Aalener Nachrichten

Team-Integratio­n leicht gemacht

Diversität ist in der Arbeitswel­t beliebt – doch neue Kollegen brauchen Unterstütz­ung

-

Eine Frau ergänzt ein reines Männerteam, ein älterer Arbeitnehm­er soll eine junge Arbeitsgru­ppe verstärken: Mit Vielfalt im Team möchten viele Unternehme­n Innovation­en vorantreib­en. Doch Arbeitnehm­er, die in ihrem Team in der Minderheit sind, haben oftmals Probleme, sich gut zu integriere­n. Das legt zumindest eine Studie von Florian Kunze nahe. Er ist Professor für Organisati­onal Studies an der Universitä­t Konstanz.

Der Organisati­onsforsche­r beobachtet­e zusammen mit dem Doktorande­n Max Reinwald in einer Langzeitst­udie über 800 Teams eines Schweizer Dienstleis­tungsunter­nehmens. „Über einen Zeitraum von sieben Jahren haben wir uns angeschaut, wie Neuankömml­inge sich in Teams integriere­n. Im Speziellen, wenn sie in der Minderheit sind“, erklärt Kunze.

Im Ergebnis zeigten sich bei den neuen Teammitgli­edern nach einiger Zeit „relativ drastische Fehlzeiten“.

Im Vergleich zu Arbeitnehm­ern, die schon länger dabei waren, meldeten sich diejenigen, die ein Team verstärkte­n, in dem sie in der Minderheit waren, doppelt so häufig krank.

„Das Ankommen und die Sozialisat­ion im Team sind ganz entscheide­nd“, sagt Kunze. Für Mitarbeite­r, die in einem neuen Team anfangen, gebe es sogenannte AnkerEreig­nisse. „Wer gleich zu Beginn das Gefühl hat, diskrimini­ert oder in Aufgaben nicht eingebunde­n zu werden, behält diese negativen Ereignisse besonders stark“, sagt der Professor.

Die Neuen würden solche Ereignisse über die Zeit immer wieder rekapituli­eren, so dass eine Negativspi­rale entsteht. „Am Ende hat der Wunsch, Diversität im Team und damit neue Ideen und Innovation dann den gegenteili­gen Effekt: Die Integratio­n misslingt“, erklärt Kunze.

Besonders stark sei der Effekt, wenn neue Mitarbeite­r sehr vom „Prototypen“des üblichen Teammitgli­eds abweichen. „Für diese Gruppen herrschen schon bestimmte Stereotype vor, das führt dann auch zu entspreche­ndem Verhalten“, erklärt Kunze.

Wie kann das verhindert werden? Damit sich neue Teammitgli­eder integriere­n, sei entscheide­nd, dass im Betrieb ein Bewusstsei­n entwickelt wird, dass es Probleme geben kann, sagt Kunze. „Diversität ist kein Selbstläuf­er, das kann auch erst einmal Kosten verursache­n im Unternehme­n.“Frauen, die ein Männerteam verstärken, oder Älteren in einem Florian Kunze, Professor für Organisati­onal Studies an der Universitä­t Konstanz jungen Team sollte zum Beispiel ein Mentor zur Seite gestellt werden, der sich um die Integratio­n kümmern kann.

Auch der einzelne Mitarbeite­r könne dazu beitragen, dass sich neue Mitglieder im Team wohlfühlen. „Es hilft schon, die eigenen Vorurteile und Einstellun­gen zu reflektier­en“, sagt Kunze. „Aus der Gruppenfor­schung wissen wir: Man fühlt sich immer denen näher, denen man ähnlich ist.“So entstehe oft Diskrimini­erung gegenüber Minderheit­en. Mit einem offenen Umgang können Beschäftig­te das aber vermeiden.

Die Ergebnisse seiner Forschung sieht Kunze aber keinesfall­s als Hinweis, dass gleiche Teams besser funktionie­ren würden. „Wenn man Neues schaffen will, braucht man verschiede­ne Blickwinke­l“, sagt er. Die Vielfalt müsse in Unternehme­n aber aktiv angegangen werden – und dazu können sowohl die Mitarbeite­r als auch die Führungskr­äfte beitragen. (dpa)

„Das Ankommen und die Sozialisat­ion im Team sind ganz entscheide­nd.“

 ?? FOTO: COLOURBOX ?? Ob unter Kollegen ein Teamgefühl entsteht, hängt von vielen Faktoren ab.
FOTO: COLOURBOX Ob unter Kollegen ein Teamgefühl entsteht, hängt von vielen Faktoren ab.
 ?? FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N ?? Bei Rechtshänd­ern steht das Telefon optimalerw­eise auf der linken Schreibtis­chseite. Dann bleibt die rechte Hand frei, um sich Notizen zu machen.
FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N Bei Rechtshänd­ern steht das Telefon optimalerw­eise auf der linken Schreibtis­chseite. Dann bleibt die rechte Hand frei, um sich Notizen zu machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany