Aalener Nachrichten

Kein Aufatmen bei Fahrverbot­en

Eine neue Botschaft der EU-Kommission weckt in Städten Hoffnung – Verkehrsmi­nister Hermann dämpft diese

-

STUTTGART (lsw) - Nach neuen Ansagen aus Brüssel wachsen die Hoffnungen, dass weitere großflächi­ge Fahrverbot­e für Diesel-Autos zur Luftreinha­ltung im Südwesten verhindert werden können. FDP-Landtagsfr­aktionsche­f Hans-Ulrich Rülke ging am Donnerstag in Stuttgart noch weiter: Er forderte, die geltenden Fahrverbot­e für Diesel der Euronorm 4 und schlechter zurückzune­hmen. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) dämpfte die Erwartunge­n allerdings.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch erklärt, keine grundsätzl­ichen Bedenken gegen deutsche Pläne zu haben, wonach Verbote in der Regel erst ab einer Belastung von 50 Mikrogramm Stickoxid (NO2) pro Kubikmeter Luft verhältnis­mäßig sein sollen – wobei zugleich am Grenzwert von 40 Mikrogramm im Jahresmitt­el nicht gerüttelt werde.

In Stuttgart gelten seit dem Jahresbegi­nn in der gesamten Umweltzone Fahrverbot­e für Diesel der Euronorm 4 und schlechter. Es drohen zudem Fahrverbot­e für Diesel der Euronorm 5, falls die Luft nicht schnell deutlich besser wird. Die grün-schwarze Landesregi­erung mit Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) argumentie­rt, sie sei mit Gerichtsur­teilen zu den Verboten gezwungen worden.

Vizeregier­ungschef Thomas Strobl (CDU) hatte großflächi­ge Fahrverbot­e für Euro-5-Diesel in Stuttgart bereits ausgeschlo­ssen. Auch Kretschman­n hatte gesagt: „Wenn es überhaupt zu Fahrverbot­en für Euro-5-Diesel in Stuttgart kommt, dann nicht in großem Ausmaß.“CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart sagte am Donnerstag: „Mit dem grünen Licht der EU-Kommission sehe ich immer weniger Gründe, warum wir noch Fahrverbot­e für Euro-5-Diesel brauchen sollten.“

Dabei geht es um die vom Bund geplante Änderung des Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetzes. Darin soll klargestel­lt werden, dass Fahrverbot­e in der Regel „aus Gründen der Verhältnis­mäßigkeit“ erst bei Jahresmitt­elwerten von mehr als 50 Mikrogramm in Betracht kommen sollten. Diese Änderung musste die Bundesregi­erung der EU-Kommission vorlegen. Ob im Falle einer Gesetzesän­derung Fahrverbot­e wirklich vermieden werden können, wird sich aber erst vor Gerichten erweisen.

Verkehrsmi­nister Hermann meinte: „Die Gesetzesän­derung der Bundesregi­erung hilft bei der Lösung der Probleme mit den Luftschads­toffen wenig.“Fahrverbot­e könnten bereits jetzt vermieden werden, wenn wirksame Maßnahmen zur schnellstm­öglichen Einhaltung der Grenzwerte zur Verfügung stehen. Zudem sei nicht die Höhe der GrenzwertÜ­berschreit­ung maßgeblich, sondern die Wirksamkei­t der Maßnahmen. „Der Änderungse­ntwurf der Bundesregi­erung ändert weder die Grenzwerte, noch die Vorgehensw­eise zur Einhaltung derselbige­n.“Fahrverbot­e seien mit den Plänen des Bundes nicht überholt und unterhalb der Grenze von 50 Mikrogramm nicht generell ausgeschlo­ssen

13 Städte überschrei­ten Grenzwert

Im Südwesten haben im vergangene­n Jahr 13 Städte den Grenzwert für Stickoxide von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmitt­el gerissen. Den Spitzenwer­t gab es am Stuttgarte­r Neckartor mit 71 Mikrogramm. Knapp über dem jetzt diskutiert­en Wert von 50 Mikrogramm lagen Heilbronn (52 Mikrogramm), Reutlingen (53 Mikrogramm) und Ludwigsbur­g (51 Mikrogramm). Freiburg erreichte 50 Mikrogramm.

Unterhalb des Wertes von 50 Mikrogramm rangierten Mannheim (47 Mikrogramm), Backnang (49 Mikrogramm), Esslingen (45 Mikrogramm), Tübingen (46 Mikrogramm), Herrenberg (41 Mikrogramm), Sindelfing­en und Leonberg (jeweils 45 Mikrogramm). Für Mühlacker ist nach Angaben des Landesverk­ehrsminist­eriums nur ein Wert aus dem Jahr 2017 mit 47 Mikrogramm repräsenta­tiv.

 ?? FOTO: DPA ?? FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke ist strikt gegen Fahrverbot­e – das hatte er auch bei einer Demonstrat­ion auf dem Stuttgarte­r Schlosspla­tz deutlich gemacht.
FOTO: DPA FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke ist strikt gegen Fahrverbot­e – das hatte er auch bei einer Demonstrat­ion auf dem Stuttgarte­r Schlosspla­tz deutlich gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany