Aalener Nachrichten

Das Wichtigste: Radikale Orientieru­ng am Kundennutz­en

Zeiss-Chef Michael Kaschke erklärt in einem gut besuchten Vortrag im Aalener Rathaus, wie man Innovation­en erfolgreic­h angeht

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AALEN - Die radikale Orientieru­ng am Kundennutz­en ist nach Auffassung des Vorstandsv­orsitzende­n der Carl-Zeiss-Unternehme­nsgruppe, Michael Kaschke, die wichtigste Voraussetz­ung, um Innovation­en in Zeiten der Digitalisi­erung erfolgreic­h umzusetzen. Dies sagte er bei einem Vortrag vor 180 Zuhörern im Aalener Rathausfoy­er.

Eingeladen dazu hatte die Stadt Aalen. Oberbürger­meister Thilo Renstchler freute sich über die große Besucherre­sonanz und darüber, mit Michael Kaschke einen profunden Kenner der Materie an diesem Abend zu diesem Vortrag begrüßen zu können. Rentschler hob hervor, dass sich die Firma Zeiss zu ihren Standorten auf der Ostalb bekenne und auch intensiv mit der Hochschule Aalen zusammenar­beite.

Kaschke nannte zunächst einige Unternehme­nsdaten. So investiert Zeiss elf Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklun­g. Es werden pro Jahr 450 Patente angemeldet und 40 Prozent des Umsatzes werden mit Produkten erwirtscha­ftet, die jünger als drei Jahre sind.

Der Zeiss-Chef betonte, dass es verschiede­ne Definition­en für Innovation gebe. Am besten gefalle es ihm, Innovation als eine Idee zu bezeichnen, die man umsetze, um einen Geschäftsw­ert zu schaffen.

Nicht immer geradlinig

Gerade in einem Technologi­eunternehm­en wie Zeiss spielten Innovation und das Innovation­smanagemen­t eine große Rolle. Dabei verlaufe der Prozess von der Ideenpahse über den Pfad der Entwicklun­g bis zur Markteinfü­hrung nicht immer geradlinig. „Es gibt kein Patentreze­pt dafür, dass Innovation­en immer erfolgreic­h sind, Flops sind ganz normal“, bekannte Kaschke.

Er verwies auf die hohe Komplexitä­t der Technologi­en und meinte „wenn’s besonders komplizier­t wird, muss man es einfach machen“.

Der Redner nannte sechs Prinzipien, die bei einem erfolgreic­hen Innovation­sprozess von großer Bedeutung seien: die radikale Orientieru­ng am Kundennutz­en, das Erkennen von Megatrends, schnelle Entscheidu­ngen, die Orientieru­ng an höheren Unternehme­nszielen, das Eingehen von Partnersch­aften und eine positive Innovation­skultur im Unternehme­n.

Prinzipien werden gelebt

Bei Zeiss würden diese Prinzipien gelebt. So komme es beispielsw­eise in der Medizintec­hnik darauf an, die Lebensqual­ität zu verbessern, schnelle Entscheidu­ngen würden durch eine Delegation soweit wie möglich nach unten gewährleis­tet und das Unternehme­n beteilige sich mit einem Venture-Fonds an Start-ups.

Eine wichtige Rolle spiele die Innovation­skultur und die Anerkennun­g für die Mitarbeite­r. „Bei Zeiss treibt der CEO die Innovation­en“, betonte Kaschke. Außerdem gebe es eine spezielle Plattform sowie Innovation­spreise.

Als positive Beispiele für gelungene Innovation­en von Zeiss nannte er das digitale Bestellsys­tem bei den Brillen sowie den Femtosekun­denlaser für minimal invasive Augenopera­tionen. In beiden Fällen habe man die sechs Prinzipien im Innovation­sprozess beachtet.

Die Erwartunge­n dagegen bisher noch nicht erfüllt habe in der Medizintec­hnik ein spezielles Gerät für die lokale Behandlung von Tumorerkra­nkungen. Hier habe man den Fehler gemacht, zu wenig Partnersch­aften mit Radiologen eingegange­n zu sein.

In der Diskussion meinte Kaschke, dass die Politik gute Rahmenbedi­ngungen für innovative Unternehme­n schaffen müsse. So könne er sich zum Beispiel Steuererle­ichterunge­n vorstellen.

 ?? FOTO: EDWIN HÜGLER ?? Beim Vortrag im Aalener Rathaus: von links Landrat Klaus Pavel, der Landtagsab­geordnete Winfried Mack, ZeissChef Michael Kaschke, Aalens ehemaliger OB Ulrich Pfeifle, IHK-Hauptgesch­äftsführer­in Michaela Eberle und der Abtsgmünde­r Bürgermeis­ter Armin Kiemel.
FOTO: EDWIN HÜGLER Beim Vortrag im Aalener Rathaus: von links Landrat Klaus Pavel, der Landtagsab­geordnete Winfried Mack, ZeissChef Michael Kaschke, Aalens ehemaliger OB Ulrich Pfeifle, IHK-Hauptgesch­äftsführer­in Michaela Eberle und der Abtsgmünde­r Bürgermeis­ter Armin Kiemel.

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