Das Bremer Ergebnis hellt bei der Union ein wenig die Mienen auf
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer kann mit der ersten Wahl unter ihrer Führung nicht zufrieden sein – Gedrückte Stimmung bei der Baden-Württemberg-CDU
BERLIN - Wenigstens Nummer 1 in Bremen, die CDU wurde am Sonntag nicht ganz so hart abgestraft wie die SPD. Viel Freude kam deshalb nicht auf. Starke Verunsicherung ist auch in Baden-Württemberg auszumachen.
Glanzvoll kann man den Abend in der Berliner Parteizentrale nicht gerade nennen. Dort ist es voll wie lange nicht. Bis endlich gejubelt werden kann, dauert es ein bisschen, bis nämlich die Zahlen für Bremen vorgetragen werden. CDU vor SPD in der tiefroten Hansestadt, da schreien die jungen Leute in den blauen TShirts befreit auf. Bei dem EuropaErgebnis dagegen bleibt es still. Unter 30 Prozent – „das entspricht nicht unseren Ansprüchen“, räumt Generalsekretär Paul Ziemiak ein.
Im Adenauer-Haus kamen an diesem Abend nicht nur CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, sondern auch CSU-Chef Markus Söder und der gemeinsame Spitzenkandidat Manfred Weber zusammen, um das Ergebnis der Europawahl zu bewerten. Das sollte auch ein Zeichen sein. Die Dauerfehde zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel, zwischen der CSU und der CDU wurde auf Eis gelegt, beide Schwesterparteien hatten sich sehr deutlich hinter den Spitzenkandidaten Manfred Weber gestellt.
Dass es in Europa für die Christdemokraten nicht berauschend laufen würde, war erwartet worden. „Blaues Auge“, die Formulierung fällt häufiger in den Gesprächen in der Parteizentrale. „Ziel erreicht“, nennt es Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer und verweist darauf, dass CDU/CSU stärkste Partei geworden ist. Ein bisschen später redet sie dann aber auch von den verfehlten eigenen Ansprüchen. Tatsächlich ist das Europa-Ergebnis der Union das bisher schlechteste Resultat bei einer bundesweiten Wahl überhaupt. Es könnte daher ungemütlicher werden für die Parteichefin. Auch das millionenfach geklickte Rezo-Video über die Zerstörung der CDU trägt nicht gerade zum Wohlbefinden der Partei bei. Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ist genervt von all den Vorwürfen an ihre Partei und hatte dazu gesagt, dass sie sich frage, ob die CDU „nicht eigentlich auch noch verantwortlich ist für die sieben Plagen, die es damals in Ägypten gab“. Nun waren es zehn Plagen und so werfen die Grünen der CDUChefin schon mangelnde Bibelfestigkeit vor.
Südwest-CDU verunsichert
Einen heftigen Dämpfer muss die CDU im Südwesten verarbeiten. Bei der Wahlparty im Landtag sind kaum CDU-Abgeordnete vertreten. CDUFraktionschef Wolfgang Reinhart schickt wenige Minuten nach der ersten Prognose eine Pressemitteilung raus, spricht von einer „Zäsur zur Neuorientierung und Selbstbestimmung“für die CDU. Es geht streng genommen schon wieder um die Personalie Thomas Strobl und die Frage, wer im Land 2021 als Spitzenkandidat antreten wird. Kultusministerin Susanne Eisenmann gilt für viele in der Partei als die bessere Alternative zum Landeschef. Strobl hatte das Wahlergebnis in einer Pressemitteilung auf ganz eigene Art interpretiert. Die CDU sei mit Abstand die stärkste Kraft bei der Europawahl, das Ergebnis im Land sei besser als im Bund, schrieb er. Kurz darauf betont er im SWR, dass das Thema Klimaschutz den Grünen in die Hände spiele, da sei die CDU noch nicht optimal aufgestellt. Zur personellen Aufstellung seiner Partei verliert er kein Wort. Europaminister Guido Wolf (CDU) freut sich zumindest über die wohl deutlich gestiegene Wahlbeteiligung. „Die Menschen haben erkannt: Europa berührt mich ganz persönlich“, sagte er.
Entspannter gibt sich die CSU an diesem Wahlabend. CSU-Chef Markus Söder fordert ein strategisches Umdenken der Union: „Die große Herausforderung der Zukunft ist die intensive Auseinandersetzung mit den Grünen. Alte Maßstäbe, wie wir sie bislang hatten, gelten nicht mehr.“