Siegel-Wirrwarr im Kühlregal
Welche Fleisch-Label es gibt – und was sie bedeuten
RAVENSBURG - Tierwohl und Tierschutz beim Kauf von Frischfleisch werden viel diskutiert. Das Problem: Ein staatliches Siegel gibt es bislang nicht. Der Handel sowie verschiedene Tierschutzorganisationen haben deshalb eigene Siegel entwickelt – doch die sind umstritten. Ein Überblick.
Initiative Tierwohl
Die ist ein Zusammenschluss der Landwirtschaft, der Fleischwirtschaft und des Lebensmittelhandels (Rewe, Aldi, Netto, Penny, Edeka, Kaufland, Lidl, Penny und Wasgau). Die Initiative unterstützt Landwirte finanziell dabei, über die gesetzlichen Standards hinausgehende Maßnahmen zum Wohl ihrer Nutztiere umzusetzen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen werde flächendeckend kontrolliert, teilt die Initiative mit. Die Verbraucherzentrale warnt jedoch: „Derzeit liegen die Anforderungen nur wenig über denen, die gesetzlich vorgeschrieben sind.“Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch bezeichnet die Initiative sogar als „PRGag“.
„Für mehr Tierschutz“
ist das Label des Deutschen Tierschutzbundes für artgerechte Tierhaltung. Es ist in zwei Stufen erhältlich. Die Einstiegsstufe beinhaltet deutlich mehr Tierschutz als der gesetzliche Mindeststandard, bleibt aber deutlich hinter Bio und Premium zurück. Das Label der Premiumstufe kennzeichnet ein hohes Tierschutzniveau im Vergleich zum gesetzlichen Standard. Die Tiere haben mehr Platz im Stall und können zwischen verschiedenen Klimazonen wählen. Viele Discounter, darunter Aldi, Netto und Lidl, haben im vergangenen Jahr Fleischkennzeichnungen eingeführt. Mit einem vierstufigen
Haltungskompass sollen Kunden erkennen können, wie Tiere vor der Schlachtung gehalten wurden. Stufe eins entspricht nur den gesetzlichen Bestimmungen, Stufe vier den gesetzlichen Bestimmungen für Biofleisch. Das Problem: Bei Tests von Verbraucherorganisationen fand sich in den Kühlregalen der Discounter nur Fleisch der Stufe eins.