Finanzminister stärken das Ehrenamt
Pauschale für Steuerfreibeträge soll erhöht werden – Tafel sammelt Unterschriften für Rentenpunkte
BERLIN - Übungsleiter sollen künftig bis zu 3000 Euro im Jahr steuerfrei bekommen können. Die Länder-Finanzminister haben sich in Berlin dafür ausgesprochen, die Pauschale zu erhöhen, die seit 2013 bei 2400 Euro liegt. Die Ehrenamtspauschale soll von 720 Euro auf 840 Euro steigen. Bis zu diesen Summen fällt keine Einkommensteuer an, wenn es sich um eine Nebentätigkeit im mildtätigen, gemeinnützigen oder kirchlichen Bereich handelt.
„Wir wollen Vereinen und den ehrenamtlich Engagierten das Leben leichter machen“, begründete der Vorsitzende der FinanzministerKonferenz, Thomas Schäfer (CDU) aus Hessen, den Vorstoß, dem Bundesregierung und Bundestag zustimmen müssen. Christine Lambrecht (SPD), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, äußerte sich wohlwollend. Ziel einer Reform müsse auch Bürokratieabbau sein. Sie will weitere steuerliche Vergünstigungen prüfen, etwa für die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen.
Die Länder schlagen außerdem vor, Spenden an gemeinnützige Vereine zu erleichtern: Erst bei Beträgen über 300 Euro soll künftig eine Spendenquittung nötig sein. Bisher reicht bis 200 Euro ein Einzahlungsbeleg oder Kontoauszug. Zudem sollen gemeinnützige Organisationen und Vereine leichter Feste und andere Veranstaltungen organisieren können, ohne dass sie Körperschaft- und Gewerbesteuer zahlen müssen: Die Freigrenze soll von 35 000 Euro auf 45 000 Euro im Jahr angehoben werden. Das hatte Baden-Württemberg schon vor einem Jahr vorgeschlagen.
Im Prinzip könnten die Erleichterungen schon für dieses Jahr wirksam werden. Es ist aber offen, ob dies so schnell geschieht. Außerdem wollen die Länder prüfen, ob künftig auch Vereine, die elektronische Sportarten (E-Sport) organisieren, in den Genuss der Steuervorteile kommen sollen. Schon 2018 hatten sie angeregt, Freifunk-Netze zu begünstigen, die kostenloses WLAN selbst organisieren. Dem hat der Bund bisher nicht zugestimmt.
Petition von Tafel Deutschland
Unterdessen fordert die Tafel Deutschland, die mit der Hilfe von 60 000 Freiwilligen Lebensmittel an Bedürftige verteilt, dass ehrenamtliche Helfer generell Punkte für das Rentenkonto erhalten. „Wir möchten, dass der Einsatz der Freiwilligen auch vom Staat den notwendigen Rückhalt erhält“, sagte der Tafel-Vorsitzende Jochen Brühl zur Begründung. Der Verein sammelt deswegen noch bis Oktober Unterschriften für eine Petition im Bundestag. Rund 10 000 Unterschriften sind bislang zusammengekommen.