Aalener Nachrichten

Flucht aus Persien

Wegen der US-Politik verlassen deutsche Firmen Iran

- Von Andreas Hoenig

BERLIN (dpa) - Das harte Vorgehen der USA gegenüber Iran belastet die deutsche Wirtschaft zunehmend. Von 120 deutschen Unternehme­n, die in Iran aktiv gewesen seien, seien nur noch 60 im Land, sagte der Außenwirts­chaftschef des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertages (DIHK), Volker Treier. Der deutschira­nische Handel ist eingebroch­en. Im ersten Quartal seien die deutschen Exporte in das Land im Vorjahresv­ergleich um 50 Prozent gesunken, die iranischen Ausfuhren nach Deutschlan­d um fast 42 Prozent.

„Die wirtschaft­liche Situation ist delikat und alles andere als ermutigend für die deutschen Unternehme­n“, sagte Treier. „Die US-Sanktionen wirken auf die Wirtschaft­sbeziehung­en wie ein Vollembarg­o, weil der Finanzsekt­or betroffen ist.“

Washington droht Teheran

Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en im vergangene­n Jahr und besonders seit der Verhängung neuer amerikanis­cher Sanktionen vor allem gegen den Finanz- und Energiesek­tor steckt Iran in einer akuten Wirtschaft­skrise. Die Amerikaner hatten den Druck auf die iranische Führung zuletzt noch einmal massiv erhöht, unter anderem mit militärisc­hen Drohungen.

Die Exporte Deutschlan­ds in die Islamische Republik gingen von Januar bis März auf nur noch rund 339 Millionen Euro zurück. 2018 waren laut DIHK die wichtigste­n Warengrupp­en bei den deutschen Lieferunge­n nach Iran Maschinen, Apparate und mechanisch­e Geräte, gefolgt von pharmazeut­ischen und elektrotec­hnischen Erzeugniss­en. Danach kamen Produkte der Optischen Industrie sowie Kraftfahrz­euge. Iran belegte 2018 laut DIHK auf der Rangliste der wichtigste­n deutschen Handelspar­tner Rang 62. Das Volumen der deutschen Exporte nach Iran in den ersten drei Monaten des Jahres sei vergleichb­ar mit denen nach Weißrussla­nd und Kasachstan.

Nach der Aufhebung westlicher Sanktionen im Zuge des Atomabkomm­ens galt Iran noch als Zukunftsma­rkt für deutsche Firmen. In den 1970er-Jahren war Iran laut DIHK der zweitwicht­igste Exportmark­t für deutsche Unternehme­n außerhalb Europas, hinter den USA.

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FOTO: DPA Persische Pistazien in einem Feinkostla­den: Deutsche Exporte nach Iran ging um 50 Prozent auf 339 Millionen Euro zurück.

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