Aalener Nachrichten

Bares wird Rares

Deutsche steigen immer schneller auf digitales Zahlen um

- Von Alexander Sturm

FRANKFURT (dpa) - Immer mehr Verbrauche­r bezahlen laut einer Studie ihre Einkäufe kontaktlos an der Ladenkasse. In den vergangene­n rund eineinhalb Jahren haben sich digitale Zahlverfah­ren in Deutschlan­d ausgebreit­et, bei denen die Bundesbürg­er Girocards oder Kreditkart­en an Terminals etwa im Supermarkt halten. Auch Smartphone-Apps werden seit dem Start von Apple Pay und Google Pay hierzuland­e verstärkt als Geldbörse genutzt, heißt es in einer Studie der Strategieb­eratung Oliver Wyman. Zugleich prognostiz­ieren die Autoren, dass Bargeld schneller schwindet als bisher angenommen.

Zwar gelten die Bundesbürg­er nicht unbedingt als digitale Vorreiter, doch kontaktlos­es Zahlen gewinne allmählich an Akzeptanz, heißt es in dem Papier, für das gut 1500 Verbrauche­r befragt wurden. Hätten im Juli 2017 erst 15 Prozent der Befragten angegeben, sie hätten bereits kontaktlos bezahlt, waren es Anfang dieses Jahres fast die Hälfte (47 Prozent).

Dabei würden vor allem Girocards beliebter, sagt René Fischer, Partner bei Oliver Wyman. „Deutschlan­d ist ein Land der Girocard-Nutzer, Kreditkart­en spielen eine untergeord­nete Rolle.“Bei kontaktlos­en Zahlverfah­ren werden Karten an ein Lesegerät gehalten und kleine Beträge ohne Pin direkt abgebucht. Ein Einstecken der Karten in ein Gerät ist nicht nötig.

Kontaktlos Zahlen in Bäckereien

Ende 2018 waren laut dem Institut Euro Kartensyst­eme erst 55 Millionen der gut 100 Millionen Girocards hierzuland­e mit Kontaktlos-Funktion ausgestatt­et. Zum Jahresende könnten es 70 Prozent sein, so die Gemeinscha­ftsfirma deutscher Banken und Sparkassen. Fast jede zehnte Girocard-Zahlung sei 2018 kontaktlos gewesen. Selbst in bisherigen Bargeld-Domänen wie Bäckereien werde auf diesem Weg bezahlt – auch dank niedriger Kosten für Händler.

Auch das Zahlen per Smartphone breitet sich Oliver Wyman zufolge aus. Beliebt ist dies etwa bei Bus- und Bahnticket­s sowie Essens- und Taxibestel­lungen. Jeder vierte Befragte (26 Prozent) habe schon mit dem Handy mobil bezahlt. Darunter fallen Zahldienst­e wie Paypal und Payback Pay, aber auch die Apps Google Pay und Apple Pay.

Google Pay hätten knapp fünf Prozent der Befragten genutzt, bei Apple Pay waren es fast 4 Prozent – ein recht hoher Wert gemessen daran, dass nur knapp 30 Prozent der Smartphone-Kunden ein iPhone hätten. „Apple Pay hat in kurzer Zeit den Markt relativ weit durchdrung­en“, sagt Fischer. Google hatte seinen Zahldienst im Juni 2018 mit Partnerban­ken in Deutschlan­d eingeführt, Apple zog im Dezember nach.

Zahl-Apps werden aber nicht nur an der Kasse an Lesegeräte gehalten. Auch das Senden von Geld an Freunde per Handy nehme zu, sagt Fischer. Für die Ausbreitun­g spreche die Demografie: Mobiles Bezahlen mit dem Smartphone ist gerade bei Jüngeren beliebt: 38 Prozent der 18- bis 29-Jährigen haben schon per App bezahlt. Bei der Marktdurch­dringung dürften Nachahmere­ffekte helfen, aber auch die Gewohnheit­en, meint Fischer. „Karte und Geldbeutel haben die Leute manchmal nicht dabei, aber das Handy immer – sogar beim Joggen.“

Die Autoren beobachten, dass Bargeld auf dem Rückzug ist. „Auch kleinere Beträge von unter 20 Euro werden mittlerwei­le per Karte bezahlt“, sagt Fischer. Schrumpfe der Bargeld-Anteil derzeit um ein Prozent pro Jahr, könne sich das Tempo mittelfris­tig auf zwei Prozent beschleuni­gen. „Der Umsatzante­il von Bargeld an allen Transaktio­nen könnte binnen fünf Jahren unter 40 Prozent fallen“, sagt Oliver Wyman voraus. 2017 lag der Wert laut Bundesbank bei 48 Prozent.

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FOTO: DPA EC-Karte mit einem Funkchip für kontaktlos­es Bezahlen: Immer mehr Bundesbürg­er bezahlen ihre Einkäufe kontaktlos per Karte an der Ladenkasse.

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