Raum für eine überfällige Wertschätzung
Sieger-Köder-Atelier ist am Samstag eröffnet worden – OB denkt an Jugendkunstschule
AALEN-WASSERALFINGEN - Sieger Köder wäre wahrscheinlich gern dabei gewesen in seinem ehemaligen Atelier: Eine Menge Menschen trifft sich zwischen seinen gemalten Botschaften bei einem Schwätzle, es gibt Musik wie das fröhliche „Laudato si“, dem weltweit verstandenen „Sei gepriesen“, auf der Gitarre von Javier Herrera und Humoriges. Der Vorsitzende des Bunds für Heimatpflege trägt in grellgrüner Schrift auf schwarzem T-Shirt das strikte Heimatbekenntnis eines großartigen Malers und Künstlers: „I ben on bleib Wasseralfinger.“So ist das SiegerKöder-Atelier in der Ritter-UlrichStraße am Samstagabend eröffnet worden.
Hier, direkt am Sieger-KöderWeg, könnte in den lange leer stehenden Räumen eine Art lokales Zentrum der Kunst entstehen. „Fertig“ist das Atelier aber noch nicht. Inhaltlich soll es mit Leben erfüllt werden und etliche Handwerkerarbeiten stehen auch noch an.
„Aalen braucht kein Einhorn“
Ein Einhorn, hatte Aalens Oberbürgermeister gegrüßt, brauche man in Aalen nicht, und am Kocher und drum herum gebe es mindestens so viel zu erleben wie an der Rems. Aber man habe mehrere Partner gebraucht wie etwa den Bund für Heimatpflege, die Aalener Wohnungsbau und andere Unterstützer, um dieses ungewöhnliche Projekt endlich anzustoßen. Um es umzusetzen, so Thilo Rentschler, habe man im Gemeinderat „nicht gerade offene Türen eingerannt“, weil speziell eine Fraktion hier ein „Fass ohne Boden“vermutete und die Sache dem Bund für Heimatpflege nicht so recht zutraute.
Was hier entstanden sei, so Rentschler weiter, sei ein „wunderbares Beispiel für bürgerschaftliches Engagement“, um die Spuren und das Andenken an Köder sichtbar zu machen. Rentschler kann sich sogar vorstellen, dass das Atelier möglicherweise zu einer „Keimzelle“wird für eine Jugendkunstschule, in der sich junge Kreative „austoben“können. Denn so etwas fehle in der Kreisstadt.
Erfolgreiche Überzeugungsarbeit
Die Zeit war für Ortsvorsteherin Andrea Hatam überfällig. Sehr bedauerlich sei es damals gewesen, dass es versäumt worden sei, die Kunst dieses großen Sohns der Stadt zu sichern und dass viele seiner Werke nach Ellwangen gegangen seien. Sie blickte zurück, wie Joachim Wagenblast (Bund für Heimatpflege) mit der Idee auf sie zukam, das erste Obergeschoss wiederzubeleben, Aalens OB „Überzeugungsarbeit“im Ältestenrat leistete und der Vereinsvorsitzende Burkhard Michalsky, ein Neffe Köders, hier bereits über 500 Stunden Eigenleistung für die Renovierung eingebracht hat.
Der hatte erklärt, wie er sich seit etwa einem Jahr mit dem Atelier beschäftigt, mit dem Gebäude „jetzt als handfeste Tatsache.“Er möchte etwas entstehen lassen, mit dem auch der Onkel (Sieger Köder) zufrieden gewesen wäre. In Zukunft sollen hier ein Raum der Kunst, Spuren Köders aus seiner früheren Schaffenszeit und Persönliches zu sehen sein. Im Obergeschoss kann er sich ein „freies Atelier“und Kunst-Workshops vorstellen. Eine von Rentschler angedachte Jugendkunstschule wäre allerdings „auch nicht schlecht“.
Auftakt zum Kulturfrühling
Die Eröffnung des Ateliers war der Auftakt des Wasseralfinger Kulturfrühlings. Eigentlich sollte er mit der Enthüllung des Glasbildes von Helmut A. Mayer-Ehinger „Der brennende Dornbusch“im Alten Kirchle eröffnet werden. Wie Hatam erklärte, gab es aber Probleme wegen des Denkmalschutzes und weil der Handwerker ausgebucht war. Den musikalischen Auftakt machte dort dann der kubanische Liedermacher Javier Herrera. Der seit vielen Jahren in Essingen lebende Musiker ist fester Bestandteil der Kulturszene auf der Ostalb und versteht sich auch als Friedensbotschafter mit der Kraft der Stimme und der Gitarre.