Ohne Ehrenamt stünden die Räder still
Rund 40 Vereine präsentieren sich auf einer Börse im Aalener Rathaus.
AALEN - Ob Kassiererin oder Feuerwehrkommandant, die Dame von der Nachbarschaftshilfe oder der junge Betreuer in der „Ostalb-City“: Ohne Ehrenamt würden in Aalen viele Räder stillstehen. Sich in der Freizeit für einen Verein oder in einer sozialen Einrichtung einzusetzen, ist aber auch in der Kreisstadt mit ihren fast 500 Vereinen – von der Arbeitsgruppe der Aalener Christen bis zum Zitherverein – nicht mehr selbstverständlich. Deshalb gab’s am Samstag im Rathausfoyer auf zwei Stockwerken die Ehrenamtsbörse, auf der sich rund 40 Vereine und Institutionen präsentierten.
Ein Beispiel: 279 Männer und Frauen der Feuerwehr sorgen rund um die Uhr und 24 Stunden am Tag in Aalen und in den Stadtbezirken für die Sicherheit der Bürger. Dass die Wehr eine freiwillige ist, wissen viele gar nicht, stellt Klaus Brenner (Abteilungskommandant Fachsenfeld) fest. Und die ist auf Nachwuchs angewiesen. 113 Jungs und Mädchen sind dort gerade in „Ausbildung“, die aber richtig spannend und interessant ist, sagen Luis Vogel (14) und Jule Brenner (15), die schon seit fast sechs Jahren dabei ist.
Interkulturelles Engagement
Aalen ist eine interkulturelle Stadt. Einer ihrer jüngsten Vereine ist der im September 2018 gegründete Afrika-Treff, in dem spielerisch Deutsch gelernt wird. Jeden Montag treffen sich in der Cafeteria der Bohlschule Menschen etwa aus Gambia, Südafrika, Mosambik, Kamerun, Simbabwe und aus Aalen. Unter dem Titel „Under the Palaver Tree.“Weil man sich in Afrika, erklärt Pierre Kedagni, immer unter einem großen Baum trifft, um zu feiern, zusammenzukommen oder um etwas zu besprechen, eben um „Palaver“zu halten. Also so wie früher hierzulande unter der Dorflinde. Der Verein würde gerne noch mehr Bürger einladen, um gemeinsam Zeit zu verbringen.
Am Stand daneben sucht der DRK-Kreisverband Aalen Mitstreiter, um beispielsweise alleinstehende Senioren mit auf den Markt zu nehmen und mit ihnen etwas zu unternehmen, für Essen auf Rädern, den Näh-Treff oder den Second-Hand-Laden „Rot Couture“am Regenbaum. Die Ehrenamtlichen geben „Zeitspenden“, erklärt die stellvertretende Kreisgeschäftsführerin Sabine Nemesch, die selber auch ehrenamtlich aktiv ist. Das Ehrenamt, sagt sie, macht viel Spaß und es komme sehr viel zurück von den Menschen.
„Eine ganz nette Gesellschaft“
Die Aalener Chorfreunde sind der älteste Chor in der Aalener Kernstadt, über weitere Mitsänger, Männer, Frauen, in allen Stimmen, würde sich die erste Vorsitzende Ilse Helfer freuen. Und obwohl man ein Traditionschor sei, singe man auch neue, moderne und englische Literatur, „ganz querbeet“. „Wir sind eine sehr nette Gesellschaft, wir singen aber nicht nur wie etwa am 2. Juni auf der Kapfenburg, sondern wir wandern, machen Weinfahrten und einiges mehr.“Und überhaupt: Singen halte gesund, sei gut für den Kopf und die Gemeinschaft.
Fürs Ehrenamt gesucht wird in vielen Vereinssparten. Die Kolpingsfamilie Aalen würde sich über Helfer in der Hütte am Albuch freuen, Lebenshilfe, Kulturküche oder die Agendagruppe „Eine Welt“über zusätzliche Mitstreiter. Für die Sprecherin der Agendagruppe, Petra Pachner, ist das Ehrenamt gelebte Demokratie, „jeder Ehrenamtliche ist eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft.“
Schlicht aus Menschenliebe
Immer wieder hört man an den Ständen, wie viel einem ein Ehrenamt zurückgibt. Die organisierte Nachbarschaftshilfe der Seelsorgeeinheit Aalen etwa unterstützt Familien oder alleinstehende ältere Menschen. Schlicht aus Menschenliebe, sagt Andrea Schmidt. Birgitta Gaupp erzählt von einem älteren Herrn, der sie jedes Mal winkend begrüßt und sich freundlich bedankt für den Besuch: „Da geht einem das Herz auf.“
Für Aalens Oberbürgermeister ist das Rathaus prädestiniert für diese Börse, mitten im Herzen der Stadt und in einem Gebäude, das für die Bürger da sei, so Thilo Rentschler. Bis zum Schluss war auch Aalens Erster Bürgermeister dabei. Ehrenamt, sagt Wolfgang Steidle, „schafft Heimatverbundenheit und Heimatbewusstsein“und sei auch ein Ausgleich. „Es macht den Kopf frei.“