Drei Millionen Rentner sollen von der Grundrente profitieren
SPD-Bundessozialminister Hubertus Heil legt Konzept vor – Dies sind die Eckpunkte – Streit um Finanzierung
BERLIN (dpa) - Friseurinnen, Altenpflegerinnen, Lagerarbeiter – das sind Menschen, die laut Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) typischerweise von einer Grundrente profitieren sollen. Zwar dürfte das Modell kaum in Reinform realisiert werden, die Union reagiert empört. Sie kriti- siert die fehlende Prüfung der Be- dürftigkeit und die Finanzierung. „Dieses Konzept wird so nie den Bundestag passieren“, sagte bespielsweise CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Mittwoch. Mit diesem Konzept geht die SPD dennoch in die Verhandlungen:
Wer soll Grundrente bekommen?
Drei Millionen Menschen mit kleiner Rente – davon 80 Prozent Frauen. In Westdeutschland sollen 11 Prozent der Rentner profitieren, im Osten rund 15 Prozent.
Wie soll die Grundrente im Grundsatz funktionieren?
Kleine Renten sollen per Zuschlag erhöht werden – Voraussetzung sollen mindestens 35 Jahre Einzahlung in die Rentenkasse sein. Auch Teilzeit, Kindererziehungs- und Pflegezeiten sollen mitzählen. Rechnerisch profitieren sollen all jene, die jeweils zwischen 24 und 80 Prozent des Durchschnittseinkommens verdient haben. Minijobs allein reichen nicht.
Wie soll die Grundrente berechnet werden?
Dies soll über die Entgeltpunkte geschehen, über die die Rente generell errechnet wird. Ein Durchschnittsverdiener, im Jahr 2018 mit 37 873 Euro brutto, bekommt pro Jahr einen Entgeltpunkt auf sein Rentenkonto. Für jeden Entgeltpunkt gibt es derzeit 32,03 Euro im Westen und 30,69 Euro im Osten. Hat jemand im Schnitt bis 0,4 Entgeltpunkte angesammelt, werden die Anwartschaften für 35 Jahre verdoppelt. Weniger als 0,24 Entgeltpunkte werden nicht erhöht. Bei einem Durchschnittswert von 0,4 bis 0,8 Punkten werden die Anwartschaften für 35 Jahre auf maximal 0,8 Punkte erhöht.
Wie wirkt sich die Grundrente aus?
Wer etwa 40 Jahre 40 Prozent des Durchschnittslohns verdient hat, kommt heute auf 512,48 Euro Rente. Der Aufschlag würde 448,42 Euro betragen. Der Betroffene käme somit auf 960,90 Euro.
Was ist noch geplant?
Die Rente soll bei 35 Versicherungsjahren nicht mehr voll auf die Grundsicherung angerechnet werden: Eingeführt werden soll ein Freibetrag – 25 Prozent der individuellen Rente, maximal 106 Euro. Für Rentner soll zudem ein geringerer Krankenversicherungsbeitrag fällig werden (14 statt 14,6 Prozent), da sie keinen Anspruch auf Krankengeld haben.
Wie teuer soll die Grundrente werden?
Zum Start 2021 soll sie 3,8 Milliarden Euro kosten. Zur Hälfte soll dies aus Steuergeld, zur Hälfte aus Beiträgen der Arbeitslosen- und Krankenversicherung finanziert werden. Die Kosten sollen in den nächsten vier Jahren auf 4,8 Milliarden Euro steigen, der Steueranteil auf 70 Prozent wachsen.