Besucherin
Was bei der Münchner Sicherheitskonferenz besprochen wird, saugt wie ein Schwamm auf. In diesem Jahr ist sie zum zweiten Mal da. Im vergangenen Jahr war die junge Ennahda-Politikerin aus Tunesien als sogenannter „Young Leader“nach München eingeladen. Das fand die 34Jährige so spannend, dass sie gerne wieder kam. „Ich finde es sehr wichtig, dass hier über so viele Themen diskutiert wird. Und dass ganz unterschiedliche Positionen zur Sprache kommen“, sagt die junge Politikerin.
Sie ist in verschiedenen Ländern, Kulturen und in mehreren Sprachen zu Hause. Sie weiß, was es heißt, wenn Konflikte nicht auf der Verhandlungsebene gelöst werden können. Mit 14 Jahren musste Imen Ben Mohamed mit ihrer Familie die Heimat verlassen, weil ihr Vater vom tunesischen Machthaber Zine el-Abidine Ben Ali verfolgt wurde. Zuflucht fanden sie in Italien, dort ging sie zur Schule, dort hat sie studiert und später ihren Weg zur Berufspolitikerin vorbereitet. Inzwischen pendelt sie als EnnahdaAbgeordnete im tunesischen Parlament zwischen Tunis und Rom. Was sie sich von der Sicherheitskonferenz in München verspricht: „Für mich ist es eine Superplattform, um mit vielen Menschen in Dialog zu kommen und mich zu vernetzen.“
Die Sicherheit und Stabilität der Maghreb-Staaten stand in den vergangenen Tagen nicht ganz oben auf der Agenda. Für Imen Ben Mohamed ist es ein Topthema. „Die Konflikte in unserem Nachbarland Libyen sind eine Gefahr für die ganze Region“, sagt sie. Die Demokratisierung in Tunesien gehe gut voran, aber die wirtschaftliche Situation sei schwierig – und werde durch Bürgerkrieg und Chaos in Libyen weiter verschärft. Rund eineinhalb Millionen Libyer seien nach Tunesien geflohen, in ein Land, in dem Arbeitsplätze ohnehin rar sind.
Trotz aller Probleme: Imen Ben Mohamed sieht Tunesien auf dem Weg in eine freie, demokratische Zukunft, in der niemand wegen Rasse, Religion, sexueller Orientierung und seines Geschlecht diskriminiert werden soll. „Ich tue mein Bestes, um diesen Traum wahr zu machen“, sagt sie. Claudia Kling