Kopftuch kommt ins Museum
Die Aktion von Pfarrer Sedlmeier sorgt immer noch für Gesprächsstoff.
AALEN - Im Rahmen der Pfingstmesse im vergangenen Jahr hat der katholische Pfarrer Wolfgang Sedlmeier in der Aalener Marienkirche für Furore gesorgt. Aufgrund einer Aussage der AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Alice Weidel, über „Kopftuchmädchen“wollte der Pfarrer seine Solidarität ausdrücken – in dem er sich selbst ein Kopftuch aufsetzte. Jetzt soll das Tuch im Haus der Geschichte in Stuttgart ausgestellt werden. Redakteur Michael Häußler hat sich mit Pfarrer Sedlmeier zum Gespräch getroffen.
Herr Sedlmeier, noch immer wird Ihre Aktion vor allem in sozialen Medien diskutiert. Ist Ihnen die Tragweite bewusst?
Ich bin sehr erstaunt, dass das noch immer die Runde macht. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet. Das Interessante ist, die Empörung ist größer, je weiter es von Aalen weg geht und je weniger mich die Leute kennen. Ich habe über 300 E-Mails erhalten und 80 Prozent davon waren kritisch und zum Teil beleidigend.
Haben Sie auf die E-Mails reagiert?
Diese geballte Aggressivität und zum Teil Drohungen zu erleben, das war schwer für mich. Von diesen 300 Mails habe ich ungefähr zehn Prozent beantwortet. Aber nur die, die bei mir etwas ausgelöst haben. Welche, bei denen eine Sorge oder eine gewisse Angst dahinter steckte.
Bereuen Sie die Aktion mit dem Kopftuch?
Das ist meine Haltung. Respekt gilt für alle Menschen. Ich stehe voll dazu. Ich bin kein Held, ich vertrete das aber offensiv. Es gibt viele Menschen, die Verantwortung übernehmen und nicht wegschauen, wenn etwas passiert.
Das Objekt, um das es immer geht, haben Sie gar nicht mehr. Was ist damit passiert?
Ich habe bereits im vergangenen Jahr eine E-Mail bekommen, dass das Haus der Geschichte in Stuttgart das Tuch für eine Ausstellung ausleihen möchte. Der Kurator hat mich angerufen, ob ich Bedenken hätte. Die hatte ich nicht. Ich habe ihm angeboten, es in ein Kuvert zu stecken und ihm zu schicken. Er hat es aber persönlich abgeholt, das Tuch sei viel zu wertvoll, um es so zu verschicken. Das Kopftuch wurde dann in eine Schatulle mit Seidenpapier gelegt. Das war wirklich nett.
Ist das für Sie absurd oder der angemessene Rahmen für das Kopftuch?
Es ist eine ganz große Ehre für dieses Tuch. Ich werde es der Gemeinde anbieten, dass wir gemeinsam an einem Sonntagnachmittag nach Stuttgart fahren und diese Ausstellung über Kopfbedeckungen anschauen.
Sie haben ja geradezu Zeitgeschichte geschrieben und es bundesweit in die Medien geschafft.
Mir ist wichtig, dass ich nicht darauf reduziert werde. Ich möchte nicht der Kopftuch-Pfarrer sein. Mein Anliegen ist die Glaubensverkündigung auf ganz viele Arten.