Wolkenkuckucksheim statt Betzenberg
Erinnert sich noch jemand an den 1. FC Kaiserslautern? Das ist jener Verein, für den Mitte des vergangenen Jahrhunderts Fritz Walter und sein Bruder Ottmar gekickt haben. Das ist jener Verein, der kurz vor dem Millenium mit Trainer Otto Rehhagel als Aufsteiger Meister wurde. Kurz gesagt: Lautern ist ein Mythos, dessen Ruhm auf Erfolgen in der Fußball-Steinzeit gründet. Zum Saisonauftakt haben die Pfälzer vergangenen Samstag am heimischen Betzenberg ein 1:1 gegen Unterhaching erreicht. Auftakt? Ja, ja, in Liga drei wird schon wieder gespielt.
Die Pfälzer sind jedenfalls ganz unten angekommen – und wie so viele Clubs mit glorreicher Vergangenheit und katastrophalem Management haben sie nun auch einen Investor: keinen Scheich und nicht einmal einen Hörgeräteproduzenten, Kaiserslauterns Geldgeber ist ein Immobilienhai namens Flavio Becca. Er stammt aus dem Fußball-Stiefmutterland Luxemburg und hat dort hinreichend Erfahrung als Mäzen von F91 Düdelingen gesammelt.
Becca hat Lautern vor der Pleite bewahrt – und dennoch müssen alle FCK-Fans nun ganz tapfer sein. Denn Mr. Düdelingen hat wohl auch einen Zweitwohnsitz in Wolkenkuckucksheim. „Natürlich ist die Champions League eines unserer Ziele, die wir uns setzen müssen“, hat er nun gesagt. Dann hat er noch davon gefaselt, dass der FCK ein Zwölfzylinder sei, der im Moment auf sechs Zylindern läuft. Teufel aber auch! Das ist von Rehhagels kontrollierter Offensive ganz weit weg – und Fritz Walter rotiert im Grab. Wird Zeit, dass es regnet. Herr Becca benötigt jedenfalls dringend eine Abkühlung.