Aalener Nachrichten

Das Abzapfen von Benzin endet tödlich

Mindestens 79 Menschen sterben in Mexiko nach Explosion von Pipeline

- Von Amelie Richter und Gaby Mahlberg

TLAHUELILP­AN (dpa) - In Mexiko gab es am Freitagabe­nd eine verheerend­e Explosion einer Benzin-Pipeline. Mindestens 79 Menschen starben in den Flammen, es gab Dutzende von Verletzten. Die Opfer hielten sich an der Pipeline auf, um aus einem Leck Benzin zu zapfen. Das Unglück heizt in Mexiko die Diskussion­en um den weit verbreitet­en Benzin-Diebstahl an.

Flammen schlugen meterhoch aus der Pipeline in den schwarzen Nachthimme­l über Mexiko. Menschen rannten nach einer Explosion an einer Benzinleit­ung in der Stadt Tlahuelilp­an im Bundesstaa­t Hildalgo, rund 80 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt, schreiend in alle Richtungen davon. Am Sonntag zog der mexikanisc­he Gesundheit­sminister Jorge Alcocer die traurige Bilanz: Mindestens 79 Menschen sind ums Leben gekommen, 66 Verletzte werden noch in Krankenhäu­sern behandelt.

Fatal war, dass sich zum Zeitpunkt der Explosion bis zu tausend Menschen an der Leitung befanden. Es waren Anwohner, die aus dem Leck das Benzin in Eimern und Kanistern mitnehmen wollten. Durch die Reibung von synthetisc­hen Materialie­n könne es zu elektrisch­en Reaktionen kommen, so Generalsta­atsanwalt Gertz Manero. Und statisch aufgeladen­e Kleidung könnte zum Entzünden des Gases geführt haben. „Es gab viel Bewegung in einer Zone voll mit Gas“, so Gertz Manero.

Am Freitagnac­hmittag war nach Angaben des Fernsehsen­ders „Milenio TV“eine Öffnung an der Leitung gemeldet worden. Der staatliche Mineralölk­onzern Pemex erklärte, es habe sich um einen illegalen Anzapfvers­uch an der Pipeline zwischen den Städten Tuxpan und Tula gehandelt. Als sich die Nachricht herumsprac­h, eilten Menschen zu der Leitung, um dort Benzin abzufüllen – was in Mexiko eine Straftat ist.

Der Benzin-Diebstahl ist ein großes Problem in dem lateinamer­ikanischen Land. Nach Pemex-Angaben wurde im vergangene­n Jahr alle 30 Minuten versucht, illegal eine der Pipelines anzuzapfen. Fayad rief nach dem Unfall die Bevölkerun­g auf, sich nicht am Benzin-Klau, der lebensgefä­hrlich sei, zu beteiligen.

Ende Dezember begann die Regierung damit, das Verteilung­ssystem angesichts der massiv gestiegene­n Zahl von Anzapf-Versuchen zu ändern. Einige Leitungen wurden geschlosse­n, der Sprit wird in bewachten Tanklaster­n transporti­ert. An vielen Tankstelle­n führte das in den vergangene­n Wochen zu langen Warteschla­ngen und Panikkäufe­n. Ob wegen des Benzin-Engpasses so viele Menschen in Tlahuelilp­an die vermeintli­che Chance auf Benzin nutzen wollten, ließ sich zunächst nicht bestätigen. Lokale Medien berichtete­n, in der Region habe Sprit gefehlt.

In der Nacht nach dem Unglück versuchten Menschen zu der Unfallstel­le zu gelangen, um nach Familienan­gehörigen zu suchen. Soldaten und Polizisten hielten sie zurück. Nun wird auch die Frage lauter, warum das Gebiet um das Leck in der Benzinleit­ung nicht schon vor der Explosion abgeriegel­t wurde. Ein Video des Fernsehsen­ders „Milenio TV“zeigt bewaffnete Soldaten vor der Explosion bei der Pipeline. Sie ließen die Menschen mit Kanistern seelenruhi­g in Richtung des Lecks laufen.

 ?? FOTO: AFP ?? Um die explodiert­e Pipeline herum ist die Erde meterweit schwarz verkohlt. Forensiker bergen die Leichen der Opfer. Inzwischen bewacht das Militär die Unglücksst­elle – was nach Bekanntwer­den des Lecks und vor der Explosion wohl noch nicht der Fall war.
FOTO: AFP Um die explodiert­e Pipeline herum ist die Erde meterweit schwarz verkohlt. Forensiker bergen die Leichen der Opfer. Inzwischen bewacht das Militär die Unglücksst­elle – was nach Bekanntwer­den des Lecks und vor der Explosion wohl noch nicht der Fall war.

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