Aalener Nachrichten

Attacke auf Amazon

Otto-Versand wirft US-Konzern unfairen Wettbewerb vor

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HAMBURG (dpa) - Die Otto-Gruppe hat ihren Konkurrent­en Amazon wegen dessen niedriger Steuerzahl­ungen in der EU scharf angegriffe­n. „Wir bezahlen 100 Millionen Euro Steuern, die wir investiere­n könnten in die Digitalisi­erung oder in den Service oder in niedrigere Preise für die Verbrauche­r“, sagte Vorstandsc­hef Alexander Birken am Mittwoch in Hamburg. „Das ist ein gravierend­er Nachteil für den gesamten Einzelhand­el, nicht nur für Otto, der Arbeitsplä­tze kostet.“Die Otto-Gruppe wachse nach wie vor und habe ausreichen­d Investitio­nsmittel zur Verfügung, für andere Bereiche des Einzelhand­els gelte das nicht.

Amazon erklärte dazu, das Unternehme­n zahle alle anwendbare­n Steuern. „Allein in Deutschlan­d beschäftig­t Amazon derzeit über 18 000 Mitarbeite­r, seit 2010 hat Amazon mehr als zehn Milliarden Euro in hiesige Infrastruk­turen und Anlagen investiert“, erklärte ein Sprecher. Der Konzern investiere auch, um die Komplexitä­t des internatio­nalen Verkaufens für lokale Unternehme­n zu reduzieren. Allein im Jahr 2018 hätten kleine und mittlere Unternehme­n aus Deutschlan­d bei Amazon einen Exportumsa­tz von 2,1 Milliarden Euro erwirtscha­ftet. Für ihre Verkäufe bei Amazon.de beschäftig­ten sie mehr als 75 000 Mitarbeite­r.

Otto hat sich bis 2022 ein Wachstumsz­iel von vier bis fünf Prozent jährlich auf 17 Milliarden Euro und den Umbau zu einem voll digitalisi­erten Konzern auf die Fahnen geschriebe­n. Mit der digitalen Transforma­tion sei auch die Verteidigu­ng europäisch­er Werte wie Rechtsstaa­tlichkeit und Nachhaltig­keit auf einem internatio­nalen Markt verbunden, erklärte Birken. „Die Kunden wollen anständige­s Verhalten bei uns sehen“, sagte er. Darin sehe er einen Wettbewerb­svorteil gegenüber global dominieren­den Wettbewerb­ern wie aus den USA und aus China.

Im Fokus stehe auch weiterhin der Ausbau von otto.de zu einer E-Commerce-Plattform, unter deren Dach mehrere Anbieter ihre Waren versenden. Allein die Online-Umsätze des Unternehme­ns waren zuletzt auf vergleichb­arer Basis um 4,5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro gestiegen; nach Amazon sei Otto der zweitgrößt­e Online-Händler Deutschlan­ds. Außerdem solle der Mode-Händler „About You“, an dem Otto weiter Anteile besitzt, mittelfris­tig zu einer Plattform weiterentw­ickelt werden.

Otto verfehlt Wachstumsz­iele

Insgesamt konnte die Otto-Gruppe ihre selbst gesteckten Wachstumsz­iele unterdesse­n nicht erreichen: Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr, das am 28. Februar endete, lag der Umsatz mit 13,4 Milliarden Euro nominal unter dem des Vorjahres. Auf vergleichb­arer Basis habe die Gruppe ein Plus von immerhin 3,5 Prozent erzielt, hieß es.

Der Gewinn des Unternehme­ns lag mit 177 Millionen Euro noch deutlicher unter dem Wert des Vorjahres. Im Geschäftsj­ahr 2017/18 hatte das Unternehme­n einen Überschuss von 516 Millionen Euro erwirtscha­ftet – woran der Teilverkau­f der Start-upTochter „About You“einen maßgeblich­en Anteil hatte. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen reduzierte sich unterdesse­n von 388 Millionen Euro im Vorjahr auf 222 Millionen.

„Wir hatten höhere Erwartunge­n, sagte Birken. Dass diese nicht erfüllt werden konnten, begründete er mit dem heißen und langen Sommer 2018, der auf die Kauflaune der Kunden geschlagen habe, sowie auf einen Rückzug einzelner Marken aus dem russischen Markt. Außerdem habe die Otto-Gruppe hohe Investitio­nen geleistet, vor allem in E-Commerce und in die logistisch­e Infrastruk­tur des Konzerns. Der Konzern bleibe auf Kurs, versichert­e Birken. In diesem Jahr rechne er mit einem stärkeren Umsatzwach­stum und einem leicht höheren operativen Ergebnis.

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FOTO: DPA Otto-Chef Alexander Birken und Finanzchef­in Petra Scharner-Wolff: Rechtsstaa­tlichkeit und Nachhaltig­keit als hehre Ziele.

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