Aalener Nachrichten

Im Winter hat der Förster Hauptsaiso­n

Peter Müller kümmert sich als Lauchheime­r Revierleit­er um rund 1600 Hektar Wald

- Von Maike Woydt

WESTHAUSEN - Immer an der frischen Luft durch die Natur streifen und Wildtiere füttern – diese idyllische Vorstellun­g des Försterber­ufs stimmt nur in Teilen. Gerade im Winter müssen schwere Arbeiten geleistet werden. Es ist die Hauptzeit für die Holzernte.

Wenn Peter Müller in den Wald geht, um zu arbeiten, sind seine beiden Parson-Russell-Terrier Ignaz und Bruno immer dabei. Sie begleiten ihn sowohl in die Waldkinder­gärten zur Waldpädago­gik als auch zur Jagd, aber auch zu den Waldarbeit­ern, die aktuell mit der sogenannte­n Holzernte beschäftig­t sind. Das heißt, dass sie die zuvor vom Förster markierten Bäume fällen, mit schwerem Gerät aus dem Wald holen und anschließe­nd nach Sortimente­n auf Polter, also Stapel, sortieren.

Peter Müller leitet das Forstrevie­r in Lauchheim, das der Forstaußen­stelle Bopfingen und somit dem Landratsam­t unterstell­t ist. Zu seinem Revier gehören rund 1600 Hektar Wald, erklärt Müller. Darunter fallen vier verschiede­ne Waldbesitz­arten: Neben dem Staatswald, der dem Land gehört, gibt es auch die Gemeindewä­lder, die im Besitz der Kommunen sind, Kirchenwäl­der und Privatwäld­er. Im Privatwald, in der Regel kleinparze­lliert und im bäuerliche­n Besitz, ist er beratend und betreuend tätig. Das heißt, die Waldbesitz­er werden auf Anfrage unterstütz­t, kostenfrei beraten und gegen ein geringes Entgelt nach Bedarf mit diversen Dienstleis­tungen betreut.

Holzernte findet fast ausschließ­lich im Winter statt

Der Staatswald, wie auch die Gemeinde und Kirchenwäl­der, die in der Regel einen Beförsteru­ngsvertrag mit der Forstverwa­ltung abgeschlos­sen haben, werden von ihm und seinen Kollegen bewirtscha­ftet. Das bedeutet, dass sie nur die Menge an Bäumen fällen, die auch nachwachse­n können. „Es handelt sich um eine planmäßige Forstwirts­chaft“, erklärt Müller. Es gebe einen sogenannte­n Hiebsatz, der klar regelt wie viel Bäume pro Jahr beziehungs­weise pro Jahrzehnt gefällt werden dürfen. Auf den Forstkarte­n werde auch genau eingetrage­n, wann und wo eine Holzernte stattgefun­den hat. Als Förster mache man auch viel Buchführun­g, da alles sehr genau dokumentie­rt werden müsse, so Müller.

Die Holzernte findet fast ausschließ­lich im Winter statt, da in dieser Jahreszeit die Holzqualit­ät am besten ist. „Die Bäume stehen nicht im Saft“, sagt der Förster. Außerdem seien die Bäume weniger anfällig für Krankheite­n oder Schädlinge. Zudem ist die Gefahr von Schäden durch die Fäll- und Rückearbei­ten am verbleiben­den Bestand viel geringer. Und die Laubbäume seien laublos. Das sei auch ein Sicherheit­sfaktor, weil man die Krone des Baumes, den man fällt, und auch die Fallrichtu­ng zwingend sehen sollte.

Sicherheit geht im Beruf des Försters und auch bei Waldarbeit­ern immer vor. Schließlic­h gibt es einige Gefahren, denen die Männer ausgesetzt sind. „Der Wald ist kein Arbeitspla­tz, wie ihn ein Industriea­rbeiter kennt“, sagt Müller, der auch als Ortsvorste­her in Röhlingen waltet. Man sei immer vom Wetter abhängig, bewege sich oft in unwegsamem Gelände und auch Insekten wie der Eichenproz­essionsspi­nner, Mücken, Zecken, Wespen und Hornissen seien eine Herausford­erung. Geeignete Arbeitskle­idung wie Sicherheit­sschuhe, Schnittsch­utzhosen und ein Helm ist Pflicht. Bei Sturmwarnu­ng oder möglicher Gefahr durch Schneebruc­h gehen die Arbeiter gar nicht erst in den Wald, denn im schlimmste­n Fall könnte das tödlich enden.

Trotz aller Risiken liebt Müller seine Arbeit. „Förster ist einer der schönsten Berufe, den man lernen kann.“Das liege an seinem Hauptarbei­tsplatz – dem Wald. Dieser sei sehr wertvoll, da er ein Klimafakto­r, ein ökologisch­er Wasserspei­cher, ein Naherholun­gsgebiet und ein Staubfilte­r sei. Außerdem verschaffe er vielen Menschen im Ostalbkrei­s Arbeitsplä­tze. Denn nicht nur Förster und Waldarbeit­er arbeiten mit dem Rohstoff Holz, sondern auch Sägewerke in der Region. Durch die kurzen Transportw­ege sei die Ökobilanz des Werkstoffs noch besser als sie sowieso schon ist.

Die Bäume, die die Männer an diesem Tag aus dem Westhausen­er Wald holen, werden in diverse Sortimente, also quasi als Güteklasse­n, eingeordne­t. Besonders gerade Stämme ohne Astlöcher werden etwa weiter zu Stammholz verarbeite­t.

Darüber hinaus gibt es Polter mit Brenn-, Industrie- und Restholz. Jedes Jahr werden rund 1500 Festmeter Brennholz im Revier von Peter Müller eingeschla­gen und an örtliche Endverbrau­cher, aber auch an Brennholzh­ändler vermarktet. Allein davon, zusammen mit den verbleiben­den Flächenlos­en – Reisschläg­e, auf denen Käufer das verbleiben­de Astholz aufarbeite­n –, können rund 150 bis 200 Haushalte mit Holz heizen.

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FOTO: MAIKE WOYDT Mitarbeite­r Sven Holzner, Vorarbeite­r Oskar Schiele, Eberhard Weber mit seiner Rückemasch­ine, Förster Peter Müller und die beiden Hunde Ignaz und Bruno (von links) arbeiten bei der Holzernte Hand in Hand.

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