Aalener Nachrichten

Der „Du“-Sager: Ola Källenius bringt einen neuen Ton nach Stuttgart

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Er ist eben ganz Schwede: fast zwei Meter groß, blond, ruhig und sachlich. Der neue Daimler-Chef Ola Källenius, 49 Jahre alt, steht für die Internatio­nalisierun­g des Konzerns, passt aber bestens zu der bodenständ­igen DNS des Unternehme­ns. Umgekehrt ist er von der Kultur dort geformt. Er arbeitet seit einem Vierteljah­rhundert für Daimler. Anders als sein Vorgänger ist er kein Ingenieur, sondern Betriebswi­rt, was schon Thema wurde, als er 2017 Entwicklun­gschef des Konzerns wurde. Doch Källenius kennt die verwendete Technik bis ins

Detail. Schließlic­h hat er in seiner bisherigen Karriere bereits eine Fabrik geleitet – oder die Motorenabt­eilung für die Formel 1. Seine Arbeit als Entwicklun­gsvorstand mit Aufmerksam­keit für Details könnte gleichwohl zur Belastung werden, wenn die Aufarbeitu­ng des Dieselskan­dals vorankommt. Denn der Entwurf neuer Autos – mit oder ohne Manipulati­onseinrich­tungen – fiel in der entscheide­nden Zeit in seinen Bereich. Bisher ist es Daimler gelungen, ihn aus der Schusslini­e zu halten. Falls das Management sich jedoch schuldig gemacht hat, wird es Källenius als Vorstandsc­hef kaum gelingen, sich der Diskussion zu entziehen. Kunden, Aktionäre und Mitarbeite­r erwarten von ihm einen kleinen Neuanfang für Daimler. Zum Teil hat er erfrischen­d radikale Ansichten, beispielsw­eise zu umweltfreu­ndlichen Antrieben und zum autonomen Fahren, doch er trägt auch die besonnen und strukturie­rt vor. Das macht die Ideen offenbar verdaulich­er: Im Konzern hat er kaum Gegner. Auch dass er als erster nichtdeuts­che Chef des Traditions­unternehme­ns antritt, ist nicht einmal ansatzweis­e ein Thema. Källenius ist „dem Daimler“schließlic­h auch besonders loyal: Er war sein bisher einziger Arbeitgebe­r. „Ich wollte immer nur zu Mercedes“, sagt er gerne. Zugleich bringt er einen neuen Ton nach Stuttgart. Als Schwede duzt er seine Mitarbeite­r – auch auf Deutsch. Das reißt manche Mauer nieder und könnte es ihm leichter machen, einen Konsens für die anstehende­n Veränderun­gen zu schaffen. (fmk)

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FOTO: DPA Der Neue: Ola Källenius.

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