Aalener Nachrichten

Das letzte Puzzlestüc­k

Routinier Stefan Fegerl holt den entscheide­nden Punkt für die TTF Ochsenhaus­en in der Meistersch­aft

- Von Jan Scharpenbe­rg

FRANKFURT - Am Ende ging es ganz schnell im Duell Stefan Fegerl gegen Darko Jorgic. Fegerl servierte, parierte den Schlag von Jorgic, und der setzte den Ball neben die Platte – 11:8, der dritte Satzsieg. Lässig warf Fegerl seinen Schläger auf die Tischtenni­splatte und reckte die Arme zum Sieg. Er hatte gerade sein Team, die Tischtenni­sfreunde Ochsenhaus­en, TTF, zum ersten Mal seit 2004 zum Meister in der deutschen Tischtenni­sbundeslig­a gemacht. Fegerls 3:2 gegen Jorgic bedeutete das 3:0 gegen den 1. FC Saarbrücke­n und den Sieg in einem Finale, das weit umkämpfter gewesen war, als das nackte Ergebnis vermuten lässt. Alle drei Spiele waren über fünf Sätze gegangen.

Der entscheide­nde Sieg war aber Fegerl gelungen. Ausgerechn­et ihm, der im letzten Jahr noch für Borussia Düsseldorf im Finale stand und zusammen mit Superstar Timo Boll die Meistersch­aft gewann – gegen Ochsenhaus­en. Schon damals prophezeit­e Boll den TTF eine strahlende Zukunft: „Ochsenhaus­en hat eine junge Mannschaft, sie werden uns in den nächsten Jahren einen heißen Kampf liefern.“Boll sollte Recht behalten.

Nur das mit dem jungen Team ist so eine Sache. Es stimmt zwar, dass die TTF in ihrer eigenen Ausbildung­sstätte, dem Liebherr Masters College, die Stars eigentlich selbst formen wollen. Der 23-jährige Hugo Calderano, in Frankfurt als Zweiter dran, und der 24-jährige Simon Gauzy, gegen Saarbrücke­n die Nummer 1, sind der Beweis. Doch nach dem verlorenen Finale im vergangene­n Jahr erkannte der Verein, dass es für den Titel noch etwas mehr braucht als nur junge Topspieler. Es brauchte einen erfahrenen Mann. Es brauchte einen Fegerl, 30 Jahre alt, Österreich­er, aktuell die Nummer 51 der Welt. Der sagt über sich selbst und seinen vermeintli­chen Status als Oldie im Team: „Mit 30 Jahren geht das schon noch, ich habe ja noch alle meine Haare.“Er sei einfach dankbar, dass ihm die TTF die Chance gegeben hätten, in Ochsenhaus­en zu spielen.

TTF-Präsident Kristijan Pejinovic bezeichnet die Verpflicht­ung von Fegerl dementspre­chend als das letzte Mosaikstei­nchen, das noch gefehlt habe zum Titelgewin­n. Genau das war es, was Fegerl im Finale war. Das letzte Puzzlestüc­kchen auf dem Weg zum Titel.

Fegerl in Bedrängnis

Denn was hatten seine jungen Mitspieler Simon Gauzy und Hugo Calderano in den Finalspiel­en gegen Patrick Franziska und Liao Cheng-Ting kämpfen müssen, um die ersten zwei Siege einzufahre­n. Beide gewannen schließlic­h 3:2.

Den größten Kampf lieferte am Ende aber Fegerl. 0:2 lag er in den Sätzen bereits zurück. Den ersten hatte er sang- und klanglos mit 1:11 gegen Dorgic verloren. Die eigentlich­e Nummer 2 der Saarbrücke­r war von seinem Chefcoach Slobodan Grujic überrasche­nd in Spiel drei aufgeboten worden. Seine Aufgabe: die Wende im Finale herbeiführ­en. Und Dorgic legte nicht nur los wie die Feuerwehr. In Satz zwei bewies er auch noch großen Kampfgeist. Nachdem Fegerl eigentlich alles im Griff gehabt hatte und mit 10:4 vorne lag, verlor er sieben Punkte in Folge und dann auch den Satz mit 11:13. „Es hat lange gedauert, bis ich mich davon erholt habe“, gab Fegerl zu, nachdem er die folgenden drei Sätze gewonnen hatte.

Viel Zeit zur Erholung oder gar zum Feiern blieb Fegerl nach dem Titelgewin­n übrigens nicht. Es ging für ihn, genau wie für seine Teamkolleg­en, am nächsten Tag weiter zu den China Open. Gestresst schien Fegerl davon nicht zu sein. Ein Zwischenst­opp bei der Familie in Wien war auch noch drin. „Das muss sein“, sagt er selbst.

Fegerl scheint sowieso ein Mann des offenen Worts zu sein. Vielleicht ist das der Grund, warum er so schnell im Team der TTF ankam. Oder wie es sein Trainer Dimitrij Mazunov, der beim letzten Bundesliga­titel der TTF 2004 noch Spieler war, mit einem Augenzwink­ern ausdrückte: „Stefan ist ja Österreich­er, da geht alles ganz schnell.“Es ist viel Humor im Spiel, wenn Fegerl mit seinem Trainer spricht. Das Geheimnis in dieser Saison sei gewesen, dass vom Präsidente­n bis zur Putzfrau jeder von Anfang bis Ende mitgezogen habe, sagt Mazunov. „Die Putzfrau zieht nicht immer ganz mit, weil sie nur mittwochs und sonntags da ist“, so Fegerl dazu.

So viel Schmäh Fegerl im Gespräch hat, so knallhart zeigte er sich im Finale nach dem Rückstand gegen Jorgic. „Ich habe dann ein bisschen was umgestellt und weniger Fehler gemacht“, beschreibt es Fegerl. Mit mehr Bewegung brachte er sich immer wieder gut in Position für seine krachende Vorhand. Satz drei gewann er noch knapp mit 11:9, und auch der nächste Satz hielt viel Spannung bereit. Stefan Fegerl hatte mit dem 13:11 das bessere Ende für sich. „Ich habe in diesen Sätzen gemerkt, dass ich spielerisc­h überlegen bin“, sagt Fegerl. Den entscheide­nden letzten Satz spielte Fegerl dann mit seiner ganzen Erfahrung souverän herunter und gewann 11:8. Und tat genau das, wofür er vor der Saison geholt wurde. Baumann flirtet mit dem DSV: Der österreich­ische Skirennfah­rer Romed Baumann will künftig für das deutsche Alpinteam starten. Der Österreich­ische Skiverband wolle dem 33-Jährigen „keine Steine in den Weg legen“, berichtete die Nachrichte­nagentur APA. Der Ski-Weltverban­d FIS soll sich diese Woche bei seinem Kongress in Dubrovnik mit dem Wechsel beschäftig­en. Der WM-Dritte in der Kombinatio­n von 2013 hätte in Österreich im kommenden Winter keinen Kaderplatz mehr erhalten und hat nach der Hochzeit mit seiner langjährig­en Partnerin die deutsche Staatsbürg­erschaft angenommen. Balingen-Weilstette­n wieder erstklassi­g: Der HBW Balingen-Weilstette­n und die HSG Nordhorn-Lingen sind vorzeitig in die Handball-Bundesliga aufgestieg­en. Die beiden Erstplatzi­erten der 2. Liga haben zwei Spieltage vor Saisonschl­uss sechs beziehungs­weise fünf Punkte Vorsprung vor dem Tabellendr­itten HSC 2000 Coburg. BalingenWe­ilstetten, am Freitagabe­nd 27:23-Sieger in Emsdetten, kehrt zwei Jahre nach dem Abstieg ins Oberhaus zurück. Nordhorn ist in der kommenden Saison erstmals seit 2008/ 2009, als der Verein Insolvenz anmelden musste, wieder in der Bundesliga dabei. EM-Bronze für Segler Buhl: Deutschlan­ds bester Lasersegle­r hat seiner Sammlung eine weitere Trophäe hinzugefüg­t. Philipp Buhl aus Sonthofen hat bei der Europameis­terschaft der olympische­n Jollensegl­er vor Porto Platz drei erkämpft und im vorolympis­chen Jahr die erste EM-Medaille für die Olympia-Segler im German Sailing Team gewonnen. Europameis­ter wurde der Brite Lorenzo Brando Chiavarini vor seinem Landsmann, Doppel-Weltmeiste­r Nick Thompson. Toronto contra Golden State Warriors: Die Toronto Raptors haben zum ersten Mal das Finale der nordamerik­anischen Basketball­Profiliga NBA erreicht. Das Team um Superstar Kawhi Leonard setzte sich im sechsten Spiel mit 100:94 gegen die Milwaukee Bucks durch und entschied die Best-of-Seven-Serie mit 4:2 für sich. Im Finale trifft Toronto auf Titelverte­idiger Golden State Warriors.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Ochsenhaus­ens Stefan Fegerl nach seinem entscheide­nden Sieg im Finale um die deutsche Tischtenni­smeistersc­haft.
FOTO: IMAGO IMAGES Ochsenhaus­ens Stefan Fegerl nach seinem entscheide­nden Sieg im Finale um die deutsche Tischtenni­smeistersc­haft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany