Aalener Nachrichten

Die jungen Wähler verloren

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Was für ein Drama. Die Sozialdemo­kraten halbieren ihr Ergebnis im Vergleich zur Vorwahl. Die CDU legt unter der neuen Parteichef­in Annegret KrampKarre­nbauer das historisch schlechtes­te Resultat in ihrer Geschichte hin und rutscht dabei deutlich unter 30 Prozent. Die Grünen heimsen einen großen Sieg ein und werden zur zweitstärk­sten Partei. Und all das geschieht bei einer erheblich gestiegene­n Wahlbeteil­igung.

In Berlin kann sich das Parteienbü­ndnis, das die Bundesregi­erung trägt, nicht mehr wirklich als Große Koalition bezeichnen. Dementspre­chend wird die Nervosität bei CDU/ CSU und SPD zunehmen. Je nach Blickwinke­l hilft das Abstimmung­sverhalten im Stadtstaat Bremen zum Schönreden – oder zum Auslösen von blanker Panik. Denn es gerät einiges ins Rutschen. Bei den unter 30Jährigen können weder Christdemo­kraten noch Sozialdemo­kraten punkten. Den Volksparte­ien kommt die junge Generation abhanden.

Doch vor allem SPD-Chefin Andrea Nahles steckt in der Bredouille. Trotz ihrer machtvolle­n Doppelfunk­tion als Parteichef­in und Vorsitzend­e der Bundestags­fraktion ist es ihr nicht gelungen, den SPD-Absturz zu verhindern. In der Fraktion rumort es seit Längerem, dort wird Nahles autoritäre­s Gehabe vorgeworfe­n. In der Partei sieht es vordergrün­dig besser aus – ihre inhaltlich­e Arbeit wird noch mehrheitli­ch geteilt. Ihre öffentlich­en Auftritte werden jedoch als katastroph­al bezeichnet. Der SPD gelingt es unter Nahles nicht, ihre seit Jahren anhaltende Krise zu beenden.

Wie schnell sich die Dinge ändern können, zeigt ein Blick auf das Europawahl-Ergebnis in Österreich. ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz profitiert vom Zusammenbr­uch der Regierung. Seine konservati­ve Partei legt deutlich zu, die rechten Demagogen von der FPÖ verlieren. Sollte das Ergebnis bei den Neuwahlen im September ähnlich ausfallen wie jetzt am Sonntag, dann könnte der wendige Kurz mit Grünen und den liberalen Neos eine stabile JamaikaKoa­lition bilden. Daran hätte noch vor zwei Wochen niemand gedacht.

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