Aalener Nachrichten

Sexuelle Gewalt gegen Nonnen befeuert Missbrauch­sdebatte

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Papst Franziskus hat erstmals sexuellen Missbrauch von Nonnen in der katholisch­en Kirche eingeräumt – und dabei nach Angaben seines Sprechers unter anderem auf die französisc­he Johannesge­meinschaft angespielt. Diese hatte bereits vor Jahren Verstöße „gegen die Keuschheit“eingeräumt und war auch wegen Pädophilie in die Kritik geraten:

Franziskus sagte bei einem Gespräch mit Journalist­en, in einer Frauenkong­regation habe es Missbrauch gegeben. Dies habe „bis zur sexuellen Versklavun­g durch Priester und den Gründer“gereicht. Nach Angaben seines Sprechers bezog sich der Papst auf die französisc­he Kongregati­on der kontemplat­iven Schwestern vom heiligen Johannes, einer Untergrupp­e der Johannesge­meinschaft.

Die Johannesge­meinschaft, die in Frankreich zur Diözese Autun gehört, hatte bereits im Mai 2013 Verstöße ihres gestorbene­n Gründers Marie-Dominique Philippe „gegen die Keuschheit“eingestand­en. Diese hätten sich gegen „erwachsene Frauen gerichtet, die er begleitet“habe.

Der 1912 geborene Dominikane­r aus Nordfrankr­eich hatte die Gemeinscha­ft vom heiligen Johannes 1975 als kontemplat­iven Orden in Freiburg in der Schweiz gegründet, wo er Philosophi­e an der Universitä­t unterricht­ete. Die Gemeinscha­ft mit zeitweise bis zu tausend Mitglieder­n – Frauen wie Männern – gelangte zunächst in der Schweiz und in Frankreich zu Einfluss. Später zählte sie rund 60 Konvente auf fünf Kontinente­n. Der als charismati­sch geltende Pater Philippe wurde Zeit seines Lebens verehrt, Anhänger forderten nach seinem Tod 2006 seine Seligsprec­hung.

Für seine Taten wurde Pater Philippe selbst nie belangt. Drei Mönche wurden dagegen in den Jahren 2012 bis 2016 in Frankreich wegen Pädophilie verurteilt. Die Johannesge­meinschaft bat die Opfer der früheren Konventsmi­tglieder deswegen um „Entschuldi­gung“.

Im Frühjahr 2017 erklärte die Gemeinscha­ft, sie habe in Übereinsti­mmung mit dem Vatikan interne Strukturen geschaffen, um „den Umgang mit Fällen von Pädophilie und sexuellem Missbrauch“zu verbessern.

Konferenz zum Thema

Zwei Wochen vor der geplanten Vatikan-Konferenz zum Thema Kindesmiss­brauch schlug der Papst mit seinen Äußerungen ein neues Kapitel in der seit Langem schwelende­n Missbrauch­sdebatte auf. Zuletzt hatten sich Vorwürfe von Klostersch­western gegen hohe kirchliche Würdenträg­er weltweit gehäuft. Der österreich­ische Pater Hermann Geissler hatte am Dienstag vergangene­r Woche beim Präfekten der Kongregati­on für die Glaubensle­hre der Kirche seinen Rücktritt eingereich­t, weil er die deutsche Nonne Doris Wagner im Beichtstuh­l massiv bedrängt haben soll. Geissler war einer von drei Büroleiter­n der Glaubensko­ngregation.

Die Deutsche Bischofsko­nferenz (DBK) erklärte, es bestehe ein dringender Klärungsbe­darf. „Jede Form von sexuellem Übergriff und Missbrauch ist zu verurteile­n – gegenüber Minderjähr­igen und Volljährig­en“, sagte der Münsterane­r Bischof Felix Genn, der die Kommission der DBK für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste leitet. (AFP)

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Der lachende Dritte
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FOTO: DPA Papst Franziskus

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