„Gold gilt als bewährte Beimischung für die Vermögensabsicherung“
Jochen Kasüske von der Bodenseebank in Lindau über die Vor- und Nachteile der Investition in das Edelmetall
LINDAU - Gold essen ist das eine. Gold besitzen, um es als Absicherung für schlechte Zeiten im Hintergrund zu wissen, das andere. Erich Nyffenegger hat mit dem Experten Jochen Kasüske, Leiter des Private Banking der Bodenseebank in Lindau, darüber gesprochen, welche Rolle Gold in unruhigen politischen Zeiten für Anleger spielt.
Ist Gold als Anlageform heute noch ein Thema?
Gold wird immer als SchlechtwetterInvestment wahrgenommen. Solange es an den Aktienmärkten rund läuft, die Nachrichtenlage positiv ist, denken die Leute eher weniger an Gold. Sobald wir in wirtschaftlich rauere Zeiten geraten und es an den Aktienmärkten deutlich nach unten geht, dann nimmt die Nachfrage nach Gold drastisch zu. Gerade während der Finanzkrise ist die Goldnachfrage explodiert. Das Phänomen an Gold ist, dass die Anleger es eher nicht zum Spekulieren kaufen, sondern zum Schutz des Vermögens. Und in den allermeisten Phasen erfüllt Gold diese Funktion auch. Wir haben es in den letzten drei Monaten deutlich gesehen: Die Aktienmärkte waren unter Druck geraten, Gold hat im Gegenzug rund zehn Prozent zugelegt.
Wenn jemand in Gold investieren möchte, raten Sie eher zu physischem Gold, also Barren oder Münzen, oder zu Wertpapieren, die ans Gold gebunden sind?
Es gibt die unterschiedlichsten Anlageformen. Ganz klassisch am Bankschalter, um es physisch zu kaufen – oder eben in Form von Wertpapieren wie Xetra-Gold. Bei der Bodenseebank ist aber beides eher im Rückzug begriffen. Wie andere Banken auch, bieten wir einen Edelmetallsparplan an, mit dem man monatlich schon ab 50 Euro regelmäßig in Gold, Silber, Platin und Palladium investieren kann. Wenn ich mit kleinen Beträgen in physisches Gold investieren möchte, habe ich immer das Problem, dass es hohe Spannen zwischen An- und Verkaufspreis gibt, also hohe Nebenkosten beim Kauf. Denn Gold muss transportiert, versichert, geprägt und gelagert werden. Auch in der eigenen Wohnung Gold aufzubewahren, kostet Geld, wenn es richtig gesichert sein soll – das gilt natürlich auch für Bankschließfächer. Es gibt Anlageformen, da ist das Gold auch physisch hinterlegt – aber ohne all die genannten Probleme.
Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Gold zu investieren aufgrund der unsicheren Entwicklungen auf der Welt?
Ich würde mir zunächst mal anschauen, wie ist denn der einzelne Anleger aufgestellt? Wenn wir uns Gold in der gesamten Menschheitsgeschichte anschauen, hat es immer eine wichtige Rolle gespielt. Es gibt Untersuchungen, wie viel Beimischung an Gold denn sinnvoll ist. Sie finden Zahlen von fünf, zehn oder sogar 30 Prozent, was mir persönlich etwas hoch gegriffen wäre. Wer ganz neu in Gold investiert, sollte vor den aktuellen Preisen keine Scheu haben – wir sind heute früh bei einem Preis von 1290 Dollar pro Feinunze (31,10 Gramm). Wir hatten vor ein paar Jahren aber auch schon Höchststände von 1900 Dollar. Da ist also theoretisch noch Luft nach oben. Was wir auch nicht vergessen dürfen: Der Förderpreis für Gold steigt Jahr für Jahr. Auch das bildet irgendwann eine natürliche Grenze für einen Rückgang der Preise.
Also keine Angst, dass Gold sich irgendwann deutlich entwerten könnte, auch wegen zu großer Mengen?
Nein, gar nicht. Es gibt ein interessantes Beispiel, das ich immer meinen Kunden vor Augen führe: Bei den Römern hat damals eine maßgeschneiderte Tunika eine halbe bis ganze Unze Gold gekostet. Heute kostet ein Maßanzug immer noch eine halbe bis ganze Unze Gold, während alle Währungen dagegen kontinuierlich durch die Inflation abwerten.
Also sehr stabil.
Das ist die Hauptfunktion von Gold, dass wir hier einen Werterhalt über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg beobachten können. Darum gilt Gold auch als ideale Beimischung zur Absicherung der Vermögensverhältnisse.