Aalener Nachrichten

Waldkauz bekommt sein Happy End

Tier im Kamin eingesperr­t: Falkner päppelt es auf und entlässt es in die Freiheit

- Von Eva-Marie Mihai Falkner Wolfgang Weller

SCHWÄBISCH GMÜND - Der Falkner Wolfgang Weller streift seine Lederhands­chuhe über und greift in den geflochten­en Korb. Als die Hand wieder zum Vorschein kommt, sitzt eine Eule darauf. Genauer gesagt, ein Waldkauz. Vor vier Tagen hatte ein Schornstei­nfeger das Tier aus einem Kamin gerettet. Jetzt darf es wieder in die Freiheit.

Gefunden wurde das Tier am Samstag in einem Haus in der Hardtstraß­e in Schwäbisch Gmünd. „Ich hab es am Freitag ein bisschen rascheln gehört“, erzählt Sabine Mayer, die dort mit ihrer Familie wohnt. Zuerst hat sie sich nicht viel dabei gedacht. Als am nächsten Tag aber die Familie außer Haus war, habe sie deutliche Flatterger­äusche in der Wand gehört. Es müsse aus dem Kamin kommen, dachte sie sich. Und lag damit goldrichti­g. Sie rief den Kaminfeger an. Der war zwar gerade auf einer Baustelle, ließ für den Notfall aber alles stehen und liegen und stand 15 Minuten später vor der Haustür von Familie Mayer.

Als er die Kamintür öffnete, saß da ein völlig verrußter und erschöpfte­r Vogel, der geblendet von dem Licht, die Augen zusammenkn­iff. „Wir haben uns erst überlegt, ob wir den im Garten wieder freilassen“, erzählt Mayer. Um sicher zu gehen, dass die Eule nicht sofort von einem anderen Tier gefressen würde, riefen sie die Polizei an. Dorthin wurde der geschwächt­e Vogel dann gebracht. „Der Kauz war nur einen Tag im Kamin – und nicht zwei, wie es Medien berichtet haben.“

Dass der Waldkauz den Sturz in den Kamin überlebt hat, war pures Glück. „Wir wollten eigentlich ein Feuer im offenen Kamin machen“, erzählt Mayer. Allerdings hätten an dem Freitagabe­nd weder sie noch ihr Mann Lust gehabt Holz zu holen. „Sonst wäre er regelrecht gegrillt worden.“Warum der Vogel in ihr Haus gefallen sei, wisse sie nicht. „Wir wohnen am Berg und haben den höchsten Kamin - deshalb vielleicht.“Die Vermutung von Nachbarn, dass sie Harry Potter in ihrem Haus beherberge und deshalb Eulen bei ihr einfielen, könne sie ehrlicherw­eise nur abstreiten.

Von der Polizeista­tion ging die Reise weiter für den Vogel. Die Beamten aus Schwäbisch Gmünd baten ihren Vogelexper­ten um Hilfe. „Ich hab am Samstag natürlich auch nicht gerade auf den Anruf gewartet“, erzählt Falkner Weller. Er steht, umgeben von mehreren Vogelgeheg­en, hinter seinem Haus bei Gschwend. „Ich musste ja noch meine ganzen anderen Tiere versorgen.“Als er das erledigt hatte, machte er sich aber auf den Weg nach Gmünd, um das Tier zu holen. „Es ist wichtig, dass die Tiere sofort versorgt werden, es geht da manchmal um Stunden.“Erst vor zwei Wochen habe er einen Bussard gepflegt. „Als abends die Frau anrief und nach dem Findeltier fragte, musste ich ihr leider sagen, dass er gestorben ist.“

In seiner Hand hält der Falkner den - noch - gefangenen Kauz, der in einem Tragekorb sitzt und von einem großen alten Handtuch zugedeckt ist. „Das Tier war sehr schwach und dreckig, hatte aber keine Verletzung­en.“Nachdem er den Waldkauz mit einem Tuch abgerieben hatte, verabreich­te er ihm etwas Fleisch.

Weller schätzt das Tier als etwa dreijährig­es Weibchen ein. Während Weller erzählt, bleibt es ruhig im Korb. Als er das Handtuch zur Seite schiebt, flattert der Vogel aufgeregt. „Der will eigentlich weg.“Und das darf er auch. Heute schätzt der Falkner das Weibchen als fit genug für die Freiheit ein. „Das ist gut, denn jetzt fängt die Balz an und das Weibchen sorgt für Nachwuchs.“

Und als es tatsächlic­h soweit ist, und das Kauzenweib­chen bei einem nahe gelegenen Wald in den Händen von Weller auf seine Freilassun­g wartet, kneift er wieder die Augen zu. Wieder wird er geblendet. Dieses Mal aber von der Sonne und als Weller seine Hände öffnet, breitet der Vogel seine Flügel aus und fliegt in die Freiheit. Wie das Tier aufgepäppe­lt hat, erzählt er im Marktplatz unter www.schwaebisc­he.de/Marktplatz-Waldkauz

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Nachdem ein Waldkauz-Weibchen in einen Kamin gesperrt war, hat Falkner Wolfgang Weller das Tier aufgepäppe­lt.
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FOTOS: POLIZEI AALEN, EVA-MARIE MIHAI

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