In Menschen lesen wie in einem Buch
Der Aalener Winfried Schröter kommt ins Frühstücksfernsehen bei Sat1.
AALEN - Wer Winfried Schröter gegenübersitzt, muss sich in Acht nehmen. Denn der Aalener kann in Menschen lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Mit seinem Vortrag „Menschen lesen lernen“zog er auch bereits in Aalen bis zu 500 Zuhörer in seinen Bann. Jetzt kommt der 55-Jährige, der bundesweit als Coach unterwegs ist, ins Fernsehen. Seine Methode FaceReading stellt er am Donnerstagmorgen in der Sat1-Sendung Frühstücksfernsehen vor.
„Menschenkenntnis wird bei der Einstellung von Mitarbeitern immer wichtiger“, sagt Winfried Schröter. Aber auch in der Mitarbeiterführung spiele diese eine entscheidende Rolle. Doch nicht jeder Personaler oder Firmenchef habe ein angeborenes Gespür für sein Gegenüber. Das Bauchgefühl täusche oftmals. Viele ließen sich auch von Mimik und Gestik, die antrainiert werden könnten, hinters Licht führen.
Viel mehr Hinweise über den Typ Mensch und seine Potenziale liefere das sogenannte Face-Reading, das jeder lernen kann und bei dem Größenverhältnisse und Formen im Gesicht analysiert werden, sagt Schröter. Seit über 25 Jahren schult er Führungskräfte, die genauer hinschauen wollen, in dieser Methode, die bereits im alten Griechenland genutzt wurde, und gibt ihnen das entsprechende Werkzeug an die Hand, um ihr Gegenüber einschätzen zu können.
Bei Mephisto-Augenbrauen ist Vorsicht geboten
„Menschen, die einen Haaransatz wie der Kabarettist Ingo Appelt haben, sind sehr kreativ, ebenso Menschen, bei denen der Abstand zwischen den Augen etwas größer ist“, sagt Schröter und denkt etwa an die ZDF-Nachrichtensprecherin Marietta Slomka. Wer normale runde Augenbrauen hat, sei ein Harmoniemensch. Gerade Augenbrauen zeugten hingegen von einem Typen, der eher rational denkt. Und wer eckige Augenbrauen wie Mephisto hat, sei jemand, der ein erhöhtes Führungspotenzial mitbringe, anderen allerdings auch ein Bein stellen könne. „Mit so einem Menschen kann man in Konkurrenz treten oder sein Potenzial für die Firma nutzen“, sagt Schröter.
43 Wochen im Jahr ist der ursprünglich aus Schleswig-Holstein stammende Führungskräftetrainer, Mentaltrainer, Hypnotiseur und Buchautor, den es der Liebe wegen vor 13 Jahren auf die Ostalb oder besser gesagt nach Fachsenfeld verschlagen hat, bundesweit auf Achse. Am Mittwoch gibt er noch ein Seminar im brandenburgischen Bad Saarow. Am Abend geht es dann nach Berlin, wo er am frühen Donnerstagmorgen im Sat1-Studio in zwei Interviews seine Methode Face-Reading vorstellt. Vor seinem Auftritt im Frühstücksfernsehen hat er sich für ein Gespräch mit den „Aalener Nachrichten“Zeit genommen. Das Interview fand am Telefon statt. Gott sei Dank. Denn es ist nicht jedermann Sache, von Schröter vielleicht auch etwas Unangenehmes über seine Persönlichkeit zu hören. Doch der Coach will ganz genau wissen, mit wem er sich unterhält und googelt einfach nach Fotos seiner Gesprächspartnerin, die sich bereitwillig seiner Analyse stellt. Und es ist erstaunlich, was der 55-Jährige auf die Schnelle über einen sagen kann und wie richtig er mit seiner Einschätzung über deren Potenzial liegt.
Insgesamt 400 Merkmale ließen diesbezüglich eine Einschätzung zu. „Je größer ein Merkmal oder Organ im Gesicht ist, umso stärker wird es genutzt“, sagt Schröter. Wer einen großen Mund hat, rede gerne, große Ohren hörten gerne zu und große Augen würden andere intensiver wahrnehmen.
„Im Ostalbkreis hat man noch etwas Scheu vor meiner Methode“, sagt Winfried Schröter.
„Das Gesicht lässt sich in drei Abschnitte unterteilen“, sagt Schröter. Der Stirnbereich, vom Haaransatz bis zur Mitte der Augen, stehe für Vernunft und Logik. Wer also eine erhöhte Stirn hat, sei eher der rationale Typ. Von der Vertiefung des Nasenbeins bis zur Unterkante liege der Gefühlsbereich. Ist der darunter liegende Mundbereich bis zur Kinnspitze ausgeprägt, deute das auf den Typ „Fummler“hin, also auf einen Menschen, der noch nie eine Bedienungsanleitung gelesen habe, sondern sich durchs Leben irgendwie „durchfummelt“.
Um welchen Typ es sich bei der Moderatorin des Frühstücksfernsehens, Marleen Lufen, handelt, wird Schröter in der Sendung am Donnerstag erklären. Dafür werde er sie mit Hilfe von Holzklammern, die er an den drei Bereichen befestige, vermessen. „Manche Potenziale, die ein Mensch hat, wurden ihm im Laufe der Erziehung von den Eltern wegerzogen“, sagt Schröter. So könne jemand eine unglaubliche Kommunikationsfähigkeit besitzen, die er allerdings aufgrund der Worte „sei still, du nervst“abgelegt habe. Sein Ziel sei es, dass Führungskräfte bei der Einstellung von Mitarbeitern dieses Potenzial wieder sehen.
Mit seinen Seminaren rennt Schröter bundesweit bei Firmen offene Türen ein. Im Ostalbkreis stünde man seiner Methode allerdings noch etwas kritisch gegenüber. „Hier scheinen Personaler und Firmenchefs vom alten Schlag noch etwas Scheu davor zu haben“, sagt der 55-Jährige. Hin und wieder werde er jedoch von der Aalener Volkshochschule für Seminare und Vorträge gebucht, bei denen es allerdings mehr um Mentaltraining und Entspannung gehe.
Bald möglicherweise ein eigenes Format auf RTL
Der Fernsehsender Sat1 sei auf ihn bei einem Training aufmerksam geworden, das er gemeinsam mit dem Sat1Fernsehpsychologen Rolf Schmiel gehalten hat. Aufgrund des Interesses an seiner Person und seiner Methode sei er ins Frühstücksfernsehen eingeladen worden. Sein dortiger Auftritt soll allerdings keine Alltagsfliege sein. Derzeit sei der Sender RTL am Überlegen, eine Reihe ins Leben zu rufen, in der der Wahl-Aalener mitwirken könnte. Das Format könnte sich an die von Ruth Moschner moderierte Sat1-Show „So tickt der Mensch“anlehnen, in der Rolf Schmiel die Rolle des Experten einnimmt. „Das Ganze ist allerdings noch nicht in trocknen Tüchern“, sagt Schröter.
Wenn der 55-Jährige mal nicht auf Achse ist, genießt er sein Privatleben in Fachsenfeld. Als Norddeutscher schätze er die hüglige Landschaft auf der Ostalb. Mit dem Schneeschippen habe er sich allerdings auch nach 13 Jahren noch immer nicht angefreundet. Mit dem schwäbischen Dialekt komme er indes mittlerweile klar. Allerdings habe er vier Jahre lang gebraucht, um alles zu verstehen. Dabei konnte ihm jedoch das Face-Reading nicht helfen.