Hunderttausende bei Klimaprotesten
Tausende in der Region fordern strengen Klimaschutz – Organisatoren vermelden Rekord
BERLIN/RAVENSBURG (AFP/sz) Hunderttausende Menschen haben sich weltweit an neuen Klimastreiks der Umweltbewegung Fridays for Future beteiligt. Allein in Deutschland gingen nach Angaben der Veranstalter 320 000 Menschen auf die Straße – so viele wie noch nie. Demonstriert wurde in allen Bundesländern und in mehr als 200 Städten. Vielerorts hielten Demonstranten Schilder mit Aufschriften wie „Klimaschutz statt Kohleschmutz“und „Es gibt keinen Planeten B“in die Höhe. Auch in der Region – in Städten wie Ravensburg, Biberach, Tuttlingen, Ulm, Laupheim und Lindau – demonstrierten viele Jugendliche für mehr Klimaschutz.
RAVENSBURG (cdi/sz/dpa) - Mehrere Tausend Schüler sind am Freitag in der Region für strengeren Klimaschutz auf die Straße gegangen. Bei den Demonstrationen der globalen „Fridays for Future“-Bewegung skandierten sie Slogans für einen entschlosseneren Einsatz der Politik gegen die Klimaerwärmung. Unter anderem in Ravensburg, Biberach, Sigmaringen, Tuttlingen, Ulm, Laupheim und Lindau gab es Klimaschutzdemonstrationen. Die Aktionen waren Teil eines globalen Aktionstages. In mehr als tausend Städten weltweit gab es Demonstrationen.
Bis zu 2500 in Ravensburg
In Ravensburg gingen am Freitag nach Polizeiangaben 1500 Menschen für einen entschlosseneren Kampf gegen die Klimaerwärmung auf die Straße, rund 2500 waren es laut den Veranstaltern. Ein Großteil waren Schüler, aber auch ältere Menschen hatten sich dem Protest angeschlossen. Eine von ihnen war Sabine Stoll. „Es geht ebenfalls um unsere Zukunft, auch wenn wir im Verhältnis nicht mehr so lange da sind“, sagte die 65-Jährige. Wenn der Klimawandel weiter in dem Tempo fortschreite, werde auch sie die Auswirkungen noch voll und ganz zu spüren bekommen. Ursula Herold-Schmidt, 67 Jahre alt, stimmte ihrer Freundin zu: Es sei höchste Eisenbahn, dass mehr getan wird. „Die Bürger müssen auf die Barrikaden gehen“, fand auch Ulrike Plewa, die sich beim NABU in Weingarten engagiert. Die Politik müsse mit allen Mitteln CO2 einsparen. Gemeinsam zogen Schüler und Ältere vom Bahnhof in Richtung Marienplatz.
In Biberach gingen nur etwa 20 Schüler für die inzwischen dritte örtliche „Fridays for Future“-Demonstration auf die Straße. Die Jugendlichen setzten sich am Biberacher Marktplatz auf Decken auf den Boden und skandierten: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.“Die Hochschule Biberach organisierte am Freitag zudem die erste Biberacher SchülerKlimakonferenz – an der insgesamt etwa 30 Menschen teilnahmen.
In Tuttlingen gingen etwa 40 Menschen auf die Straße. Auch in Sigmaringen fand nur eine kleine Klimaschutz-Demo statt. Beim VierJahreszeiten-Brunnen demonstrierten 15 Mitglieder der Grünen Jugend sowie eine sechste Klasse der Bilharzschule.
In Laupheim gingen insgesamt etwa 100 Schüler auf die Straße. Erstmals fand dort im Rahmen der „Fridays for Future“ein Protestumzug statt.
In Lindau zogen rund 300 Demonstranten über die Insel. Ihre Parolen wie „Hopp, hopp, Kohlestopp“hallten auf den Plätzen und in den Gassen der Altstadt. Viele Passanten blieben während des halbstündigen Marsches stehen, klatschten Beifall oder gingen sogar einige Schritte mit. Spontan entstanden am Rand des Demonstrationszuges kleine Diskussionsrunden. In Ulm trafen sich gegen 12 Uhr etwa 1000 Menschen auf dem Ulmer Marktplatz: Schüler und Studenten, aber auch etliche ältere Erwachsene. Anschließend zogen sie mit bunten Bannern durch die Innenstadt. Die Organisatoren Anton Sieber, 29, und Sophia Ognissanti, 15, riefen dazu auf, die Europawahl am Sonntag zur „Klima-Wahl“zu machen. Am Nachmittag demonstrierten außerdem rund 40 Kinder und Erwachsene bei „Parents for Future“vor dem Kloster Roggenburg, auch ihr Motto war die „Klima-Wahl“. Mehrere KlimaschutzAktivisten von „Fridays for Future“übergaben außerdem einen Katalog von Forderungen an Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU). Sie verlangen unter anderem, dass die Stadt den Klimanotstand ausruft. Konstanz und Münster haben dies unter anderem bereits getan, um deutlich stärkere Anstrengungen zum Klimaschutz voranzubringen.
280 Demonstrationen bundesweit
Deutschlandweit gingen insgesamt Hunderttausende junge Menschen auf die Straße. Die Organisatoren der „Fridays for Future“-Bewegung hatten zur Europawahl zu einem großen internationalen Protesttag für Klimaschutz aufgerufen. Bundesweit gab es mehr als 280 Demonstrationen. „Fridays for Future“gab die Teilnehmerzahl am Nachmittag mit 320 000 in mehr als 280 Städten an. Dies sei ein bisheriger Rekord.
Weltweit waren nach Angaben des Klimanetzwerks Proteste an mehr als 1600 Orten in mindestens 125 Ländern geplant. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg rief zu einem grundsätzlichen Umdenken auf. „Wir stehen vor einer existenziellen Krise. Wir müssen Veränderungen in allen Ebenen der Gesellschaft sehen“, sagte die 16-Jährige nach einem Protestmarsch durch Stockholm.