Öffentlicher Dienst: Ohne Streiks geht es wohl nicht
Es muss an mangelnder Erfahrung liegen, dass Berlins Finanzsenator
Matthias Kollatz glaubt, die heute beginnenden Gehaltsverhandlungen für die gut eine Millionen Tarifbeschäftigten der Länder würden zügig und ohne Arbeitsniederlegungen ablaufen. Der Sozialdemokrat verhandelt erstmals für die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL). Sein Gegenüber ist Verdi-Boss Frank Bsirske. Deutschlands dienstältester und verhandlungserfahrenster Gewerkschaftschef. Bsirske fordert sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens 200 Euro. Außerdem sollen die Einkommen in Pflegeberufen zuvor um 300 Euro angehoben werden. Die TdL errechnet daraus eine Gesamtforderung von zehn Prozent oder Kosten von jährlich 1,3 Milliarden Euro. Wie üblich kommen die Gewerkschaften zu einer geringeren Belastung. In beiden Arbeitnehmerorganisationen versichern Experten, es sei „mindestens zwei Jahrzehnte her“, dass man sich im öffentlichen Dienst ohne Streiks auf neue Einkommenstarifverträge geeinigt habe. Arbeitsniederlegungen gehören hier zur Tarifrunde wie die Lohnforderung. Proteste der Beschäftigten für ein Gehaltsplus könnten die Arbeitgeber allenfalls dann vermeiden, wenn sie gleich in der ersten Runde ein Angebot auf den Tisch legten. Doch dazu wird es kaum kommen. Seit vielen Jahren legen die öffentlichen Arbeitgeber erst in der zweiten oder gar dritten Runde ein Angebot vor. (gmw)