Renditeträchtige Risiken
Bei der Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“geben Experten Tipps, wie Aktien und Fonds beim Vermögensaufbau helfen
RAVENSBURG (sz) - Eine Zinswende ist weiterhin nicht in Sicht. Sparer und Anleger kommen ohne Risiko kaum an höhere Renditen. Lässt sich mit Fonds und Aktien ein Vermögen aufbauen? David Krahnenfeld, Achim Lorch, Frank Schöndorf und Dominik Vogt vom deutschen Fondsverband BVI haben bei der Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“die Fragen der Leser beantwortet.
Mein Berater hat mir offene Immobilienfonds empfohlen, da das höhere Erträge bringt als Festgeld. Stimmt das?
Ja, die Rendite betrug in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt etwa zwei bis drei Prozent jährlich. Das ist also deutlich höher als aktuell beim Festgeld. Sie müssen zwar gewisse Wertschwankungen hinnehmen, diese sind aber geringer als bei anderen Fondsarten.
Ich (54 Jahre) möchte 100 000 Euro für acht bis zehn Jahre relativ sicher anlegen. Die Rendite spielt eine eher untergeordnete Rolle. Welche Möglichkeiten gibt es?
Bei einer Anlagedauer von zehn Jahren empfiehlt sich ein defensiver Mischfonds, wenn der Schwerpunkt eher auf der Sicherheit liegen soll. Mit Mischfonds erreichen Sie eine breite Streuung über Aktien und Anleihen. Angesichts des hohen Betrags sollten Sie überlegen, die Summe auf mehrere Fonds aufzuteilen.
Ich habe 5000 Euro gespart. Lohnt es sich, das Geld in Fonds anzulegen?
Wenn das Ihre einzigen Ersparnisse sind, sollten Sie diese als Liquiditätsreserve schnell verfügbar halten, zum Beispiel auf einem Sparkonto. Wer in Fonds anlegt, sollte einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren haben.
Welcher Fonds ist der beste?
Das weiß man erst im Nachhinein. Langfristig haben bisher Aktienfonds am besten abgeschnitten. Hier sind auf längere Sicht Renditen von im Schnitt vier bis sieben Prozent jährlich möglich. Bei Mischfonds, Rentenfonds und offenen Immobilienfonds ist die Rendite in der Regel niedriger, dafür sind die Wertschwankungen geringer.
Ist es möglich, ein Wertpapierdepot aus dem europäischen Ausland nach Deutschland zu übertragen?
Ja, selbstverständlich. Voraussetzung ist ein Depot in Deutschland. Wenn Sie keins haben, eröffnen Sie eins. Dann kann ein Übertrag im Normalfall problemlos durchgeführt werden. Am besten kontaktieren Sie dazu Ihre Hausbank in Deutschland.
Ich habe zwei Enkelkinder, für die ich jeweils 50 Euro im Monat für achtzehn Jahre sparen möchte. Wie kann ich trotz Minizinsen noch eine gute Rendite bekommen?
Für diesen Zeitraum haben sich Sparpläne mit Investmentfonds bewährt. Die höchsten Renditechancen bieten Aktienfonds. Hätten Sie in den vergangenen 15 Jahren 50 Euro mit Aktienfonds global gespart, hätten Sie nach Abzug der Kosten durchschnittlich rund 14 000 Euro zusammen, eingezahlt wurden nur 9 000 Euro. Das entspricht einer jährlichen Rendite von fast sechs Prozent.
Was passiert, wenn ich bei einem Aktienfondssparplan die monatlichen Sparraten nicht mehr aufbringen kann?
Kein Problem, denn Sie können die monatlichen Raten jederzeit beliebig ändern oder auch ganz aussetzen. Das Kapital bleibt jederzeit für Sie frei verfügbar.
Seit Jahren habe ich überwiegend Aktienfonds und bin auch zufrieden damit. Sollte ich mehr streuen und Rentenfonds dazukaufen?
Nicht unbedingt. Rentenfonds legen ihr Kapital in festverzinslichen Wertpapieren an und bieten wegen der anhaltenden Niedrigzinsen eher geringe Erträge. Daran dürfte sich in nächster Zeit auch kaum etwas ändern. Die Chancen sind bei Aktienfonds deutlich höher.
Wie kann ich günstig monatlich 50 Euro in Fonds investieren?
Wenn Sie Wertschwankungen akzeptieren können, macht ein langfristiger, monatlicher Sparplan mit Aktienfonds Sinn. Sie können von Wertschwankungen profitieren, denn bei niedrigen Kursen kaufen Sie mehr Fondsanteile für den Sparbetrag. Alternativ kommt ein ausgewogener Mischfonds mit Renten, Aktien und Rohstoffen in Betracht. Mit sogenannten passiven Fonds, also ETFs, können die Kosten gesenkt werden. Dabei sind Sie aber immer von der Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index abhängig.
Was ist ein ETF?
Exchange Traded Funds (ETFs) sind börsengehandelte Indexfonds. Jeder ETF bildet also einen bestimmten Index ab, wie etwa den DAX. Da dafür kein aktives Fondsmanagement nötig ist, haben ETFs eine günstige Kostenstruktur. Während bei einem aktiven Fonds das Management je nach Kapitalmarktlage Wertpapiere kaufen und verkaufen kann, macht der Anleger bei einem ETF alle Wertschwankungen des Index mit.
Soll ich festverzinsliche Anlagen besser in Mischfonds und Immobilienfonds tauschen?
Aufgrund der Null-Zins-Politik kann eine weitere Aufteilung beziehungsweise Streuung des Vermögens durchaus sinnvoll sein. Eine Mischung aus festverzinslichen Wertpapieren, offenen Immobilienfonds und Aktienfonds deckt ein breiteres Anlagespektrum ab und bietet bessere Renditechancen.
Aus einer fälligen Lebensversicherung erhalte ich 200 000 Euro. Wie lege ich das Geld für zwei Jahre am besten an?
Da bleibt zum verzinslichen Bereich, wie zum Beispiel Festgeld, kaum eine Alternative. Für Aktienanlagen und offene Immobilienfonds brauchen Sie mehr Zeit. Überlegen Sie, ob tatsächlich der gesamte Betrag kurzfristig angelegt werden muss, oder ob eine Aufteilung möglich ist. Wenn Sie einen Teil länger anlegen können, käme eine Streuung auf verschiedene Anlagemöglichkeiten in Betracht. Dann würden sich auch die Renditechancen verbessern.
Mein Sohn hat nach der Ausbildung seine erste Stelle angetreten. Ist jetzt der Abschluss einer Riesterrente zur Altersvorsorge sinnvoll? Wenn ja, welcher Vertrag?
Eine frühe Altersvorsorge ist immer sinnvoll, da dann schon mit kleinen Beträgen ein beachtliches Vermögen angespart werden kann. Bei Riester kommt eine attraktive staatliche Förderung hinzu. Außerdem sind die Einzahlungen und staatlichen Zulagen bei Rentenbeginn garantiert. Da ihr Sohn über 40 Jahre Zeit bis zur Rente hat, ist ein Riestersparplan mit Aktienfonds empfehlenswert. Langfristig haben Aktienfonds die höchsten Renditen gebracht.
Ich möchte 20 000 Euro für zehn Jahre anlegen und dafür eine möglichst hohe Rendite haben. Wertschwankungen sind für mich in Ordnung. Was denken Sie?
Ich würde aufteilen auf Aktienfonds Deutschland und Aktienfonds global. Hier bestanden in der Vergangenheit hohe Renditemöglichkeiten. Beim deutschen Fondsverband BVI gibt es umfangreiche Statistiken zur Wertentwicklung vieler verschiedener Fondsgruppen.
Ich habe ein Vermögen von 150 000 Euro, das über die nächsten 20 Jahre als Zusatzrente ausbezahlt werden soll. Sind hier Wertpapieranlagen sinnvoll?
Ja, bei dieser langen Laufzeit kann durchaus ein Auszahlplan aus einer Fondsanlage infrage kommen. Meist bietet sich hier ein Mischfonds aus Aktien und festverzinslichen Wertpapieren an. Details sollten Sie mit Ihrem Berater besprechen.
Ich bin 91 Jahre alt und möchte 75 000 Euro mit einem Anlagehorizont von fünf Jahren investieren. Geht das in meinem Alter noch mit Fonds?
Eine Fondsanlage ist keine Frage des Alters. Entscheidend ist der Anlagezeitraum, die Renditeerwartung und die Risikobereitschaft. Bei einer Anlagedauer von fünf Jahren sollte man eher in defensivere Fonds mit niedrigen Wertschwankungen investieren.
Ich habe 150 000 Euro zur Anlage, 30 000 Euro habe ich bereits in offene Immobilienfonds angelegt. Was kann ich (81 Jahre) mit dem Rest machen?
Grundsätzlich macht es Sinn, sein Geld breit zu streuen, um das Risiko einzelner Anlagen zu reduzieren. Der erste Schritt zu Immobilienfonds war ein Anfang, wichtig wäre nun mit Ihrem Anlageberater über die passende Strategie für Ihr Vermögen zu sprechen.