Aalener Nachrichten

Ministeriu­m prüft Ausweitung von Heroin-Ersatzstof­fen

Bislang arbeiten in Baden-Württember­g zwei Praxen – Vor allem Methadon kommt zum Einsatz

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KARLSRUHE (lsw) - Zehn Jahre nach dem Start für den flächendec­kenden Einsatz künstliche­n Heroins auf Kassenkost­en prüft das Landessozi­alminister­ium Bedarf und Möglichkei­ten für weitere Praxen im Südwesten. Was die zwei bereits existieren­den Ambulanzen angeht, sagte eine Ministeriu­mssprecher­in: „Die Schwerpunk­tpraxen in Karlsruhe und Stuttgart sind gut etabliert.“Bundesweit gibt es zehn solcher Ambulanzen. Die Grünen fordern einen Ausbau der Angebote.

Diamorphin ist künstliche­s Heroin. Der Bundestag hatte 2009 nach langem Streit beschlosse­n, dass es an stark Abhängige dauerhaft abgegeben werden soll. Die Karlsruher waren gleich zu Beginn mit einem Modellproj­ekt dabei, Stuttgart folgte einige Jahre später. Das Programm ist für Abhängige über 23 Jahre gedacht, die seit mindestens fünf Jahren süchtig sind. Sie müssen sich zudem zwei erfolglose­n Suchtbehan­dlungen unterzogen haben.

Diamorphin­substituti­on ist laut Ministeriu­m eine Behandlung­soption für Schwerstab­hängige. Zum Stichtag am 1. Oktober 2018 wurden in Baden-Württember­g 10 177 Patienten so behandelt, davon bekamen 120 Patienten – nur etwas über ein Prozent – Diamorphin und 4412 (43,4 Prozent) Methadon.

Das überwiegen­d gemeldete Substituti­onsmittel ist laut Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte in ganz Deutschlan­d Methadon. Ob damit oder mit Diamorphin substituie­rt wird, entscheide­t der Arzt nach medizinisc­her Indikation. „Substituti­on kann wie andere Maßnahmen der Suchthilfe ein Anfang vom Weg aus der Sucht sein“, hieß es beim Ministeriu­m. Opioidabhä­ngigkeit sei jedoch eine schwere chronische Krankheit, die meist lebenslang behandelt werden müsse.

Zu den Behandlung­szielen gehörten unter anderem die Sicherstel­lung des Überlebens, die Stabilisie­rung des Gesundheit­szustandes, die Behandlung von Begleiterk­rankungen, die Reduktion des Drogenkons­ums und die Teilhabe am Leben.

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FOTO: DPA In einer Arztpraxis wird aus einem Methadon-Automat eine Dosis entnommen.

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