Im Winter hat der Förster Hauptsaison
Peter Müller kümmert sich als Lauchheimer Revierleiter um rund 1600 Hektar Wald
WESTHAUSEN - Immer an der frischen Luft durch die Natur streifen und Wildtiere füttern – diese idyllische Vorstellung des Försterberufs stimmt nur in Teilen. Gerade im Winter müssen schwere Arbeiten geleistet werden. Es ist die Hauptzeit für die Holzernte.
Wenn Peter Müller in den Wald geht, um zu arbeiten, sind seine beiden Parson-Russell-Terrier Ignaz und Bruno immer dabei. Sie begleiten ihn sowohl in die Waldkindergärten zur Waldpädagogik als auch zur Jagd, aber auch zu den Waldarbeitern, die aktuell mit der sogenannten Holzernte beschäftigt sind. Das heißt, dass sie die zuvor vom Förster markierten Bäume fällen, mit schwerem Gerät aus dem Wald holen und anschließend nach Sortimenten auf Polter, also Stapel, sortieren.
Peter Müller leitet das Forstrevier in Lauchheim, das der Forstaußenstelle Bopfingen und somit dem Landratsamt unterstellt ist. Zu seinem Revier gehören rund 1600 Hektar Wald, erklärt Müller. Darunter fallen vier verschiedene Waldbesitzarten: Neben dem Staatswald, der dem Land gehört, gibt es auch die Gemeindewälder, die im Besitz der Kommunen sind, Kirchenwälder und Privatwälder. Im Privatwald, in der Regel kleinparzelliert und im bäuerlichen Besitz, ist er beratend und betreuend tätig. Das heißt, die Waldbesitzer werden auf Anfrage unterstützt, kostenfrei beraten und gegen ein geringes Entgelt nach Bedarf mit diversen Dienstleistungen betreut.
Holzernte findet fast ausschließlich im Winter statt
Der Staatswald, wie auch die Gemeinde und Kirchenwälder, die in der Regel einen Beförsterungsvertrag mit der Forstverwaltung abgeschlossen haben, werden von ihm und seinen Kollegen bewirtschaftet. Das bedeutet, dass sie nur die Menge an Bäumen fällen, die auch nachwachsen können. „Es handelt sich um eine planmäßige Forstwirtschaft“, erklärt Müller. Es gebe einen sogenannten Hiebsatz, der klar regelt wie viel Bäume pro Jahr beziehungsweise pro Jahrzehnt gefällt werden dürfen. Auf den Forstkarten werde auch genau eingetragen, wann und wo eine Holzernte stattgefunden hat. Als Förster mache man auch viel Buchführung, da alles sehr genau dokumentiert werden müsse, so Müller.
Die Holzernte findet fast ausschließlich im Winter statt, da in dieser Jahreszeit die Holzqualität am besten ist. „Die Bäume stehen nicht im Saft“, sagt der Förster. Außerdem seien die Bäume weniger anfällig für Krankheiten oder Schädlinge. Zudem ist die Gefahr von Schäden durch die Fäll- und Rückearbeiten am verbleibenden Bestand viel geringer. Und die Laubbäume seien laublos. Das sei auch ein Sicherheitsfaktor, weil man die Krone des Baumes, den man fällt, und auch die Fallrichtung zwingend sehen sollte.
Sicherheit geht im Beruf des Försters und auch bei Waldarbeitern immer vor. Schließlich gibt es einige Gefahren, denen die Männer ausgesetzt sind. „Der Wald ist kein Arbeitsplatz, wie ihn ein Industriearbeiter kennt“, sagt Müller, der auch als Ortsvorsteher in Röhlingen waltet. Man sei immer vom Wetter abhängig, bewege sich oft in unwegsamem Gelände und auch Insekten wie der Eichenprozessionsspinner, Mücken, Zecken, Wespen und Hornissen seien eine Herausforderung. Geeignete Arbeitskleidung wie Sicherheitsschuhe, Schnittschutzhosen und ein Helm ist Pflicht. Bei Sturmwarnung oder möglicher Gefahr durch Schneebruch gehen die Arbeiter gar nicht erst in den Wald, denn im schlimmsten Fall könnte das tödlich enden.
Trotz aller Risiken liebt Müller seine Arbeit. „Förster ist einer der schönsten Berufe, den man lernen kann.“Das liege an seinem Hauptarbeitsplatz – dem Wald. Dieser sei sehr wertvoll, da er ein Klimafaktor, ein ökologischer Wasserspeicher, ein Naherholungsgebiet und ein Staubfilter sei. Außerdem verschaffe er vielen Menschen im Ostalbkreis Arbeitsplätze. Denn nicht nur Förster und Waldarbeiter arbeiten mit dem Rohstoff Holz, sondern auch Sägewerke in der Region. Durch die kurzen Transportwege sei die Ökobilanz des Werkstoffs noch besser als sie sowieso schon ist.
Die Bäume, die die Männer an diesem Tag aus dem Westhausener Wald holen, werden in diverse Sortimente, also quasi als Güteklassen, eingeordnet. Besonders gerade Stämme ohne Astlöcher werden etwa weiter zu Stammholz verarbeitet.
Darüber hinaus gibt es Polter mit Brenn-, Industrie- und Restholz. Jedes Jahr werden rund 1500 Festmeter Brennholz im Revier von Peter Müller eingeschlagen und an örtliche Endverbraucher, aber auch an Brennholzhändler vermarktet. Allein davon, zusammen mit den verbleibenden Flächenlosen – Reisschläge, auf denen Käufer das verbleibende Astholz aufarbeiten –, können rund 150 bis 200 Haushalte mit Holz heizen.