Entscheidung für die Nachrüstung von DieselFahrzeugen sagte er: „Wir hätten uns diese Entscheidung schon früher gewünscht.“
Hang zur Regulierung schlaucht
Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm, stieg mit einer Geschichte in sein Grußwort ein, die für Schmunzeln sorgte, gleichzeitig aber auch nachdenklich stimmte. „Mit welchem Aufwand wird ein Hausschild befestigt?“Um diese Frage ging es, angefangen im Jahr 1960, als dieser Vorgang in 20 Sekunden abgeschlossen war (Handwerker nagelt Schild an und bedankt sich für das Bier), bis hin zum Jahr 2018, wo zwei Jahre benötigt werden (Einholen von Angeboten, Behördenbescheide, statische Nachweise und Umweltverträglichkeitsprüfungen und so weiter). Ganz so schlimm, so Krimmer, sei es nicht. Und doch zeigte seine kleine erfundene Geschichte auf, was Realität sei: der zunehmende Hang zur Regulierung.
Krimmer nutzte sein Grußwort auch, um auf ein ganz anderes Thema aufmerksam zu machen, das dieses Jahr ansteht und auch auf die örtlichen Betriebe Auswirkungen haben wird: die Europawahl. „Wir beziehen Material aus dem europäischen Ausland und Kollegen aus dem Ausland helfen uns zunehmend“, so Krimmer, der deutliche Worte an die Besucher richtete: „Wir sollten uns klar aussprechen gegen jede Form von Extremismus. Es ist wichtig, dass wir einstehen für ein starkes Europa und die Demokratie.“
Politisch wurde es auch beim Grußwort des Landtagsabgeordneten Stefan Scheffold, der meinte: „Im letzten Jahr habe ich optimistischer nach vorne geschaut.“Als er die Schwierigkeiten im Automobilbereich ansprach, nannte er auch das Verhalten des amerikanischen Präsidenten als ausschlaggebend für die Probleme.
Landrat Klaus Pavel sprach von einer hervorragenden Beschäftigungsund Arbeitsmarktlage und sagte: „Das Glas ist immer noch halb voll. Wir bewegen uns auf einem wirtschaftlichen Niveau, das Spitzenklasse erreicht hat.“Die Steuereinnahmen in den 42 Städten und Gemeinden des Ostalbkreises seien noch nie so gut gewesen wie jetzt. Aber auch Pavel sprach an, woran es fehlt, und nannte hierbei den Fachkräftemangel. Es gebe zu viele Ungelernte, so Pavel. Man müsse nachdenken, wie man Fachkräfte von außerhalb gewinnen könne.
Sanierungen in Millionenhöhe
Auch für das Handwerk hat er 2019 ein großes Geschenk: Sanierungen in Millionenhöhe. „Wir sind ein starker Partner“, so Pavel an die Obermeister gerichtet. Bald komme die Ausschreibung in Höhe von 40 Millionen Euro für das Gmünder Berufsschulzentrum. Pavel setzt und vertraut auf das heimische Handwerk und äußerte den Wunsch, dass 39 Millionen Euro der Sanierungssumme im Ostalbkreis bleiben. Viele Gewerke winken auch bei der Sanierung des Stauferklinikums mit bis zu 23 Millionen Euro Investitionen. Unterstützung sagte Pavel bei der Breitbandversorgung zu. „Wir wollen es in zwei bis drei Jahren fertig haben, das BackboneNetz im Ostalbkreis.“
Auf den Wert des Handwerks machte auch Schwäbisch Gmünds Erster Bürgermeister Joachim Bläse aufmerksam. „Wir wollen in den Städten viele Dinge voranbringen, da braucht man die Handwerker dazu“, so Bläse, der den Ostalbkreis als Wirtschaftsraum mit viel Potenzial bezeichnete.