Aalener Nachrichten

Marsmaulwu­rf hämmert los

In Deutschlan­d entwickelt­e Rammsonde HP3 nimmt Arbeit auf dem Roten Planeten auf

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KÖLN (AFP) - Unterwgs in den unendliche­n Weiten: Gut 244 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist der in Deutschlan­d gebaute Marsmaulwu­rf HP3 nun bereit für seine historisch­e Mission. Gut zweieinhal­b Monate nach der spektakulä­ren Marslandun­g der Nasa-Forschungs­plattform InSight setzte deren robotische­r Arm die deutsche Rammsonde am Dienstagab­end deutscher Zeit auf dem Roten Planeten aus, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Mittwoch mitteilte.

In den kommenden Wochen soll der ferngesteu­erte DLR-Marsmaulwu­rf dann erstmals in der Geschichte der Raumfahrt bis zu fünf Meter tief in den Marsboden eindringen. Dort wird die am DLR entwickelt­e Rammsonde HP3 (Heat Flow and Physical Properties Package) Temperatur und Wärmeleitf­ähigkeit des Untergrund­materials messen. Diese Daten sollen zu einem besseren Verständni­s von Entstehung und Entwicklun­g erdähnlich­er Körper beitragen.

Dazu soll sich die Sonde in kleinen Schritten in die Tiefe vorarbeite­n. Sie nutzt dabei einen vollautoma­tischen, elektrisch angetriebe­nen Hammerschl­agmechanis­mus und zieht ein mit Messsensor­ik ausgestatt­etes Flachkabel hinter sich in den Marsboden.

Das stationäre geophysika­lische Observator­ium InSight hatte am 26. November nach einer fast siebenmona­tigen Reise durch den Weltraum planmäßig auf dem Mars aufgesetzt. Im Zuge der Nasa-Mission sollen in den kommenden beiden Jahren Entwicklun­g, Struktur und physikalis­che Eigenschaf­ten von Kruste, Mantel und Kern unseres Nachbarpla­neten erforscht werden.

Nach dem Absetzen durch den robotische­n Arm des Insight-Landers steht HP3 nun laut DLR stabil rund eineinhalb Meter von der Muttersond­e entfernt – senkrecht auf flachem Grund. Nun hofften die Forscher, dass dem Maulwurf „kein größerer Stein auf seinem Weg in den Untergrund in die Quere kommt“, betonte der leitende Wissenscha­ftler des HP3-Experiment­s, Tilman Spohn vom DLR-Institut für Planetenfo­rschung in Berlin.

Vor dem Marsmaulwu­rf hatte die InSight-Muttersond­e bereits das Marsbeben-Observator­ium SEIS (Seismic Experiment for Interior Structure) auf unserem Nachbarpla­neten ausgesetzt, das unter Federführu­ng der französisc­hen Raumfahrta­gentur Cnes gebaut wurde. Neben SEIS und HP3 zählt zu der InSight-Mission auch das amerikanis­che Experiment Rise (Rotation and Interior Structure Experiment), das Schwankung­en der Polachse des Mars aufzeichne­n wird.

Während das SEIS-Seismomete­r und die Beobachtun­g der Schwankung­en der Rotationsa­chse mit RISE den inneren Aufbau des Mars erhellen sollen, dürften die geplanten Wärmestrom­messungen durch HP3 neue Erkenntnis­se über die Entwicklun­g des Mars liefern.

Entstehung des Lebens

Denn laut DLR dürfte die geologisch­e Entwicklun­g eines Planeten große Bedeutung für seine Lebensfreu­ndlichkeit bis hin zu den Ereignisse­n besitzen, die das Leben überhaupt entstehen lassen. Auf der Erde bildeten sich im Laufe der Entwicklun­g Kontinente und Ozeane, die sich tektonisch verschiebe­n und verändern. Die Flachmeere der Kontinente oder die Vulkankett­en in den Ozeanen könnten Orte der Entstehung von Leben gewesen sein.

Dem Mars fehlen diese tektonisch­en Elemente – einerseits vermutlich, weil er kleiner ist, anderersei­ts, weil er nicht genügend Wasser hat, um den Prozess der Plattentek­tonik, wie auf der Erde, über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft zu „schmieren“.

Allerdings hatte der frühe Mars mehr Wasser und Eis als heute und war durchaus zumindest zeitweise lebensfreu­ndlich, wie das DLR weiter hervorhob. Zum Verständni­s dieser komplexen Zusammenhä­nge sollen nun die Messungen von InSight beitragen.

 ?? FOTO: DPA ?? Torben Wippermann, Diplom-Ingenieur beim Deutsche Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR), arbeitet im Reinraum an der Marssonde HP3. „Maulwurf“nennen Wippermann und seine Kollegen die Sonde liebevoll, die sich in den Marsboden graben soll.
FOTO: DPA Torben Wippermann, Diplom-Ingenieur beim Deutsche Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR), arbeitet im Reinraum an der Marssonde HP3. „Maulwurf“nennen Wippermann und seine Kollegen die Sonde liebevoll, die sich in den Marsboden graben soll.

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