Zum Jubiläum eine offene Titeljagd
Der Bösinger Joshua Kimmich hat nach Bayerns 3:1 gegen Schalke mehrere Feiergründe
MÜNCHEN - Dass auch Fußballer normale Menschen sind und sich durchaus über die gleichen Dinge freuen können wie Ottonormalbürger, kann ja in Zeiten der Überglorifizierung der Millionäre in kurzen Hosen durchaus vergessen werden.
Doch als Joshua Kimmich nach dem 3:1 (2:1) seines FC Bayern München gegen Schalke 04, bei dem der Abräumer aus Bösingen bei Rottweil gleich mehrere Jubiläen begangen hatte, so dastand in den Katakomben der Allianz Arena, wollte er vor allem eines: „Ich will jetzt schnell hoch zu meiner Familie – und da wäre ich auch schon, wenn ich Ihnen nicht so viele Fragen beantworten müsste“, sagte er zur „Schwäbischen Zeitung“auf die Frage, ob und wie er denn seine Jubiläen feiern wolle. Dann lachte er br eit, g ab einen kumpelhaf ten Klaps und verschwand.
100 Bundesligaspiele
Am Vortag war Kimmich 24 geworden („es gab ein Ständchen von den Teamkollegen“), am S amstag nun hatte er sein 100. Bundesligaspiel absolviert („das hat mir mein Papa erst gestern erz ählt“) und da w ar dann noch der S ieg gegen Schalke – und nicht zuletzt die dur ch den A usrutscher der Dortmunder am Nachmittag g egen H offenheim, die ein 3:0 nicht halt en konnten u n da mEnde mit einem 3:3 zufrieden sein mussten, neue Sp annung im T itelkampf der Bundesliga. Plötzlich sind es nur noch fünf Punkte Rückstand.
„Psychologisch ist das enorm wichtig! Fünf Punkte sind w as ganz anderes als sieben. Das sind sozusagen nur noch zw ei A usrutscher. Wichtig ist, dass wir bei jedem w eiteren F ehler, die ho ffentlich noch kommen werden, dann da sind“, sagte Kimmich, der mit zwölf Torvorlagen aktuell der erfolgreichste Vorbereiter der Liga ist.
Das 3:1 g egen Schalke war wahrlich kein perfektes Spiel der Ba yern gewesen, trotz zeitweiliger enormer Dominanz w ar es zwischenz eitlich sogar auf der Kippe gestanden. Doch es war mal wieder eine klare Struktur zu er kennen, zudem w aren die Münchner cle ver im Abschlus s g ewesen. Allen v oran Torjäger Robert Lewandowski, der das Eig entor des Schalkers J effrey Bruma (12.) erzwang, die zweite Führung – Ahmed Kutucu (25 .) hatte einen r asanten Konter ausgeglichen – selbst erzielte (27.) und schließlich auch noch Serge Gnabrys (57 .) S iegtor v orbereitete. Lewandowskis (Vor)-leistung nutzte Bayerns Sportchef Hasan Salihamidzic, um scharf gegen den E x-Bayern und Sky-Experten Dietmar Hamann, der zuletzt Le wandowskis Rolle bei Bayern hinterfragt hatte („Ich glaube, dass Lewandowski zum Problem für Bayern München wird“), zu schießen (siehe Bundesliga-Intern).
Doch noch etwas sorgte für Missstimmung bei den Bayern, auch wenn diese sich aufgrund der Umstände in Grenzen hielt. Wieder einmal fiel das Gegentor zu einf ach. T rainer N iko Kovac klagte über den Alterungsprozess, den seine Mannschaft durch in- dividuelle Fehler beschleunigen würde: „M ein Bart wir d immer g rauer. Wir erklären und predigen es im Training immer wieder“, sagte er. Besser sei es, auch „mal ein t aktisches Foul (zu) ziehen, wenn man den Ball nicht erobern k ann“. Jedoch, nach einem 3:1 kan n m a n sich – g rauer Bart hin oder her – auch gnädig geben. „Auch die Nationalspieler bei Schalk e machen Fehler, meine Spieler machen Fehler. Wenn das nicht so wäre, würde jedes Spiel 0:0 ausg ehen“, so Kovac. U nd über haupt: „A uch die nächsten Gegner werden komischerweise Fehler machen.“Schalkes Trainer Domenico Tedesco konnte da nur zustimmen: „W ir haben heu te v erdient verloren und waren dafür, dass wir in München etwas holen wollten, zu ängstlich.“
Kimmich mosert und feiert
Zu ängstlich waren die Bayern nicht. Doch Jubilar Kimmich moserte, ehe er zu seiner F amilie ging, f ast mehr als sein Trainer. „Das zieht sich durch die ganze Saison. Wir müssen einen großen Aufwand betreiben, um ein Tor zu schießen, unser e Gegner dagegen kaum, dennoch k ommt er zu einfachen Torchancen, obwohl er gar nicht im Spiel ist.“A ußerdem: „Wir machen einfach zu viele individuelle Fehler.“
Dass solche Worte von einem 24Jährigen k ommen, unt erstreicht die Stellung des Bösingers beim Rekordmeister. Langfristig als N achfolger von FCB-Legende Philipp Lahm auserkoren und auf gebaut, ist der langjährige Jugendspieler des V fB Stuttgart längst unumstritten – nicht nur in München, sondern auch in der deutschen Nationalmannschaft. 38 Spiele mit dem Adler auf der Brust hat er bereits absol viert und nun auch 1 00 Bundesligaspiele – noch dazu alle für den R ekordmeister. Grund g enug, dann doch etwas versöhnlich zu sein und auf das Geleist ete zurückzublicken: Diese Spiele „gerade für Bayern, den besten Club in Deutschland. Das ist schon etwas Besonderes.“ Frauen-Bundesliga (13. Spieltag): TSG Hoffenheim – 1. FFC Frankfurt 0:1 (0:1), SC Sand – Turbine Potsdam 2:3 (1:1).