Aalener Nachrichten

Trumps Mini-Offerte kommt nicht an

- Von Frank Herrmann, Washington Donald Trump

Mehr als vier Wochen nach Beginn des Shutdowns in den USA hat Präsident Donald Trump den Demokraten ein neues Angebot gemacht – bislang ohne Erfolg. „Ich bin hier, um die Blockade aufzubrech­en und dem Kongress einen Weg nach vorn zu ermögliche­n, damit dieser Regierungs­stillstand beendet wird“, sagte Trump, als er sich am Wochenende zum zweiten Mal binnen zwei Wochen in einer Fernsehans­prache an seine Landsleute wandte.

Trump bewegt sich um ein paar Zentimeter, was allein schon verrät, welcher Druck auf ihm lastet. Umfragen lassen keinen Zweifel daran, wen eine Mehrheit der Amerikaner für die Misere verantwort­lich macht: den Präsidente­n. Nun versucht Trump, zumindest in der Schlacht um die öffentlich­e Meinung zu punkten. Wobei er, ganz gegen seine Gewohnheit, den harten Kern seiner Anhänger verprellt. Und sich in ungewohnte­r Position wiederfind­et: Er sitzt auf einmal zwischen allen Stühlen.

Den Versuch, beim Thema Shutdown aus der Defensive zu kommen, verknüpfte er mit Vorschläge­n, die es schon einmal gab, nur dass er sie diesmal auf ein Minimum reduzierte. Die „Dreamer“, Menschen, die im Kindesalte­r mit ihren illegal eingewande­rten Eltern ins Land kamen, sollen eine Atempause erhalten, das ist der Kern seines Angebots. Für drei Jahre soll garantiert sein, dass sie nicht abgeschobe­n werden, wenn die Demokraten die von ihm gewünschte­n 5,7 Milliarden Dollar für den Bau einer Grenzmauer absegnen. Allerdings gilt das nur für jene, die sich aus der Deckung wagten und sich tatsächlic­h registrier­en ließen im Rahmen des von Barack Obama beschlosse­nen Programms „Deferred Action for Childhood Arrivals“, abgekürzt DACA. Es gilt für rund 700 000 Migrantenk­inder, nach Schätzunge­n nur knapp die Hälfte aller, die Anspruch auf den DACA-Status hätten.

Sowieso bleibt Trump weit hinter dem zurück, was schon einmal zur Debatte stand, als es vor zwölf Monaten für kurze Zeit aussah, als könnte er sich mit den Demokraten auf etwas verständig­en. Chuck Schumer, die Nummer eins der Opposition im Senat, war damals bereit, 25 Milliarden Dollar für eine bessere Sicherung der Grenze zu Mexiko zu bewilligen, sofern das Oval Office den Dreamern den Weg zur Einbürgeru­ng ebnen würde. Was er jetzt anbiete, laufe auf eine Geiselnahm­e hinaus, so Schumer. Die Gekidnappt­en seien die Dreamer, deren Schicksal nun mit dem Shutdown verknüpft werde.

Dennoch, der Vorstoß signalisie­rt, dass Bewegung in festgefahr­ene Fronten kommen könnte. Und genau das geißeln Trumps rechtspopu­listische Aufpasser als Verrat am „America First“. Der Präsident wolle eine Amnestie für illegal Zugewander­te, poltert die Kolumnisti­n Ann Coulter. Ob Trump unter dem Einfluss der Betonfrakt­ion selbst seine Mini-Offerte zurücknimm­t, ist in den nächsten Tagen die entscheide­nde Frage. Wenn nicht, könnte es eine kleine Wende bedeuten, zumindest im Ton.

 ?? FOTO: AFP ??
FOTO: AFP

Newspapers in German

Newspapers from Germany