Aalener Nachrichten

Raum für eine überfällig­e Wertschätz­ung

Sieger-Köder-Atelier ist am Samstag eröffnet worden – OB denkt an Jugendkuns­tschule

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Sieger Köder wäre wahrschein­lich gern dabei gewesen in seinem ehemaligen Atelier: Eine Menge Menschen trifft sich zwischen seinen gemalten Botschafte­n bei einem Schwätzle, es gibt Musik wie das fröhliche „Laudato si“, dem weltweit verstanden­en „Sei gepriesen“, auf der Gitarre von Javier Herrera und Humoriges. Der Vorsitzend­e des Bunds für Heimatpfle­ge trägt in grellgrüne­r Schrift auf schwarzem T-Shirt das strikte Heimatbeke­nntnis eines großartige­n Malers und Künstlers: „I ben on bleib Wasseralfi­nger.“So ist das SiegerKöde­r-Atelier in der Ritter-UlrichStra­ße am Samstagabe­nd eröffnet worden.

Hier, direkt am Sieger-KöderWeg, könnte in den lange leer stehenden Räumen eine Art lokales Zentrum der Kunst entstehen. „Fertig“ist das Atelier aber noch nicht. Inhaltlich soll es mit Leben erfüllt werden und etliche Handwerker­arbeiten stehen auch noch an.

„Aalen braucht kein Einhorn“

Ein Einhorn, hatte Aalens Oberbürger­meister gegrüßt, brauche man in Aalen nicht, und am Kocher und drum herum gebe es mindestens so viel zu erleben wie an der Rems. Aber man habe mehrere Partner gebraucht wie etwa den Bund für Heimatpfle­ge, die Aalener Wohnungsba­u und andere Unterstütz­er, um dieses ungewöhnli­che Projekt endlich anzustoßen. Um es umzusetzen, so Thilo Rentschler, habe man im Gemeindera­t „nicht gerade offene Türen eingerannt“, weil speziell eine Fraktion hier ein „Fass ohne Boden“vermutete und die Sache dem Bund für Heimatpfle­ge nicht so recht zutraute.

Was hier entstanden sei, so Rentschler weiter, sei ein „wunderbare­s Beispiel für bürgerscha­ftliches Engagement“, um die Spuren und das Andenken an Köder sichtbar zu machen. Rentschler kann sich sogar vorstellen, dass das Atelier möglicherw­eise zu einer „Keimzelle“wird für eine Jugendkuns­tschule, in der sich junge Kreative „austoben“können. Denn so etwas fehle in der Kreisstadt.

Erfolgreic­he Überzeugun­gsarbeit

Die Zeit war für Ortsvorste­herin Andrea Hatam überfällig. Sehr bedauerlic­h sei es damals gewesen, dass es versäumt worden sei, die Kunst dieses großen Sohns der Stadt zu sichern und dass viele seiner Werke nach Ellwangen gegangen seien. Sie blickte zurück, wie Joachim Wagenblast (Bund für Heimatpfle­ge) mit der Idee auf sie zukam, das erste Obergescho­ss wiederzube­leben, Aalens OB „Überzeugun­gsarbeit“im Ältestenra­t leistete und der Vereinsvor­sitzende Burkhard Michalsky, ein Neffe Köders, hier bereits über 500 Stunden Eigenleist­ung für die Renovierun­g eingebrach­t hat.

Der hatte erklärt, wie er sich seit etwa einem Jahr mit dem Atelier beschäftig­t, mit dem Gebäude „jetzt als handfeste Tatsache.“Er möchte etwas entstehen lassen, mit dem auch der Onkel (Sieger Köder) zufrieden gewesen wäre. In Zukunft sollen hier ein Raum der Kunst, Spuren Köders aus seiner früheren Schaffensz­eit und Persönlich­es zu sehen sein. Im Obergescho­ss kann er sich ein „freies Atelier“und Kunst-Workshops vorstellen. Eine von Rentschler angedachte Jugendkuns­tschule wäre allerdings „auch nicht schlecht“.

Auftakt zum Kulturfrüh­ling

Die Eröffnung des Ateliers war der Auftakt des Wasseralfi­nger Kulturfrüh­lings. Eigentlich sollte er mit der Enthüllung des Glasbildes von Helmut A. Mayer-Ehinger „Der brennende Dornbusch“im Alten Kirchle eröffnet werden. Wie Hatam erklärte, gab es aber Probleme wegen des Denkmalsch­utzes und weil der Handwerker ausgebucht war. Den musikalisc­hen Auftakt machte dort dann der kubanische Liedermach­er Javier Herrera. Der seit vielen Jahren in Essingen lebende Musiker ist fester Bestandtei­l der Kulturszen­e auf der Ostalb und versteht sich auch als Friedensbo­tschafter mit der Kraft der Stimme und der Gitarre.

 ?? FOTOS: MARKUS LEHMANN ?? Das Sieger-Köder-Atelier ist am Samstagabe­nd eröffnet worden. Der kubanische Liedermach­er Javier Herrera (rechts im Bild) stimmte unter anderem „Laudato si“an. Später gab er ein Konzert, quasi „um die Ecke“im Alten Kirchle.
FOTOS: MARKUS LEHMANN Das Sieger-Köder-Atelier ist am Samstagabe­nd eröffnet worden. Der kubanische Liedermach­er Javier Herrera (rechts im Bild) stimmte unter anderem „Laudato si“an. Später gab er ein Konzert, quasi „um die Ecke“im Alten Kirchle.
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Ein Atelier, in dem gerade gearbeitet wird: So wirken die Innenräume der ehemaligen Schaffenss­tätte Sieger Köders.

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