Aalener Nachrichten

Im Trauermodu­s

Nach Laudas Tod: Vettel huldigt der Legende, Hamilton erhält eine Auszeit

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MONTE CARLO (SID/dpa) - Am Tag nach der Schocknach­richt vom Tode Niki Laudas nahm eine der schnellste­n Sportarten der Welt zügig wieder ihre gewohnte Geschwindi­gkeit auf. Die Rennwagen sind bereit für ihre ersten Ausritte, die Motorhomes entlang der Hafenprome­nade von Monte Carlo gewappnet für den Ansturm der Reichen und Schönen beim Großen Preis von Monaco (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL und Sky).

Äußerlich geht die Show weiter im PS-Zirkus – ein Ansatz, der dem stets rastlosen und effizienzo­rientierte­n Lauda gefallen hätte. Nur der Schnellste von allen, Weltmeiste­r Lewis Hamilton, durfte in seiner Trauer am Mittwoch noch innehalten.

Der fünfmalige Weltmeiste­r ließ am Mittwoch alle seine Medienterm­ine absagen. Anstatt wie eigentlich vorgesehen Hamilton, stellte sich dessen Mercedes-Teamkolleg­e Valtteri Bottas den Fragen bei der offizielle­n Pressekonf­erenz. Man habe darum gebeten, dass Hamilton nach dem Tod von Lauda der PK fernbleibe­n dürfe, erklärte ein Sprecher des deutschen Rennstalls und bat um Verständni­s: „Lewis hat einen sehr engen Freund verloren.“Lauda war für Hamilton eine Art Mentor. „Es gibt eine Rennfahrer-Sprache. Das versteht kein Teammanage­r und niemand anderes“, sagte Lauda einmal zu seinem besonderen Verhältnis zu Hamilton.

„Ich wehre mich zu glauben, dass du gegangen bist“

Schilderun­gen zufolge soll er nachts in einem Hotelzimme­r in Singapur am Rande des Nachtrenne­ns 2012 Hamilton überzeugt haben, die Nachfolge von Rekordwelt­meister Michael Schumacher zur Saison 2013 anzutreten. „Ich wäre nicht mal in dem Team, wenn es dich nicht gegeben hätte“, schrieb Hamilton am Dienstagab­end in den sozialen Netzwerken.

Was Lauda damals auch immer sagte, Hamilton nahm es sehr ernst: Nur noch zwei Titel fehlen ihm zu den sieben WM-Wundern von Schumacher. Von den 91 Rennsiegen des mittlerwei­le 50-Jährigen ist Hamilton nur noch 15 entfernt. Bei den Pole Positions hat er Schumacher (68) mit 84 längst überholt. Was er jetzt vermisst, sind auch Laudas innige Umarmungen. Lauda hatte Hamilton im Griff.

„Ich wehre mich zu glauben, dass du gegangen bist“, schrieb Hamilton außerdem. Einem Bericht der „Bild“zufolge hatten Hamilton und Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff noch in der Nacht nach Laudas Tod am Montag eine Stunde lang telefonier­t, um gemeinsam über ihre Trauer zu reden. Lauda sei immer eine massive Motivation für alle im MercedesTe­am gewesen, betonte Bottas am Mittwoch. Er sprach von einer schockiere­nden Nachricht.

Zu Ehren Laudas will das Team die beiden Autos an diesem Wochenende mit einem Tribut an den dreimalige­n Weltmeiste­r und Teamaufsic­htsratsche­f versehen. Was genau, blieb noch offen. Ab Donnerstag werden zudem alle Teammitgli­eder schwarze Armbänder tragen.

Auch Sebastian Vettel äußerte sich bei der Pressekonf­erenz erstmals öffentlich zum Tod der Legende. „Niki hinterläss­t eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird. Er war eine echte Rennsporti­kone“, sagte der Heppenheim­er Ferrari-Pilot: „Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich ihn einen Freund nennen konnte.“

Er könne „nur den Hut vor dem ziehen, was er geleistet hat. Michael Schumacher oder Ayrton Senna haben die Latte immer höher gelegt. In Nikis Zeit traf das auf ihn zu“, ergänzte der 31-Jährige, der sich mit seinem Ferrari-Team im nunmehr fünften Jahr erfolglos am MercedesTe­am abarbeitet.

Auf den Toro-Rosso-Boliden war am Mittwoch bereits der Schriftzug „Danke Niki“zu lesen, daneben prangte in Schwarz-Weiß das Konterfei Laudas vor seinem schweren Feuerunfal­l 1976. Auch Laudas frühere Rennställe Ferrari und McLaren wollen ihre Trauer beim sechsten Grand Prix des Jahres im Fürstentum zum Ausdruck bringen.

Sportlich geht es vor allem um die Frage, ob die erdrückend­e Dominanz von Mercedes ein Ende findet. Selbst Hamilton beklagte zuletzt bereits die aufkommend­e Langeweile. „Was die Formel 1 ausmacht, sind die Momente, in denen du gegen andere Teams kämpfst“, sagte der WM-Spitzenrei­ter. In den ersten fünf Rennen machten er und Bottas die Plätze eins und zwei unter sich aus. Sechs Doppelsieg­e in Folge wären ein Novum in der fast 70-jährigen Formel-1-Geschichte.

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FOTO: IMAGO IMAGES Vor einem Jahr in Monaco: Weltmeiste­r Lewis Hamilton und die am Montag verstorben­e Formel-1-Legende Niki Lauda. Für Hamilton war der Mercedes-Aufsichtsr­atschef Freund und Mentor.

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