Zitternde Hände und tränenreiche Augen
Belgisches Ensemble Les Abbagliati fasziniert mit Liebesliedern aus der Barockzeit
AALEN - Freunde, die man bei ihrem ersten Besuch schätzen gelernt hat, lädt man sich gerne nochmals ein. So gilt es auch unter Musikfreunden. Sie waren letztes Jahr vom Auftritt des belgischen Ensembles Les Abbagliati so fasziniert, dass die Programmgestalter der Konzerte in der Villa Stützel die fünf Musiker aus Brüssel gleich ein zweites Mal nach Aalen einluden. Unter dem Motto „Triumph der Liebe“boten sie ein exquisites Geschenk zum Valentinstag.
„Les Abbagliati“heißt auf Deutsch „Die Verrückten“. Das traf nicht auf ihre Musik zu, sondern besonders auf das Outfit ihrer Sängerin, der Sopranistin Soetkin Elbers. Sie hatte sich nicht nur auf barocke Lieder spezialisiert, sondern passte sich auch in ihrer exzentrischen Kleidung der Barockzeit an. Sie wählte sich eine legendäre Marquise aus der Zeit Ludwigs XIV. als Vorbild. Die hatte bei einem Waldspaziergang mit ihrem Geliebten ihre barocke Haube verloren und machte sich im Nu aus ihrem Strumpfband eine äußerst fantasievolle Kopfbedeckung.
Das setzte ihrem üppigen Barockkostüm quasi die „Krone“auf. So ausgefallen wie ihr Äußeres war auch die Art ihrer musikalischen Darbietung. Die italienischen und französischen Texte ihrer schmachtenden Liebeslieder musste man nicht verstehen. Gestik und Mimik machten überdeutlich, um was es dabei ging. Die Sprache der Sinne brauchte keine Worte. Die Sängerin setzte alles ein, um dem Angehimmelten ihre hingebungsvollen Gefühle zu vermitteln.
Eine fantasievolle Meisterin
Dabei entpuppte sich die Sopranistin als fantasievolle Meisterin. „Zitternde Hände, tränenreiche Augen“hieß es nicht nur in den Texten der Kantaten von Francois Couperin, Antonio Vivaldi und Michel de Montéclair aus dem liebestollen 17. Jahrhundert. Mit kunstvollem Tremolo sang sie sich nicht nur in die Herzen ihrer damaligen Gespielen, sondern auch in die ihrer darob begeisterten Zuhörer.
Kongenial unterstützten sie dabei ihre Ensemble-Partner: Annelies Decock mit ihrer einschmeichelnden Geige, Sien Huybrechts mit silberhellen Flötengirlanden, Ronan Kernoa mit sattem Celloso und Thomas Yvrard, der sein Cembalo nicht oft genug stimmen konnte, um die absolute Tonreinheit der Continuo-Begleitung hinzubekommen.
Ihre bewundernswerte Qualität als eigenes Quartett stellten die Musiker besonders in der glanzvollen Triosonate in h-Moll von Händel unter Beweis. Der Cellist konnte sich in der Vivaldi-Arie „Amor hai vinto“(Liebe, du hast gesiegt) voll entfalten. Den lang anhaltenden Applaus belohnte das Ensemble mit der zauberhaften Arie von JeanBaptiste Lully, „Ich weiß, ich sterbe vor Liebe“.