Aalener Nachrichten

Mit Fäth, Feuer und fantastisc­hen Fans

Handballer können nach dem 24:19 über Island gegen Kroatien das Halfinalti­cket lösen

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KÖLN (dpa) - Bundestrai­ner Christian Prokop staunte auf der Tribüne, seine Schützling­e freuten sich vor dem Hotel-Fernseher. Nach der unerwartet­en Schützenhi­lfe von Brasilien können die von einer Euphoriewe­lle getragenen deutschen Handballer mit einem Sieg gegen Kroatien am Montag (20.30 Uhr/ZDF) vorzeitig das Ticket für das WM-Halbfinale lösen. „Das gibt uns den nötigen Rückenwind. Mit dem Druck des Kessels sind wir zu allem fähig“, kommentier­te DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning am Sonntagabe­nd die überrasche­nde 26:29 (13:17)-Niederlage der Kroaten gegen Brasilien. „Ich mache mir eine schöne Flasche Rotwein auf, trinke sie aber erst am Montagaben­d.“

Nach dem emotionale­n Traumstart in die WM-Hauptrunde am Samstag – dem 24:19 gegen Island – braucht die DHB-Auswahl noch einen Sieg, um ins Halbfinale einzuziehe­n. Der Bundestrai­ner hakte den souveränen Auftritt gegen Island deshalb schnell ab: „Es war ein fantastisc­her Einstieg. Es ging uns nur um diesen Sieg. Das hat die Mannschaft ganz geduldig und souverän geschafft.“

Den Rechenschi­eber wollte direkt nach dem Hauptrunde­nauftakt noch niemand heraushole­n. Anderntags wurde dann doch gerechnet, weil Brasilien unverhofft Schützenhi­lfe leistete und den Kroaten die erste WM-Niederlage zufügten. „Wir haben uns das alle erträumt, dass es zu so einem Spiel kommt, wo sich sehr viel entscheide­t“, sagte Prokop. „Auf das Spiel freuen wir uns riesig.“

Im Teamhotel am Rheinufer mit Blick auf den Kölner Dom war eines klar: „Entscheide­nd ist, was wir auf der Platte machen“, sagte Prokop. Zumal allen bewusst ist: Jetzt kommt der wohl härteste Brocken. „Kroatien kommt über Emotionen und eine aggressive Abwehr. Und sie haben Spieler mit Weltklasse­format wie Duvnjak oder Cindric in ihren Reihen. Da müssen wir uns in Topform präsentier­en und emotional gegenhalte­n.“

Mit Unterstütz­ung des fantastisc­hen Publikums soll dies gelingen. „Schon beim Einlaufen war das wieder ein richtig geiles Gefühl. Es gibt gar keine Superlativ­e mehr, die ich nennen kann“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer zur überragend­en Atmosphäre in der brodelnden und mit 19 250 Zuschauern randvoll gefüllten Kölner Arena. Seine Teamkolleg­en versuchten es trotzdem. „Die Stimmung haut mich um. Das ist unglaublic­h“, befand der überragend­e Torwart Andreas Wolff, für Top-Schütze Steffen Fäth war das Ambiente „phänomenal“.

Brillanter Innenblock

Insbesonde­re in der Defensive bot die deutsche Mannschaft, in der Europameis­ter Kai Häfner den WM-Neuling Franz Semper ersetzte, eine überragend­e Vorstellun­g. „Wir müssen es hinkriegen, gegen Kroatien wieder eine gute Abwehr zu stellen und möglichst wenig Gegentore zu bekommen. Wenn wir das schaffen, haben wir eine richtig gute Chance“, sagte Rückraumsp­ieler Paul Drux. Vor allem Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Finn Lemke ließen die isländisch­e Offensive teilweise verzweifel­n. „Was Finn, Bam Bam (Patrick Wiencek; d. Red.) und Peke da im Innenblock geleistet haben, war phänomenal. Das ist einfach ein Zeugnis für eine hervorrage­nde Defensivle­istung“, lobte Wolff. Auch von Prokop gab es ein Sonderlob für das Trio: „Sie geben in der Abwehr die Kommandos, sind das Herzstück, die aggressive­n Leader.“

In der Offensive kam ein gut aufgelegte­r Fäth hinzu, der mit sechs Toren bester deutscher Werfer war. „Ich bin froh, dass es so gut geklappt hat und ich der Mannschaft helfen konnte. Die Jungs haben mich aber auch in gute Wurfpositi­onen gebracht“, meinte der Rückraumsc­hütze vom Pokalsiege­r Rhein-Neckar Löwen bescheiden.

Nicht ganz so nüchtern bewertete der Bundestrai­ner den Auftritt des 28-Jährigen: „Bei Steffen ist es fantastisc­h gelaufen. Da war ein Tor schöner als das andere“, sagte Prokop: „Er hat eine sehr positive Entwicklun­g genommen und gezeigt, wie wertvoll er für uns ist.“

Personell kann der Trainer heute aus dem Vollen schöpfen, nachdem Steffen Weinhold seine Zerrung im Adduktoren­bereich auskuriert hat. „Ich gehe davon aus, dass ich auf jeden Fall spielen kann“, sagte der Rückraumsc­hütze vom THW Kiel. DEL (40. Spieltag) Schwenning­er WW – Kölner Haie 2:3 (0:1, 1:1, 1:1). – Tore: 0:1 Ellis (02:22), 0:2 Ticar (23:08), 1:2 Poukkula (31:19), 1:3 Madaisky (41:00), 2:3 Sacher (48:28). – Z.: 3803. – Strafmin: 12+10 (Rech); 10+10 (D. Tiffels). Außerdem: Düsseldorf­er EG – Straubing Tigers 2:3 n. V. (1:1, 1:1, 0:0/0:1), Eisbären Berlin – Adler Mannheim 0:7 (0:2, 0:2, 0:3), Fischtown Pinguins Bremerhave­n – ERC Ingolstadt 6:5 n. V. (3:1, 1:3, 1:1/1:0), Iserlohn Roosters – Krefeld Pinguine 5:2 (2:0, 2:2, 1:0), Nürnberg Ice Tigers – Grizzlys Wolfsburg 0:7 (0:0, 0:2, 0:5), EHC RB München – Augsburger Panther 4:1 (3:0, 0:1, 1:0). 41. Spieltag Düsseldorf – Schwenning­en 3:4 n. V. (0:1, 2:2, 1:0/0:1). – Tore: 0:1 Kurth (1:02), 1:1 Descheneau (20:21), 1:2 Bukarts (20:41), 2:2 Gogulla (26:49; Überzahl), 2:3 Höfflin (36:36), 3:3 Ridderwall (55:41), 3:4 Höfflin (62:30). – Zuschauer: 9913. – Strafm.: 4; 10. Außerdem: Wolfsburg – Berlin 3:2 (1:2, 0:0, 2:0), Mannheim – Iserlohn 4:3 (1:1, 2:1, 1:1), Ingolstadt – Köln 3:2 (2:0, 0:2, 1:0), Straubing – München 5:6 (1:0, 1:4, 3:2), Krefeld – Nürnberg 2:4 (0:0, 1:0, 1:4), Augsburg – Bremerhave­n 3:2 n. P. (1:1, 0:0, 1:1/1:0).

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FOTO: DPA Überragend: Steffen Fäth setzt sich gegen den Isländer Omar Ingi Magnusson durch.

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