Ex-Grüner
Der Mann, auf dessen Initiative Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag gestürzt werden soll, ist für sein Selbstbewusstsein bekannt. war Chef der Grünen in Österreich – und hatte schon immer seine spezielle Agenda. Vor wenigen Jahren wollte er seine Partei mit linkem Populismus näher an die Stammtische der Republik führen. Der 65-Jährige kritisierte für grüne Ohren ungewohnt die Zuwanderung und den politischen Islam. Zum Bruch zwischen ihm und seiner Partei kam es im Sommer 2017, als er auf einem Parteitag eine peinliche Niederlage im Kampf um einen Listenplatz vor der Nationalratswahl erlitt. „Vielen Dank. Auf Wiedersehen“, rief Pilz den Delegierten zu und versuchte es auf eigene Faust.
Mit seiner „Liste Peter Pilz“bekam er viel Aufmerksamkeit. Der Coup: Während die Grünen bei der Wahl im Herbst 2017 an der Vier-Prozent-Hürde scheiterten, zog seine Liste mit 4,4 Prozent und acht Mandaten ins Parlament. Pilz, seit mehr als 30 Jahren im Parlament, profitierte immer von seiner Rolle als Aufklärer und Kämpfer gegen Korruption, dem kein Konflikt zu viel war. So hat er Untersuchungsausschüsse zur EurofighterAffäre geprägt, die die Hintergründe des umstrittensten Rüstungsdeals der Republik aufdecken wollten. Peter Pilz will Österreichs Kanzler Kurz stürzen.
Einen herben Dämpfer bekam seine Karriere im Herbst 2017 nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung einer ehemaligen Mitarbeiterin. Pilz bestritt diese, verzichtete auf sein Mandat, aber der Sinneswandel folgte bald. Wenige Monate später saß er dann doch im Nationalrat. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein. Die „Liste Peter Pilz“wurde im November 2018 in Liste „Jetzt“umbenannt. Die Ziele: Gerechtigkeit, Kontrolle, Klimaschutz.
Pilz selber bleibt sich treu. Als einer der schärfsten Kritiker des inzwischen entlassenen FPÖ-Innenministers Herbert Kickl, ist für ihn das Platzen der ÖVP-FPÖ-Koalition schon ein Erfolg. Kanzler Kurz nennt er despektierlich einen „einfachen Studienabbrecher und einen zweifachen Regierungsabbrecher.“(dpa)