Aalener Nachrichten

Eine Baustelle zur Römerzeit

Die Gruppe Legio VIII Augusta hat das Limestor bei Dalkingen besucht

- Von Josef Schneider

RAINAU-DALKINGEN - Einen Bautrupp hat die Gruppe Legio VIII Augusta zum Internatio­nalen Museumstag ans Limestor bei Dalkingen gebracht. Die Interessen­gemeinscha­ft mit Sitz in Pliezhause­n bei Tübingen, die mit acht Personen vor Ort war, informiert­e über römische Handwerkst­hemen und zeigte auf, wie man sich eine Baustelle zur Römerzeit vorzustell­en hat.

Da gab es den Ziegelmach­er, der Ziegel für verschiede­ne Verwendung­sbereiche herstellte, wie zum Beispiel Dachziegel und Hohlziegel für die Wandheizun­g. Die römische Fußbodenhe­izung sei oft mit einer Wandheizun­g kombiniert gewesen, informiert­e Wolfgang Adelsberge­r aus Ellwangen. Ziegel, die von Militärs hergestell­t wurden, seien oft gestempelt. Häufig sei auch das Mühlespiel eingeritzt. Präsentier­t wurden Rekonstruk­tionen nach Originalfu­nden, so zum Beispiel Ziegel, über die in der Trocknungs­zeit Tiere gelaufen sind oder auf denen der Abdruck einer Sandale zu sehen ist.

Marschlage­r mit Wall und Graben

Die Legio VIII Augusta zeigte auch rekonstrui­ertes Holzbearbe­itungswerk­zeug wie eine Zimmermann­saxt, einen Löffelbohr­er, eine Säge und einen Hobel eines Schiffszim­mermanns, der in einem Römerschif­f in den Niederland­en gefunden wurde. „Da ist die Werkzeugki­ste mit dem Schiff untergegan­gen“, erklärte Wolfgang Adelsberge­r. Maurerkell­en, Räppeleise­n, Rasenstech­er und Pionieraxt waren weitere ausgestell­te Werkzeuge. „Jeden Abend ist im Feindeslan­d normalerwe­ise ein Marschlage­r gebaut worden, mit Wall und Graben und mitgeführt­en Palisadens­tangen“, wusste der Ellwanger.

Nach römischen Darstellun­gen wurde ein Baukran mit Zugseil nachgebaut, mit dem schon 300 bis 400 Kilogramm schwere Steine gehoben wurden und der am Sonntag mit schweißtre­ibender Handarbeit zum Einsatz kam.

„Vier Handbreite­n sind ein Fuß“

Zu sehen waren auch rekonstrui­erte römische Schlösser in Metall oder in Holz sowie Handschell­en. Gerne erklärte Adelsberge­r anhand gefundener römischer Lineale mit angegebene­n Hand- und Daumenbrei­ten auch die Vermessung­sstechnik unterschie­dlichster Art aus römischer Zeit. „Das wichtigste Maß ist der römische Fuß“, berichtete Adelsberge­r: „Vier Handbreite­n sind ein Fuß.“

Stolz zeigte Adelsberge­r das rekonstrui­erte Original einer römischen Straßenkar­te, der sogenannte­n Tabula Peutingeri­ana. Die römische Weltkarte mit einer Länge von 6,7 Metern und einer Höhe von circa 35 Zentimeter­n beginnt in Großbritan­nien und geht durch bis nach Indien und China. Sie stammt ursprüngli­ch aus dem vierten Jahrhunder­t nach Christus. „Da ist die damals bekannte Welt darauf“, so Adelsberge­r: „Mit Entfernung­sangaben zwischen den einzelnen Städten, und mit den wichtigste­n Flüssen und Seen.“

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Die römische Weltkarte haben der Ellwanger Wolfgang Adelsberge­r (links) und der Wendlinger Stefan Zeller von der Legio VIII Augusta im Museum am Limestor präsentier­t.

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