Flucht aus Persien
Wegen der US-Politik verlassen deutsche Firmen Iran
BERLIN (dpa) - Das harte Vorgehen der USA gegenüber Iran belastet die deutsche Wirtschaft zunehmend. Von 120 deutschen Unternehmen, die in Iran aktiv gewesen seien, seien nur noch 60 im Land, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Der deutschiranische Handel ist eingebrochen. Im ersten Quartal seien die deutschen Exporte in das Land im Vorjahresvergleich um 50 Prozent gesunken, die iranischen Ausfuhren nach Deutschland um fast 42 Prozent.
„Die wirtschaftliche Situation ist delikat und alles andere als ermutigend für die deutschen Unternehmen“, sagte Treier. „Die US-Sanktionen wirken auf die Wirtschaftsbeziehungen wie ein Vollembargo, weil der Finanzsektor betroffen ist.“
Washington droht Teheran
Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen im vergangenen Jahr und besonders seit der Verhängung neuer amerikanischer Sanktionen vor allem gegen den Finanz- und Energiesektor steckt Iran in einer akuten Wirtschaftskrise. Die Amerikaner hatten den Druck auf die iranische Führung zuletzt noch einmal massiv erhöht, unter anderem mit militärischen Drohungen.
Die Exporte Deutschlands in die Islamische Republik gingen von Januar bis März auf nur noch rund 339 Millionen Euro zurück. 2018 waren laut DIHK die wichtigsten Warengruppen bei den deutschen Lieferungen nach Iran Maschinen, Apparate und mechanische Geräte, gefolgt von pharmazeutischen und elektrotechnischen Erzeugnissen. Danach kamen Produkte der Optischen Industrie sowie Kraftfahrzeuge. Iran belegte 2018 laut DIHK auf der Rangliste der wichtigsten deutschen Handelspartner Rang 62. Das Volumen der deutschen Exporte nach Iran in den ersten drei Monaten des Jahres sei vergleichbar mit denen nach Weißrussland und Kasachstan.
Nach der Aufhebung westlicher Sanktionen im Zuge des Atomabkommens galt Iran noch als Zukunftsmarkt für deutsche Firmen. In den 1970er-Jahren war Iran laut DIHK der zweitwichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen außerhalb Europas, hinter den USA.