Vorbild war die Wasseralfinger Vesperkirche
Der erste Tafelladen in Deutschland ist 1993 in Berlin eröffnet worden. In Aalen wurde ein solcher sechs Jahre später aus der Taufe gehoben. Den Anstoß dazu gab allerdings nicht das Vorbild in der Bundeshauptstadt, sondern die Wasseralfinger Vesperkirche, die 1997 zum ersten Mal initiiert wurde. Die Idee, in ökumenischer Zusammenarbeit eine solche auch in Aalen zu installieren, wurde verworfen. Hier sollte ein neues und eigenes Angebot entstehen, das als diakonische Einrichtung von beiden Kirchen getragen wird, sagt Pfarrer Bernhard Richter, seit 2002 Vorsitzender des Vereins von evangelischer Seite. Und so wurde der Tafelladen geboren, der 1999 in der Friedhofstraße in den Räumlichkeiten des ehemaligen Elektrogeschäfts Beißwenger seine Pforten öffnete. Aufgrund seiner Lage direkt am Kocher lag der Name Kocherladen nahe. Von Anfang an sei der Laden gut angenommen worden. Auch wenn bei einigen die Hemmschwelle groß gewesen sei. So mancher habe sich geniert, hier einzukaufen. Im Lauf der Jahre habe sich dies geändert. Armut sei heute kein Tabuthema mehr. Auch weil die Zahlen mit Blick auf Alters- und Kinderarmut erschreckend in die Höhe gegangen seien, sagt Richter. Für ihn gebe es auch in Aalen nach wie vor viel versteckte Armut. Der Kocherladen sei ein Indikator für die soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft, ergänzt Diakon Michael Junge, seit 2015 Vorsitzender von katholischer Seite. Gut drei Jahre lang hatte der Kocherladen in der Friedhofstraße seinen Sitz. Da sich die Fläche im Erdgeschoss des Gebäudes für die Vorbereitung und Auszeichnung der Ware jedoch als zu klein erwiesen und sich auch die Anlieferung der Lebensmittel schwierig gestaltet habe, schauten sich die Verantwortlichen nach anderen Räumlichkeiten um. Fündig wurden sie in den Räumlichkeiten in der Bahnhofstraße 55, in der einst die Bäckerei Mildenberger und danach der Pizzaservice ihren Standort hatten. Hier eröffnete der Kocherladen am 1. Dezember 2002 seine Pforten.