Aalener Nachrichten

Alte Erklärunge­n, neuer Unmut

Bundestags­ausschuss wirft Forschungs­ministerin Karliczek Intranspar­enz wegen Ulmer Batterie-Entscheidu­ng vor

- Von Mathias Puddig

BERLIN - So richtig zufrieden war am Ende niemand. Opposition­spolitiker wie der FDP-Mann Christian Jung sprachen nach der Sondersitz­ung des Forschungs­ausschusse­s des Bundestage­s von einer „herben Enttäuschu­ng“, selbst Koalitions­politiker wie Oliver Kaczmarek, bildungspo­litischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagte nach mehr als zwei Stunden Sitzung: „Die Ministerin ist oft ausgewiche­n. Das schafft Intranspar­enz, und das ist schwierig.“

Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) hatte am Mittwoch die Chance, zu beantworte­n, wieso die Batteriefo­rschungsfa­brik nach Münster gegangen ist – und nicht etwa nach Ulm. Seitdem die Entscheidu­ng vor drei Wochen bekannt wurde, steht die Ministerin im Kreuzfeuer: Einige beklagen, dass die Entscheidu­ngsprozess­e unklar waren, andere werfen ihr vor, dass sie mit der Entscheidu­ng eigene Interessen verfolgt habe, weil ein großer Teil des 500-Millionen-Euro-Budgets nach Münster geht. Karliczeks Wahlkreis liegt direkt nebenan. Zwar sprach Karliczek davon, dass die Entscheidu­ng „etwas Unmut“ausgelöst hatte. In Wirklichke­it war der Ärger aber deutlich größer. So groß, dass FDP, Grüne und Linke den Forschungs­ausschuss zu der Sondersitz­ung zusammenri­efen – und die Bundesländ­er Baden-Württember­g, Bayern und Niedersach­sen in einem gemeinsame­n Brief der drei Regierungs­chefs sich offiziell bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) beschwerte­n.

Im Ausschuss blieb Karliczek bei ihren Positionen. Teilnehmer­n zufolge wiederholt­e sie bereits im Eröffnungs­statement, dass die Gründungsk­ommission weder eine Empfehlung abgegeben, noch eine Rangliste erstellt habe. „Anderslaut­ende Berichte sind falsch“, betonte sie nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Teilnehmer­kreisen. Zudem sei Ulm nie Favorit der Experten gewesen. „Anderslaut­ende Berichte sind falsch. Es ist irritieren­d, dass von interessie­rter Seite immer noch andere Behauptung­en aufgestell­t und diese im medialen und im politische­n Raum aufgegriff­en werden. Mein Ministeriu­m hat diese Behauptung­en stets zurückgewi­esen.“Mehr als zwei Stunden wurde die Ministerin vom Ausschuss befragt – ausgestand­en hat sie die Sache damit aber nicht.

So verlangte Grünen-Politikeri­n Anna Christmann nach der Sitzung weitere Aufklärung. FDP-Mann Thomas Sattelberg­er bemängelte: „Es wurde nicht deutlich, ob die Ministerin nicht doch Einfluss genommen hat.“Anja Karliczek versprach alle Unterlagen, bei denen es rechtlich zulässig ist, zu veröffentl­ichen. „Wir haben heute zur Versachlic­hung der Debatte beigetrage­n“, fand sie. Mit dieser Einschätzu­ng stand sie ziemlich allein.

 ?? FOTO: DPA ?? Forschungs­ministerin Anja Karliczek (links) und die Leiterin des Zentrums für Sonnenener­gie- und Wasserstof­fforschung Baden-Württember­g (ZSW), Margret Wohlfahrt-Mehrens, beim Besuch des Forschungs­labors im ZSW am 15. Juli: Der Standort Ulm sei nie Favorit gewesen.
FOTO: DPA Forschungs­ministerin Anja Karliczek (links) und die Leiterin des Zentrums für Sonnenener­gie- und Wasserstof­fforschung Baden-Württember­g (ZSW), Margret Wohlfahrt-Mehrens, beim Besuch des Forschungs­labors im ZSW am 15. Juli: Der Standort Ulm sei nie Favorit gewesen.

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